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Herstellerunabhängige BIM-Elemente

Will oder muss man mit herstellerunabhängigen BIM-Elementen arbeiten, ist man bislang gezwungen, entsprechende Daten­sammlungen selbst zu erstellen. Die Architektenkammern arbeiten mit dem BKI an einer Lösung, die kommendes Jahr auf den Markt kommen soll

Von Stephan Weber

Bei der Arbeit mit BIM stellt sich – ähnlich wie in der Kostenplanung – das Problem der neutralen und verlässlichen Datengrundlagen. Konstruktionselemente, die bislang vorwiegend zweidimensional (also zumeist als DWG- oder DXF-Formate) vorliegen, müssen für die Arbeit mit BIM in dreidimensionale Elemente überführt und mit zahlreichen Attributen – unter anderem auch mit Kosten- und Termininformationen – versehen werden.

Zwar gibt es Portale mit entsprechenden Bibliotheken von Produktherstellern, diese sind jedoch in Qualität und Handhabung teilweise von sehr zweifelhafter Qualität. Will – oder muss – man mit herstellerunabhängigen BIM-Elementen arbeiten, ist man bislang gezwungen, entsprechende Datensammlungen selbst zu erstellen. Was einen enormen Aufwand besonders für kleine Büros oder BIM-Einsteiger darstellt. Da dieses Problem der herstellerunabhängigen BIM-Elemente ganz besonders die Arbeit für die öffentliche Hand betrifft, wird dieses Thema seit Längerem auch in der BAK sowie den Länderkammern diskutiert.

Es stellt sich die Frage, wie die Büros bei der Einführung digitaler Prozesse mit verlässlichen Produkten unterstützt werden können. Im Rahmen der 2018 von der BAK neu eingeführten Struktur der Federführung PLUS zur Bearbeitung verschiedenster Digitalisierungsthemen hat die Steuerungsgruppe Digitalisierung einzelnen Länderarchitektenkammern Arbeitsaufträge zugewiesen, die in sogenannten Ad-hoc-Arbeitsgruppen abgearbeitet werden. Im vergangenen Jahr hat die BAK bei der Architektenkammer Baden-Württemberg einen Arbeitskreis unter Beteiligung des BKI initiiert, mit dem Ziel, den Prozess zur Erstellung neutraler BIM-Objekte fachlich kompetent zu begleiten und Umfang und Inhalt der erforderlichen Parameter zu diskutieren. Die IT-Abteilung des BKI als Mitglied der Arbeitsgruppe soll daraus ein entsprechend abgestimmtes Produkt für den Markt entwickeln.

BIM-Elemente: Auch ökologische Daten ­einbeziehen

Um nun ein marktfähiges Produkt anbieten zu können, müssen zunächst die häufigsten Standardelemente identifiziert werden, die einen Großteil der Anwendungsfälle abdecken können. Die Menge der Attribute muss auf ein handhabbares Maß beschränkt werden. Zudem wird die Frage diskutiert, wie mit der unterschiedlichen Informationstiefe der Datenmodelle in verschiedenen Leistungsphasen umgegangen werden kann. Dabei soll auch die Möglichkeit bestehen, ökologische Daten als Parameterset in ein Projekt einbinden oder gegebenenfalls nachladen zu können, um ein wirklich zukunftsfähiges Produkt platzieren zu können.

Parallel zu den Diskussionen im Arbeitskreis wurden von den Fachabteilungen „Baupreise/Positionen“ und „IT/Software-Entwicklung“ des BKI erste Musterelemente entwickelt. Die Entwicklung eigener 3D-Elemente wurde dabei verworfen; stattdessen werden alphanumerische Datensätze, sogenannte Musterelemente, aus den vorhandenen Musterpositionen zusammengestellt. Ein erstes Musterprojekt, eine Doppelhaushälfte, wurde bereits komplett mit Musterelementen und Mengen des 3D-Modells mit einer BKI-Kostensimulation verglichen und die Plausibilität der Berechnung nachgewiesen.

Die Anwendungen nicht überfrachten

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe konnten sich auch direkt beim BKI von der Funktionalität eines externen Produktdatenmanagementsystems überzeugen, mit dem man alphanumerische Daten für verschiedene CAD-Systeme gemeinsam verwalten kann. Das entsprechende Plug-in bietet zudem die Möglichkeit, für verschiedene Leistungsphasen unterschiedliche Attribute-Sets sichtbar zu machen – ein wichtiger Punkt, um die Anwendungen nicht zu überfrachten. Ein Proof of Concept hierzu läuft gerade und es bleibt abzuwarten, ob die Erwartungen erfüllt werden können. Eine Herausforderung wird zukünftig die Frage sein, an welche Stelle in der CAD-eigenen Bibliothek die alphanumerischen Daten wandern und wie sie katalogisiert werden – gerade die bislang verwendeten Herstellerbibliotheken bergen die Gefahr, im Datenmodell erheblichen „Datenmüll“ zu produzieren. Da erfahrungsgemäß diese Produktdaten in der Regel nicht gelöscht werden, kommt es zu einer nicht mehr handhabbaren Überfrachtung der Modelle sowie zu einer Verletzung der Neutralitätsverpflichtung des Planers.

Eine erste Datenbank könnte nach bisherigem Zeitplan im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Angedacht ist dabei ein Printprodukt mit beiliegender DVD aus dem Bereich Neubau mit Schwerpunkt Baukonstruktion (Kostengruppe 300). Dies würde im ersten Schritt rund 300 Bauteile mit etwa 1.600 Teilleistungspositionen einschließlich entsprechender Datensätze zum Einlesen in die CAD zum Beispiel mittels des oben genannten Plug-ins umfassen. Ziel wäre ein kostengünstiges, aber in der Verwendung verlässliches Produkt, das gerade von kleineren Büros oder Projektclustern eingesetzt werden könnte, um den eigenen Aufwand bei der Implementierung von BIM deutlich zu reduzieren.

Besonders interessant ist dabei die Frage, ob künftig auch 3D-Elemente beziehungsweise -Attribute direkt von den Büros zur Aufarbeitung durch das BKI zur Verfügung gestellt werden können, um aus dem Aufbau der Bauelemente-Bibliothek ein Projekt der gesamten deutschen Architektenschaft zu machen. Was mit der Sammlung von Baukosten gelungen ist, nämlich der gemeinsame Aufbau einer Datenbank, könnte dann direkt den Weg in die Zukunft der digitalen Planung weisen.

Stephan Weber, freier Architekt BDA, ist ­Beiratsvorsitzender des BKI und Vizepräsident der AKBW


Das BKI

Den meisten Architektinnen und Architekten ist das Baukosteninformationszentrum Deutscher Architektenkammern (BKI) aus ihrer täglichen Arbeit über die verschiedenen Fachbücher zum Thema Baukosten- und Energieplanung bekannt. Das Portfolio des Verlages umfasst darüber hinaus auch Softwarelösungen für verschiedenste Anwendungen im Planungsbüro. So wurde im Herbst 2019 der neue Kostenplaner veröffentlicht – ein von der hausinternen IT-Abteilung von Grund auf neu entwickeltes Programm. Als Unternehmen der Deutschen Architektenkammern sieht das BKI für die Zukunft vielfältige Möglichkeiten, weitere maßgefertigte Produkte für die Arbeit im Planungsbüro zu entwickeln. Die traditionell enge und vertrauensbasierte Zusammenarbeit mit den Büros bei der Datenlieferung für den Aufbau der BKI-Baukostendatenbanken sowie die Unabhängigkeit von Herstellerinteressen sind dabei besondere Merkmale.

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