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[ Nachwuchs-Kolumne #187 ]

Plötzlich Partner: ein überraschender Weg in die Selbstständigkeit

Über Wege in die Selbstständigkeit hat Fabian P. Dahinten in dieser Kolumne mehrmals geschrieben. Jetzt ist es so weit. Er ist Partner in einem Architekturbüro – auf ganz andere Art als lange gedacht.

DAB-Kolumnist Fabian P. Dahinten sitzt vor einem Architekturmodell
DAB-Kolumnist Fabian P. Dahinten ist jetzt Partner in einem Architekturbüro. Aber dazu kam es anders als lange gedacht. Foto: Michael Hudler

Von Fabian P. Dahinten

Wirklich viele haben im Studium den Wunsch, sich später einmal selbstständig zu machen, wie ich in der Kolumne „Karrierechancen 1: Die jungen wollen sich selbstständig machen“ anhand einer Umfrage von nexture+ schon gezeigt habe. Genau zu dieser großen Gruppe habe ich auch schon während des gesamten Studiums gezählt. Der Weg in die Selbstständigkeit, so meine Vorstellung, sollte auf jeden Fall über eine Neugründung führen. Keinesfalls allein, sondern als Partner.

Im Studium und danach habe ich immer nach kleinen Projekten Ausschau gehalten, die den Sprung zur Bürogründung ermöglichen und habe immer wieder nebenbei Projekte angenommen und bearbeitet – immer in der Hoffnung, dass daraus das „Erstlingswerk“ auf dem Weg zum Partner wird. Doch das gestaltete sich oft gar nicht so leicht.

Es kam anders als geplant

Nach meinen Masterabschluss fing ich im Büro eines meiner ehemaligen Professoren an – mit der Aussicht auf spannende Projekte und vielen Freiheiten für meine ganzen Nebentätigkeiten. Das Architekturbüro pflegt einen guten Umgang mit seinem Team, sei es mit angemessenen Gehältern oder auch mit guten Arbeitsbedingungen insgesamt.

Zwei Partner hatten das Büro gegründet. Der Betrieb stand bereits vor einem gut geplanten Übergang von der ersten Generation an die nächste. Zwei neue Partner kamen dazu und nach fünf Jahren gemeinsamer Zeit sollten die Gründer ausscheiden. Es war also keine Position in der Geschäftsführung vakant.

Partner im Architekturbüro werden durch Einkauf

Umso überraschter war ich, als mich die „Juniorpartner“ ansprachen, ob ich mir grundsätzlich vorstellen könnte, als zusätzlicher Partner in das Büro einzusteigen. Ich fühlte mich natürlich wahnsinnig geschmeichelt – und war hin und her gerissen: Gab es doch schon die Idee, mit einer guten Freundin ein Büro zu gründen. Die Option des Einstiegs hatte ich bis dahin schlichtweg nicht auf dem Schirm. Dabei gibt es einige Vorteile, die mir erst nach und nach klar wurden. In einem bestehenden Büro einzusteigen heißt vor allem, dass es vieles schon gibt: ein erfahrenes Team, eine Reputation durch gebaute Projekte als Referenzen und vor allem auch die ganze Infrastruktur.

Um Partner in einem bestehenden Planungsbüro zu werden, kauft man in der Regel Anteile von einem ausscheidenden Partner. Je nach Höhe der Anteile und nach Größe des Unternehmens ist der Einkauf ohne Fremdfinanzierung aber nicht möglich, so auch bei mir.

Der Staat hilft mit Gründerdarlehen

An dieser Stelle haben mir vor allem die staatlichen Förderungen über Gründerdarlehen der KfW und der Bürgschaftsbanken das alles überhaupt erst ermöglicht. Denn ohne eigene Immobilie lassen sich große Summen Geld als Sicherheit schwer auftreiben. Und im Gegensatz zum Erwerb eines Hauses, gibt es in einem Architekturbüro kaum Sachwerte – das wertvollste Kapital eines Architekturbüros ist das Team. Doch das zählt bei Banken nicht.

Krimi bis zuletzt

Diese große Entscheidung auf dem Weg zum Partner habe ich ständig mit mir herumgetragen und ich fragte mich, was die richtige Entscheidung ist. Scherzhaft vergleiche ich den Einkauf mit einer Ehe, im Idealfall für ein Leben lang und wenn man sich trennt, wird es meist kompliziert.

So habe ich versucht, Sicherheit für meine Zukunft als Partner in Jahresabschlüssen, Verträgen und Auswertungen zu finden. Doch das war ein Irrweg, weil so viele Variablen darin enthalten sind, die außerhalb meines Einflussbereichs liegen. Letztendlich konnten die Zahlen mir keine Sicherheit für die Zukunft des Unternehmens geben.

Völlig neue Themen als Partner im Architekturbüro

Entscheidend war am Ende das Bauchgefühl: Kann ich mir vorstellen mit den Partnern eine Vision in die Tat umzusetzen und auch durch schwere Zeiten zu gehen? Wie ist das Team? Besteht es aus Menschen, die ihren Job lieben, erfahren sind und gerne hier sind? Das waren am Ende die ausschlaggebenden Punkte. Der Rest: eine Menge Formalien, Beschlüsse, Unterlagen und ganz neue Themen wie Vertragsrecht und Steuerrecht, bei denen man sich immer unbedingt an Profis wenden sollte.


Fabian P. Dahinten ist Architekt und Partner bei Lengfeld & Wilisch Architekten, Darmstadt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.

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