
Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer
Laurence Chaperon
Dieser Kommentar ist unter dem Titel „Klimaanpassung ist Baukultur“ im Deutschen Architektenblatt 06.2025 erschienen.
Gute Architektur und Stadtplanung ist weit mehr als nur schönes Bauen. Sie fördert die Gesundheit, steigert das persönliche Wohlbefinden, schont das Klima und die natürlichen Ressourcen – und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Damit all dies in der Breite wirken kann, braucht es nicht nur Fachwissen, sondern auch einen offenen Dialog mit der Gesellschaft.
Tag der Architektur: Wir müssen reden!
Fragen wie: „Wie können wir unsere Gebäude und unsere Siedlungen nachhaltig, bezahlbar und gleichzeitig gestalterisch anspruchsvoll realisieren?“ sollten nicht nur Expertinnen und Experten beschäftigen, sondern uns alle. Der Tag der Architektur bietet traditionell am letzten Juniwochenende genau dafür eine Plattform und lädt dazu ein, konkrete Projekte kennenzulernen und direkt mit Planerinnen und Planern ins Gespräch zu kommen. Denn wir müssen reden!
Positionspapier: Klimaanpassung ins Grundgesetz
Die Veränderung unserer Umwelt ist längst kein abstraktes Zukunftsszenario. Wir erleben die Folgen des Klimawandels durch Hitzewellen, Starkregen, Überschwemmungen und Dürreperioden. Diese Phänomene treffen nicht nur unsere gebaute Umwelt, sie betreffen die Art, wie wir in Zukunft leben, arbeiten und uns im öffentlichen Raum bewegen werden. Wir tragen Verantwortung, denn Klimaanpassung ist eine zentrale Aufgabe der planenden Berufe. Klimaanpassung ist gesellschaftliche Notwendigkeit. Der Disziplin der Landschaftsarchitektur kommt dabei eine wachsende Bedeutung zu.
Die Kammern fordern in einem aktuellen Papier von der Politik, die Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz zu verankern. Denn ohne eine gesicherte rechtliche und finanzielle Grundlage wird es nicht gelingen, der Dringlichkeit und Dimension dieser Aufgabe gerecht zu werden. Nur wenn Bund, Länder und Kommunen verbindlich zusammenarbeiten, lassen sich wirkungsvolle, langfristig effektive Maßnahmen umsetzen. Klimaanpassung ist keine Aufgabe, die in Silos gelöst werden kann – sie ist ein Querschnittsthema, das alle Bereiche der Planung und Gestaltung betrifft.
Klimaanpassung als Chance für mehr Lebensqualität
Klimaanpassung ist Teil einer zeitgemäßen Baukultur und muss ins Zentrum jeder Bauaufgabe. Wir brauchen grün-blaue Infrastrukturen, klimaresiliente Quartiere, die Biodiversität fördern, Gebäude, die Hitze puffern und Wasserretention intelligent managen. Klimaanpassung kann in allen Maßstäben wirksam werden und ist auch eine große Chance: für neue Lebensqualität, für Innovation, für eine gerechtere Stadt.
Sie ermöglicht attraktive Freiräume, neue Arten des Bauens und ein gesellschaftliches Umdenken. Klimaanpassung ist kein isoliertes Sonderthema, sondern muss integraler Bestandteil von Baukultur und Stadtentwicklung sein.
Wer über nachhaltige Planung spricht, darf Klimaanpassung nicht ausklammern. Wer Baukultur stärken will, muss Klimaresilienz mitdenken. Und wer unsere Städte zukunftsfähig gestalten will, braucht ein starkes Fundament – rechtlich, finanziell, gesellschaftlich. Die Verankerung der Gemeinschaftsaufgabe „Klimaanpassung“ im Grundgesetz ist kein Selbstzweck. Sie ist der notwendige Rahmen, um ins Handeln zu kommen.
Tag der Architektur: Vielfalt bauen
Wie wir richtig handeln, zeigt auch der Tag der Architektur, in diesem Jahr unter dem Motto „Vielfalt bauen“. Im Mittelpunkt stehen ausgewählte Projekte, die den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden: sozial gerecht, ökologisch verantwortungsvoll und gestalterisch anspruchsvoll.
Ich lade Sie herzlich ein, diese Vielfalt zu entdecken, zu erleben, wie klimaresiliente und vielfältige Lösungen unsere gebaute Umwelt bereichern. Allen Teilnehmenden wünsche ich inspirierende Begegnungen, neue Einsichten und spannende Eindrücke rund um das, was Architektur und Stadtplanung heute und morgen leisten können.
Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer
Das Positionspapier „Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe“ finden Sie hier!.
War dieser Artikel hilfreich?
Weitere Artikel zu: