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[ Nachwuchs-Kolumne #138 ]

Women in Architecture Berlin: über Sichtbarkeit weiblicher Baukultur

2021 gab das Festival "Women in Architecture" Frauen unseres Berufsstands eine Bühne. Nun ist das Buch dazu erschienen. Es benennt den Status Quo und gibt einen Überblick über die Vielfalt der Festivalbeiträge

Eine Frau liest das Buch "Women in Architecture Berlin"
Die Kolumnistin bei der Lektüre des Buchs „Women in Architecture Berlin“ Foto: privat

Von Johanna Lentzkow

Keine Musik, dafür Ausstellungen, Führungen und Workshops: Women in Architecture (WIA) Berlin 2021 war das erste Festival zu Frauen in der Architektur. Mit der Absicht, Frauen in der Architektur sicht- und hörbar zu machen, ihnen eine Bühne zu geben und ihre Leistungen zu zeigen, fanden im Rahmen des WIA Berlin über den ganzen Juni hinweg fast 100 Veranstaltungen an verschiedenen Orten in der Hauptstadt statt. Das Festival wurde vom Berliner Netzwerk von Planerinnen n-ails. e.V. und der Architektenkammer Berlin veranstaltet und mit Beiträgen von über 30 Institutionen gefüllt. Ausstellungen, Filmreihen, Führungen, Symposien, Vorträge und Workshops behandelten die drei Fokusthemen „Baustelle Gleichstellung“, „Paritätische Baukultur“ und „Umbau des Berufsbildes“.

Facetten weiblicher Baukultur

Ende letzten Jahres folgte nun das zugehörige Buch „Women in Architecture Berlin – Facetten weiblicher Baukultur“, das den Status Quo benennt und einen Überblick über die Vielfalt der Festivalbeiträge zur Baukultur gibt. Die Publikation fasst Inhalte, Ergebnisse und Visionen in fünf Kapiteln anschaulich zusammen: „Baustelle Gleichstellung“, „Präsenz“, „Kanon Baukultur“, „Perspektivwechsel“ und „International“. Inhaltlich eingeleitet werden diese mit Essays und Kurztexten, denen dann die Dokumentation aller WIA-Beiträge folgt. Ziel des Buches ist es, nicht nur auf das Ungleichgewicht aufmerksam zu machen, sondern auch Anstöße zu setzen und als Impuls für mehr Diversität in der Baukultur zu dienen: informativ, innovativ, inspirativ.

Litfaßsäule mit Werbung für BDA
Auf 300 Litfaßsäulen wurden Poster plakatiert, die nicht nur Werbung für das Festival machen, sondern zugleich von Frauen entworfene Gebäude, Innen- oder Freiräume präsentieren.

Sichtbarkeit als Selbstermächtigung

Es geht darum, sichtbar zu sein, zu zeigen, was man kann und was man will. Wie kann das konkret aussehen? Eine von 100 Antworten, die die Festivalteilnehmer:innen darauf fanden, gab der BDA Berlin: To Go. Was ursprünglich als pandemische Notlösung für die Ausstellung von 50 Werken von Architektinnen angedacht war, entpuppte sich als wirksame Art der Sichtbarmachung weiblicher Baukultur. Auf 300 Litfaßsäulen wurden DIN-A1-große Poster plakatiert, die die Ausstellungstafeln der teilnehmenden Architektinnen abbildeten, gepaart mit dem Namen der Verfasserin und einem von ihr selbst gewählten Schlagwort, der als Art Kommentar diente.

Es waren Begriffe, die Aufschluss darüber geben, womit sich die Architektin beschäftigt: wie Licht, Material, Konstruktion. Oder Schlagworte, die den Entwurfsprozess beschreiben: wie Hinterfragen, Denken, Begeistern. Oder solche, die die Essenz von Architektur beschreiben, wie Raum, Ressourcen, Dialog. Architektur ist die Kunstform, der trotz ständiger Präsenz am wenigsten Beachtung zukommt, geschweige denn den Urheberinnen dahinter. Die besonderen Aktionen im Rahmen des Festivals „Women in Architecture 2021“ machten den Architekturdiskurs öffentlich zugänglich und die Bedeutung von Architektinnen für die zeitgenössische Baukultur sichtbar.

Women in Architecture worldwide? Blick über den deutschen Tellerrand

Das letzte Kapitel des Buches „Women in Architecture“ spannt den Bogen zur internationalen Ebene und zeigt auf, dass europäische Netzwerke, die sich die Sichtbarkeit weiblicher Baukultur zur Aufgabe gemacht haben, bereits existieren und wir beispielsweise von Schweden mit der höchsten Frauenerwerbsquote in der EU in puncto Geschlechtergleichstellung lernen können. Denn es gibt keinen Zweifel daran, dass dem Ungleichgewicht in der Präsenz von Frauen und Männern in der Architektur hierzulande nur mit den richtigen Strategien wirksam begegnet werden kann.

Das Festival „Women in Architecture“ soll in Zukunft verstetigt, vielleicht sogar auf Bundesebene ausgeweitet werden. Das Ungleichgewicht bei der Sichtbarkeit von Frauen und Männern in der Architektur ist Fakt, weswegen es wichtig ist, weiter im Dialog zu bleiben und die Wahrnehmung dafür zu erhöhen. Denn wie schön wäre es, nicht nur in diesem Zusammenhang von Frauen in der Architektur zu schreiben.

 

Women in Architecture Berlin
Facetten weiblicher Baukultur
n-ails e.V. (Hg.)
jovis Verlag
176 Seiten, 35 Euro

 

 

 

 


Johanna Lentzkow absolvierte ihren Bachelor an der Hochschule Darmstadt und setzt nun ihr Architekturstudium an der Technischen Universität in München fort.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Ziebart und Lorenz Hahnheiser.

1 Gedanke zu „Women in Architecture Berlin: über Sichtbarkeit weiblicher Baukultur

  1. Herzlichen Dank für den Buchhinweis! Es kann (noch) nicht genug Aufmerksamkeit für die Baustelle Gleichstellung geben. Bitte weiterleiten, Danke! E. Duda für WIA Berlin / n-ails e.V.

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