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Dämmung: außen oder innen, Keller oder Dach?

Gute Argumente fürs Dämmen gibt es genug: Behaglichkeit, Energiekosten, Klimaschutz und – gerade bei Altbauten – Schutz vor Schimmelbefall. Doch welche Dämmdicke ist sinnvoll, an welcher Stelle wird begonnen, welcher Dämmstoff eignet sich und was ist zu investieren?

18.07.202510 Min. Von Benjamin Krick 4 Kommentar schreiben
Zusammengerolltes Dämmmaterial auf einem Dachboden mit Spitzdach aus Holz

Die oberste Geschossdecke zu dämmen, ist eine besonders einfache Maßnahme.
Mr. Green/stock.adobe.com

Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Keine Hemmung bei der Dämmung“ im Deutschen Architektenblatt 07.-08.2025 erschienen.

Beim Thema Gebäudedämmung ist die Architektenschaft noch immer gespalten: Gegner und Befürworter schlagen sich seit Jahrzehnten die Argumente um die Ohren, oft unterlegt mit stupide wiederholten Allgemeinplätzen, Halbwahrheiten und Vorurteilen: Das nachträgliche Einpacken der Altbauten mit Dämmplatten verschandle deren originäre Gestalt, bei vielen Fassaden verbiete Struktur und Ornament auch nur den Gedanken daran, Dämmen lohne sich wirtschaftlich nicht, die Wände könnten nicht mehr „atmen“ und Schimmelbefall sei nur eine Frage der Zeit, Dämmfassaden seien Sondermüll und überhaupt helfe das dem Klimaschutz weitaus weniger als ein regeneratives Energiekonzept ganz ohne Dämmung.

Dämmung allein reicht nicht

Bei den Befürwortern wiederum fehlt zuweilen das Gefühl für das angemessene Maß oder das passende Konzept, denn nicht immer ist ein Wärmedämm-Verbundsystem „best practice“, und die Dämmung alleine ist nicht das Allheilmittel.

Nur im Verbund mit anderen notwendigen Sanierungen wie zum Beispiel Fenster- und Heizungstausch ergibt sich ein schlüssiges und nachhaltiges Gesamtkonzept. Ein überlegtes Vorgehen, gegebenenfalls mit langfristig angelegtem Sanierungsfahrplan, ist bei Altbauten dringend geraten. Doch wo kann begonnen werden und welche Dämmstoffe und Dämmkonzepte sind empfehlenswert?


4 Gedanken zu „Dämmung: außen oder innen, Keller oder Dach?

  1. Die empfohlene Dämmstoff-Stärke liegt jeweils auf dem Niveau einer KFW-Förderungswürdigkeit.
    Ist das nicht übertrieben scharf und kostspielig angesichts einer weiterhin ungebremsten, offensichtlich nicht abwendbaren Erwärmung?
    Für Deutschland könnten Wärmeschutzmassnahmen getrost auf Grundlage von einem 3,5°C höherem Temperaturniveau justiert werden. Das KFW-Dämmniveau wird in Kürze völlig überzogen und gestrig wirken.
    Mehr Realismus würde dagegen Potenzial freisetzen für den vorbeugenden Schutz vor unausweichlich heranrollenden Problemen wie Hitze und Brachialwetter.

    Antworten
    • Sehr geehrter Herr Kern,
      vielen Dank für Ihre Überlegungen zum Thema. Hier meine Gedanken dazu:

      • Zunächst einmal sollten wir alles tun, dass es nicht zu einer +3,5 °C-Welt kommt. Die Gebäudedämmung ist ein Baustein dazu.
      • Selbst wenn wir auf +3,5 kommen heißt das noch nicht, dass wir diese Erhöhung auch in Deutschland haben werden. Und auch nicht, dass sie vollständig im Winter eintritt. Es könnte im Gegenteil auch zu geringeren winterlichen Temperaturen kommen. Permanent durch ein Abebben des Golfstroms oder auch „nur“ in Form von extremen Kälteperioden durch veränderte Luftströmungen. In beiden Fällen ist eine sehr gute Gebäudedämmung hilfreich und schützt auch vor Überlastungen des Stromnetzes, wenn künftig in der Regel Wärmepumpen zum Heizen verwendet werden.
      • Der zusätzliche cm Dämmung kostet (in Riedstadt, Dämmstoff inkl. Montage) keine 2 €/m². Durch geringere Dämmstärken (so interpretiere ich „mehr Realismus“ in Ihrem Kommentar) wird tatsächlich zunächst finanzielle Mittel („Potential“ im Kommentar) freisetzen. Aber nicht wirklich viel.
      • „Mehr Realismus“ würde die CO2-Emissionen weniger senken und damit den Klimawandel weiter anheizen, anstatt ihn zu bremsen.
      • Ja, klar, wir („die Menscheit“) haben bisher beim Schutz des Klimas versagt. Nun müssen wir uns vor dem Klima schützen. Darum empfehle ich auch immer Gebäudetechnik, die zumindest im geringen Umfang, auch kühlen kann. Und auch weitere „Klimaanpassungsmaßnahmen“ wie Verschattung, Insektengitter, Entsiegelung, robuste Begrünung und – in Riedstadt, das zum größten Teil im Hochwasserrisikogebiet liegt – Schutz vor Hochwasser.
      • Mich reizt es ja schon ein wenig zu untersuchen, welchen Einfluss +3,5°C (in der Heizperiode) auf die (kostenoptimale) Dämmstärke hat. Erste Vermutung: Das ökonomische Optimum ist so flach, dass es gar nicht viel ausmachen würde.

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  2. Leider fehlt im Artikel die Möglichkeit der nachträglichen Kerndämmung von zweischaligem Mauerwerk. Immerhin bei 30% der Gebäude durchführbar. Auch die Einblasdämmung bei Flachdächern, Abseiten/Drempeln, Holzbalkendecken wird leider nicht genannt. Lt. einer Studie des Energieinstituts Hessen (der Autor, Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig, war jahrelang Leiter der hessischen Energiesparaktion und ein ausgewiesener Kenner der Dämm-Szene) können mit niedriginvestiven Dämmverfahren rd. 1/4 der Heizenergie (170 TWh bzw 59 Mio to CO2 pro Jahr) eingespart werden. Und das zu sehr sozialen Bedingungen (die Amortisationszeit über alles hin gerechnet liegt bei rd. 8 Jahren). Schade, dass diese Aspekte bei diesem Artikel fehlen.

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