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[ Diskussion ]

Toiletten-Diskriminierung: weniger Damentoiletten als Herrentoiletten

Warum gibt es vor Damentoiletten immer Warteschlangen? Weil Frauen häufiger müssen oder weil es dort einfach weniger WCs gibt? Und warum haben Männer schon dank der Bauvorschriften Vorteile? Eine Ursachenforschung und ein Lösungsvorschlag

Wegweiser zur Damentoilette
So schnell geht es meist nicht, denn vor den Damentoiletten herrscht unerklärlicherweise oft Stau.

Von Ayesha Müller-Wolfertshofer

Ist euch schon mal aufgefallen, dass Männer ohne große Probleme auf die Toilette können, während die Schlange bei den Frauen immer länger wird? Warum ist das so? Um dieser Frage nachzugehen, habe ich mich mit meinen Kollegen und Freunden unterhalten. (Da mir in meinem Bekanntenkreis noch keine Transgenderperson bekannt ist, habe ich mich auf Männer und Frauen beschränkt, obwohl mir bewusst ist, dass diese Personen die größten Probleme haben).

„Frauen müssen halt öfter auf die Toilette“

„Frauen müssen halt öfter auf die Toilette“ oder „Der weibliche Körper ist anders gebaut, sie können dem Druck nicht so widerstehen wie wir“ sind einige Antworten, die ich oft von Männern gehört habe. Frauen sind bei dieser Frage eher ruhig, oder stimmen den Männern zu mit: „Ja, ich muss öfter auf die Toilette als mein Partner“. Also gut, gehen wir davon aus, dass Frauen diese Räumlichkeiten öfter aufsuchen als Männer, auch wenn die Situation im Alter eher umgekehrt ist.

Warteschlange vor Damentoilette
Nicht nur auf Volksfesten sind die Warteschlangen vor den Damentoiletten viel länger als bei den Herren.

Verordnungen schreiben weniger Damentoiletten vor

Als Nächstes habe ich mich mit Regelungen über die geforderte Toilettenanzahl in Gebäuden auseinandergesetzt. Hier bin ich überrascht worden, dass in Herrentoiletten mehr WC-Einheiten eingebaut werden als in Damentoiletten. Die Versammlungsstättenverordnung schreibt zum Beispiel vor, dass für 1000 Frauen zwölf Toiletten ausreichend sind; jedoch sind für 1000 Männer acht Toiletten und zwölf Urinale vorgeschrieben. Laut Arbeitsstättenrichtlinien sind zusätzliche Urinale für männliche Beschäftigte bereit zu stellen.

Warum gibt es weniger Damentoiletten als Urinale?

Hier fehlt mir die Logik, vor allem, weil ein Urinal auch schneller benutzt werden kann als eine Toilette. Wenn Frauen öfter müssen, warum haben Männer mehr Gelegenheiten? Diese Frage stellte ich wieder meinem Bekanntenkreis, wozu eine Kollegin eine sehr interessante Antwort hatte: „Natürlich brauchen Männer ausreichende Möglichkeiten, sonst gehen sie auf der Straße. Wenn sie betrunken sind, ist es schwierig genug, sie zu überzeugen, diese Einrichtungen zu besuchen.“ Stimmt das so? Werden Frauen benachteiligt, weil manche Männer sich nicht kontrollieren können oder wollen?

Lösungsvorschlag: Unisex-Toiletten

Ob diese Regelungen aus einer Zeit stammen, wo von Frauen erwartet wurde zuhause zu bleiben, oder die Gründe dafür woanders liegen, habe ich nicht feststellen können. Jedoch bin ich auf der Suche nach einer Erklärung auf eine Alternative gestoßen: Unisex-Toiletten. Bei einer Fortbildungsreihe der Architektenkammer in Nürnberg habe ich so eine Einrichtung benutzen können und war überrascht, wie gut das funktioniert. Alle Geschlechter sind damit gleichgestellt und die Diskriminierung entfällt.

Ayesha Müller-Wolfertshofer ist Architektin in Augsburg


Wie sehen Unisex-Toiletten aus?

Planungsbeispiele, die die Balance zwischen Gleichberechigung und Safe-Space schaffen, stellen wir in einem weiteren Beitrag über Unisex-Toiletten vor. Und hier lesen und hören Sie mehr über die Notwendigkeit, die Vorteile und die Planung von Unisex-Toiletten (auf Englisch), ebenso im Video:

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8 Gedanken zu „Toiletten-Diskriminierung: weniger Damentoiletten als Herrentoiletten

  1. Ich fände es besser, wenn es einfach mehr Frauentoiletten geben würde. Bei Unisex Toiletten können Männer die Toiletten auch benutzen und behalten trotzdem die Urinale für sich, also bleibt das Verhältnis genauso schlecht, Frauen sind wieder benachteiligt. Wenn schon unisex dann bitte alles unisex und zwar so, dass Frauen diese Urinale auch nützen können (Forum, Höhe, Sichtschutz).
    In vielen Fällen wird auch einfach die Frauentoilette zur Unisextoilette und Männer behalten ihre Toilette samt Pissoir, was noch weniger Toiletten für Frauen bedeutet, weil sie ihre Toilette mit allen teilen müssen, während Männer ihre ohnehin schon mehr Möglichkeiten für sich behalten können.

    Antworten
  2. Ich würde das Pissoir abschaffen. Wohnungen sind üblicherweise auch nicht damit ausgestattet und im öffentlichen und dienstlichen Bereich sollte man sich ihrer nicht bedienen und die Herren nicht weiter bevorzugen. WC`s sollten für Damen und Herren gleichwertig ermittelt werden, und entsprechend vorgehalten werden, allerdings würde ich den Damen und den Herren jeweils eigene geben.
    Unisex erscheint mir für das besondere WC durchaus sinnvoll.

    Antworten
  3. Sehr nett geschriebener Kommentar zur Herausforderung wieder als Planer das Thema umfassend sich auf neuer Weise zu nähern – anstatt wie leider so oft nur einer Vorschrift genüge zu tun…

    Antworten
  4. Ich habe für ein neues Verwaltungsgebäude versucht, wenigstens gleich viele Möglichkeiten der „Erleichterung“ zu schaffen – also Anzahl Herren-WC + Urinale gleich Anzahl Damen-WC. Was schon nicht ganz fair wäre, da Frauen zum Urinieren wegen der erforderlichen Ent- und Bekleidung nun einmal länger brauchen.
    Keine Chance, der Architekt besteht auf einer normgerechten Planung (wozu er ja auch verpflichtet ist).
    Letztlich konnte doch fast „Gleichstand“ erreicht werden, indem die Grenzen der Norm ausgenutzt wurden (Maximum für Damen, Minimum für Herren) und das Behinderten-WC als WC für Behinderte und Herren deklariert wurde.
    Schon beschämend, dass wegen einer diskrimierenden Norm solche Verrenkungen nötig sind! Wobei Unisex-WCs zur Umgehung einer Norm auch Verrenkungen sind…

    Antworten
    • Hallo Martin (Heim), ich wurde heute auch beim Versuch, in der Planung einer Schule, das Verhältnis der Toiletten fairer zu gestalten, vom planenden Architekten abgewatscht. Hast Du/Haben Sie das letztlich auf kommunaler Ebene mit Antrag hinbekommen (min/max „Lösung“) oder im Gespräch mit der Bauplanung?

      Antworten
  5. Offene Worte:
    Frauen müssen i.d.R. öfter, und brauchen länger. Zur Länge trägt zeit-statistisch gesehen die Menstruation bei, um die sich viele Frauen lieber in Frauen-WC-Räumen, als in Uni-Sex-Räumen kümmern.
    Dazu kommt, dass viele Männer gerne im Stehen Urinieren, was sich wohl auch nicht grundsätzlich ändern wird. Frauen müssen sich dann ggf. das WC erst säubern – und ja, das müssen sie in Frauen-WCs auch, sofern die Mitfrauen im Stehen…, aber es würde den Bedarf zur vorherigen Reinigung vergrößern, wenn mehr Männer die gleichen Toiletten nutzen würden. Das brauchen wir Frauen nicht, und es kostet auch Zeit.
    Mit anderen Worten: Uni-Sex ist nicht grundsätzlich eine gute Lösung. Auch und insbesondere nicht dort, wo Frauen nachts oder an weniger belebten Orten „Müssen“.
    Nebenbei: die Türen gehen oft kaum auf, wenn Binden-Behälter im minimal großen Raum stehen, und man windet sich um die offene Tür, die Toilette und den Behälter herum – das ist nicht schön. Frauen bräuchten also nicht nur mehr, sondern größere Toiletten, auch wenn’s kostet.
    Eine Änderung der Normen wäre in jedem Falle hilfreich.

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  6. „Pinkeln im Stehen“ ist allerdings gesünder als im Sitzen. Den gesundheitlichen Aspekt kann man sich ergoogeln. Urinale würde ich den Herren lassen. Ich will nämlich nicht auf eine vollgespritzte Toilette gehen…
    Des Weiteren ist die Nutzung der Toiletten(räume) zwischen Männern und Frauen unterschiedlich. Frauen begleiten (momentan noch) viel häufiger andere Personen (Kinder, Alte) zur Toilette; haben mehr Bekleidung abzulegen; tragen mehr Dinge mit sich herum (Besorgungen); benötigen mehr Toilettenpapier…

    Lesens/hörenswert hierzu -Geschlechtergerechte Stadt „Pinkeln ist politisch“
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschlechtergerechte-stadt-pinkeln-ist-politisch-100.html

    Antworten

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