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[ Umlauftank 2 ]

Ikone gerettet

Ludwig Leos Umlauftank 2 der TU Berlin stand kurz vor dem Verfall. Doch die Ikone der 1970er-Jahre, die ihre technische Bestimmung genussvoll zelebriert, wurde gerettet. Dabei blieb auch das Innere originalgetreu erhalten. Außen erstrahlen Blau und Pink wieder frisch wie am ersten Tag.

Von Rosa Schick

Risse, abblätternde Farbe, Feuchtigkeit: Der Umlauftank 2 in Berlin-Tiergarten war in die Jahre kommen. Jahrelang mussten Liebhaber der ungewöhnlichen 1970er-Jahre Architektur zusehen, wie das freche Rosa des Umlaufrohrs und das tiefe Blau der Laborhalle verblassten und die Fassade Rost ansetzte. Doch Hilfe nahte: Die Wüstenrot-Stiftung überprüfte 2012 in einer Machbarkeitsstudie den Umfang einer möglichen Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudes, das im Besitz des Landes Berlin ist und von der Technischen Universität Berlin für Strömungsversuche genutzt wird. Die Studie fiel positiv aus. Anfang 2014 wurden die Architekturbüros HG Merz und adb mit der Planung der Sanierung beauftragt. Seit November dieses Jahres erstrahlt das Gebäude wieder in voller Blüte.

Der Umlauftank 2 ist eines der wenigen Denkmäler, bei dem ein kompletter Innenraum im Originalzustand erhalten werden konnte. Generell wurde versucht, so viel wie möglich zu erhalten. Fenster und Verglasung sind Original. Damit steht das Gebäude beispielhaft dafür, dass man Gebäude aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gut und denkmalgerecht erhalten kann.

 

Zur Historie: Gebaut wurde das 35 Meter hohe Gebäude auf der Schleuseninsel im Tiergarten in den Jahren 1968 bis 1974 nach einem Entwurf des Berliner Architekten Ludwig Leo, mit Christian Boes als Konstrukteur. Neben der Bundeslehr- und Forschungsstätte der DLRG und Wohnbauten im Märkischen Viertel, ist der Umlauftank 2 wohl das beeindruckendste Bauwerk Ludwig Leos.

Die technischen Daten: Das Gebäude ist optisch wie funktional in einzelne Bauteile aufgeteilt. Die zwei gestaltprägenden Elemente, die blaue Laborhalle und das rosafarbene Umlaufrohr werden von 20 Stahlträgern gestützt, die  wiederum auf einem vier Meter hohen Betonsockel fußen. Das mit Aluminiumplatten verkleidete Laborgebäude ist 360 Quadratmeter groß und bietet auf fünf Etagen Arbeitsräume, Technik und Präsentationsräume für die Strömungsversuche. Das aufrechtstehende Umlaufrohr hat an der breitesten Stelle einen Durchmesser von acht Metern und ist zu zwei Dritteln mit Wasser gefüllt, insgesamt 3.300 Tonnen Wasservolumen. Wird das Wasser durch die zwei 2.750 PS starken Diesel-Schiffsmotoren in Bewegung gesetzt, kann es eine Strömungsgeschwindigkeit von 10 m/s erreichen.

3,5 Millionen Euro Sanierungskosten

Der obere Teil des Rohrs befindet sich in der Laborhalle und kann geöffnet werden. So ermöglicht es einen Zugang zum Wasserstrom. Dort werden die Schiffsmodelle montiert, sodass das Wasser an dem Modell vorbeifließt und das Strömungsverhalten gemessen werden kann – anders als bei dem im Erdgeschoss befindlichen Flachwasserbecken. Dort muss das Modell durch das Becken gezogen werden, während das Wasser stillsteht.

Mit der weltweit längsten Messstrecke ist der Umlauftank 2 von großer Bedeutung für Modellversuche in der Strömungslehre. In keinem andern Umlauftank können in so großem Maßstab Messungen durchgeführt werden. Zugleich steht er ausschließlich zivilen Forschungsabsichten zur Verfügung, da sich die TU Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dazu verpflichtet hat, keine Forschung für das Militär zu betreiben.

Bei der Renovierung des Baus wurde großer Wert auf eine behutsame Ausbesserung der schadhaften Stellen gelegt. Durch das Ausschneiden und Wiederauftragen von PU-Schaum auf dem Rohr und Neueinsetzen von baugleichen Aluminiumpaneelen wurde das Erscheinungsbild wieder hergestellt. Der Originalcharakter des Gebäudes sollte dadurch so gut wie möglich erhalten bleiben und kein neugebautes Abbild des ursprünglichen Baus geschaffen werden. Architekt Hans-Günter Merz erklärt:

„Es ging darum, das Gebäude vor dem Botox zu retten, seine Falten rüberzubringen.“

Christine Ahrend, Vizepräsidentin der TU Berlin, fasst seinen Charakter zusammen: „Das Gebäude zeigt, was es ist und was es tut. Es versteckt nichts.“

Die Gesamtkosten dieser vorsichtigen und kleinteiligen Sanierung beliefen sich auf 3,5 Millionen Euro und wurden von der Bauherrin, der Wüstenrot Stiftung, getragen. Im Rahmen der Sanierung  möchte die TU Berlin außerdem die vorhandenen Geh- und Fahrwege ausbessern und sicherstellen, dass der Zugang künftig barrierefrei ist.

Rosa Schick arbeitet als Journalistin in Berlin.

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