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[ Nachwuchs-Kolumne #170 ]

Karrierechancen 2: was Architekturwettbewerbe bringen (könnten)

Als Sprungbrett in die Selbstständigkeit scheinen Architekturwettbewerbe nicht mehr geeignet zu sein. Was sich ändern muss, damit sie wieder zur Karrierechance werden und wie das heute durchaus schon geht

Junge Frau mit Pinzette an einem Architekturmodell
Kooperationen mit etablierten Architekturbüros können Wettbewerbe zum Sprungbrett machen

Von Fabian P. Dahinten

Die Jungen haben Lust, sich selbständig zu machen, wie ich anhand einer Umfrage von nexture+ in meiner vorherigen Kolumne aufgezeigt habe. Um herauszufinden, wie es um die Karrierechancen des Nachwuchses bei Architekturwettbewerben steht, habe ich mit Gregor Bäumle gesprochen. Er ist Architekt und Stadtplaner, aber vor allem betreut er seit über 15 Jahren Architekturwettbewerbe und hält Vorträge zur Zukunft des Wettbewerbswesens, etwa auf der ArchiKon 2023 in Stuttgart.

„Junge Büros haben zurzeit weniger Zugangsmöglichkeiten bei Architekturwettbewerben“, sagt Gregor Bäumle. „Das System ist jedoch nicht grundsätzlich falsch, man muss es nur richtig anwenden.“ Mit dem System meint er die RPW 2013 und die Vergabevorordnung (VgV). Diese zwei Regelwerke legen die Leitplanken für die meisten Vergaben von Planungsaufgaben in Deutschland fest.

Quoten für junge Büros

Zwar gibt es durchaus Wettbewerbe, bei denen jungen (und/oder kleinen) Büros über eine feste Quote der Zugang ermöglicht werden soll. Aber solche Verfahren sind selten und oft Glückssache: meist entscheidet das Los aus den vielen Interessierten. Gänzlich offene Wettbewerbe gibt es noch weniger. (Auch eine interessante Variante: An der TU Braunschweig wurde für ein Studierendenhaus ein Wettbewerb unter den wissenschaftlichen Mitarbeitern ausgelobt).

Vor einigen Jahren gab es sogar Quoten für Junior-Architekt:innen (dort wo es diesen Status vor der offiziellen Kammer-Mitgleidschaft überhaupt gibt). Davon fühlten sich jedoch größere Büros benachteiligt und so wurde diese Regelung abgeschafft. „Die vollwertige Kammereintragung in einer der 16 Landeskammern ist immer die Mindestvoraussetzung gewesen“, sagt Gregor Bäumle. „So war es früher und so ist es auch heute.“

Zusammenschluss mit einem Kammermitglied

Der beste Weg für alle, die schon früh anfangen wollen: mehrere Junge schließen sich zu einer Gruppe zusammen, bei der eine Person schon in der Architektenkammer eingetragen ist. Gerade bei kleinen Gruppen oder Kollektiven kann durch eine interdisziplinäre Besetzung sogar ein Vorsprung zu anderen entstehen.

Architekturwettbewerbe speziell für den Nachwuchs

Gibt es also keine Karrierechancen, um vor dem Kammereintritt an Wettbewerben teilzunehmen? Na, klar. Zunächst gibt es einige Architekturwettbewerbe speziell für Studierende und auch für Absolvent:innen (hier meine große Übersicht). Aus diesen folgt meist zwar keine anschließende Beauftragung. Sie bringen jedoch immerhin Reputation, was die Karrierechancen auch erhöhen kann.

Öffentliche Aufträge noch schwerer zu bekommen

„Zukünftig wird es noch mehr Planungsleistungen geben, die europaweit ausgeschrieben werden müssen“, so Gregor Bäumle. Dies sei Folge einer Anpassung des Vergaberechts an EU-Vorschriften. Nach dieser müssen künftig bei öffentlichen Aufträgen Planungsleistungen bei der Auftragswertberechnung zusammengerechnet werden. Damit ist schneller der Schwellenwert erreicht, ab dem europaweit ausgeschrieben werden muss. Laut Gregor Bäumle wird dies eine Zunahme von Generalplanungsleistungen zur Folge haben. Bessere Karrierechancen für den Nachwuchs bedeutet dies keineswegs. Doch wie ließen diese sich schaffen?

Kooperationen von etablierten Büros und jungen Büros

Der Architekt Gregor Bäumle sieht hier vor allem die Praxis, also die etablierten Büros selbst in der Pflicht. Über Referenzleihen, also durch Bildung einer Bewerbergemeinschaft, können junge und etablierte Büros gemeinsam antreten. Der Vorteil für etablierte Büros liegt darin, dass sie so in Kontakt mit frischen Ideen und neue Arbeitsweisen der Jungen kommen.

Wer Architekturwettbewerbe auslobt, muss auch den Nachwuchs in den Blick nehmen. Vor allem dank niedriger Hürden hätten auch die jungen Büros bessere Chancen. Im anschließenden Vergabeverfahren, so Gregor Bäumle, könne man dann immer noch eine Arge (Arbeitsgemeinschaft) fordern. Dann hätte das junge Büros eine gute Verhandlungsposition und könnte sich ein etabliertes Büro aussuchen, mit dem man das Projekt gemeinsam angeht.

Junge Büros als Teilnehmer setzen

Büros, die Architekturwettbewerbe betreuen, können auch junge Büros als gesetzte Teilnehmer:innen vorschlagen. Dies, so Gregor Bäumle, komme auch oft gut bei Auftraggeber:innen an. Solche Kooperationen könnten die Architektenkammern unterstützen, indem sie für Architekturwettbewerbe jeweils eine Liste führen, in die junge Interessierte und teilnehmende Büros sich eintragen und so zusammenfinden.

Die eine einzige Maßnahme, um Jungen bessere Karrierechancen über Architekturwettbewerbe zu geben, gibt es leider nicht. Es braucht aus meiner Sicht mehr Diskussion und Information zum Thema Architekturwettbewerbe. Dazu müssen sich auslobende Büros, Kammern, Praxis und die Jungen selbst stärker vernetzen, um gemeinsame Strategien zu entwickeln.


Fabian P. Dahinten ist Architekt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+ und ist Sprecher der Nachwuchsmitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.

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