DABonline | Deutsches Architektenblatt
Menü schließen

Rubriken

Services

Menü schließen

Rubriken

Services

Zurück
[ Ankerlöcher ]

Loch-Muster

Ankerlöcher bei Sichtbeton bieten viele Möglichkeiten der Gestaltung

Foto: Betonmarketing

Text: Diethelm Bosold

Die Möglichkeiten zur Gestaltung von Sichtbetonwänden sind vielfältig – durch die Textur der Schalhaut, die Farbgebung des Betons oder durch die Gliederung der Schalelemente. Ein weiteres kleines, aber durchaus interessantes und vielseitiges Gestaltungsdetail ist die Ausbildung der sichtbar bleibenden Spannstellen der Schalungsanker. Dabei können Variationen in der Breite und Tiefe des Verschlusses sowie in der Werkstoffauswahl und Farbe der Konen und Stopfen zur Ausführung gelangen.

Beim Schalen und Betonieren von Betonwänden sind Schalungsanker im Allgemeinen unvermeidbar, um den auf die Wandschalung wirkenden Frischbetondruck abzutragen. Die verbleibenden Ankerstellen können bei Sichtbeton in das architektonische Konzept des Bauwerks miteinbezogen werden. Für den späteren Umgang mit den Ankerlöchern ist entscheidend, wie die Schalungsanker eingebaut wurden. Am weitesten verbreitet ist es, den Ankerstahl durch ein Hüllrohr zu führen, um ihn später wiederverwenden zu können. Das Hüllrohr verbleibt im Beton. An seinen Enden können konisch zulaufende Kunststoff-Formteile aufgesetzt werden, die nach dem Ausschalen entfernt werden. Die verbleibenden Löcher werden mit Verschlusskonen oder Stöpseln geschlossen. Eine andere Methode ist, den Ankerstahl einzubetonieren. Hier werden vor dem Betonieren Konen auf den Stahl aufgeschraubt. Nach dem Ausschalen werden sie wieder abgeschraubt und die Löcher, wie zuvor beschrieben, geschlossen.

Aber die schönsten Ankerstellen verlieren an Wirkung, wenn an ihnen Feinstanteile des Betons auslaufen und sie verunzieren.

Um das zu verhindern, sind verschiedene Punkte zu beachten. Einerseits ist der Frischbetondruck durch eine angepasste Betoniergeschwindigkeit zu reduzieren. Dadurch wird ein geringfügiges Auseinanderklaffen der Schalung im unteren Bereich und ein Auslaufen der Feinstanteile an den Ankerstellen minimiert. Weiterhin sollte die Kontaktfläche der Schalungsanker mit der Schalhaut durch ein Schaumstoffprofil abgedichtet werden. Dabei ist zu beachten, dass diese Schaumstoffprofile reversibel sind, sich also nach dem Zusammenpressen beim Anziehen der Schalungsanker auch wieder ausdehnen, wenn der Frischbetondruck die Schalung etwas auseinanderdrückt. Darüber hinaus sollte eine „robuste“ Betonzusammensetzung mit ausreichend Feinstanteilen gewählt werden.

Kunstmuseum ­Liechtenstein: Die Spannstellen wurden mit eingefärbtem Mörtel geschlossen und sind daher kaum zu erkennen (Entwurf: Arbeitsgemeinschaft Morger, Degelo, Kerez, Basel/Zürich). Foto: Betonmarketing

Faserbeton oder Kunststoff?

Als Materialien für Hüllrohre und Stöpsel werden Faserbeton und Kunststoff eingesetzt. Die Auswahl ist letztlich eine Frage des Geschmacks. Bei gleichzeitigen Anforderungen an die Wasserundurchlässigkeit sind Hüllrohre aus Faserbeton von Vorteil, da der Verbund zwischen den beiden mineralischen Baustoffen Faserbeton und Beton deutlich besser ist als zwischen Kunststoff und Beton. Damit geht eine größere Sicherheit gegen einsickerndes Wasser einher. Die im Beton verbleibenden ­konischen Vertiefungen können mit Faserbeton-Verschlusskonen unterschiedlicher Durchmesser, Farben und Oberflächenqualitäten verschlossen werden. Über die Schattenwirkung und die Farbe der Konen im Vergleich zum umgebenden Beton werden die Ankerstellen betont oder in ihrer Wahrnehmung reduziert. Die Faserbetonkonen können auch mit Schriftzügen, erhabenen oder vertieften Logos oder Wappen gestaltet werden.

 

Kunststoffhüllrohre werden häufig mit Kunststoffstöpseln geschlossen. Bei entsprechenden konischen Vertiefungen lassen sich aber auch Faserbetonkonen einsetzen. Neben eingeschränkten Variationsmöglichkeiten ist bei Kunststoffstöpseln häufig eine unsaubere Ausführung zu beobachten. Außerdem werden die weichen Kunststoffstöpsel mitunter benutzt, um mit wenig Aufwand Nägel in die Wand einzuschlagen – sowohl in der Bau- als auch in der Nutzungsphase. Zudem gibt es Bauwerke, in denen mit Kunststoffartikeln befriedigende Ergebnisse erzielt wurden. Weiterhin sind Kunststoffhüllrohre mit aufgesteckten Endstücken erhältlich, die einbetoniert und daher natürlich nicht mehr entfernt werden können. Damit ist das Erscheinungsbild vollständig vorgegeben.

Individuelle Lösungen

Häufig werden die konischen Vertiefungen von Spannstellen mit einem Mörtel zugespachtelt. Diese Methode kann problematisch sein. Die Farbe des Mörtels lässt sich nur sehr schwer an die Farbe des umgebenden Betons angleichen – ein Farbunterschied ist jedoch meist nicht gewollt. Beim flächenbündigen Abspachteln der Ankerstellen kann ein Verziehen des Mörtels auf die Betonfläche zu einem unregelmäßigen Erscheinungsbild führen, was als unsauberes Arbeiten empfunden werden kann. Besser ist es, den Mörtel mit einer Kugel auszurunden. Das kann mit einem Tennisball geschehen; durch den Filz wirkt die Ausrundung etwas rauer. Es kann aber auch eine glatte Kugel verwendet werden – durch die Rundung entsteht wiederum eine Schattenwirkung, die die Ankerstelle geringfügig von der umgebenden Betonoberfläche unterscheidet. Die Ankerstelle wird dadurch also nicht betont, sondern zeigt sich zurückhaltend. Zurückhaltung in Perfektion sieht man an der Fassade des Liechtensteiner Kunstmuseums: Hier sind die Ankerstellen kaum zu erkennen. Sie wurden mit eingefärbtem Mörtel geschlossen und mit der Fassade geschliffen.

Letztlich sind bei der Gestaltung von Ankerlöchern der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Bei der St. Canisius-Kirche in Berlin wurde beispielsweise um das Ankerloch herum eine Kreuzform geschalt, die teilweise mit metallischen Formstücken gefüllt wurde (siehe Detailbilder). Auch auf besondere technische Anforderungen kann reagiert werden. Bei der Hochwasserschutzmauer in Köln-Weiß wurden die anthrazit eingefärbten Wände mit eingefärbten Faserbetonkonen oberflächenbündig geschlossen. Da die Oberfläche und die Konen gestockt werden sollten, um eine einheitliche Optik zu erzielen, mussten die Konen eine ausreichende Festigkeit aufweisen. Grundsätzlich sollte bei allen Sonderlösungen aber bereits die Ausschreibung einen Hinweis auf die Art der Gestaltung enthalten, damit die Baufirma das beim Kostenangebot berücksichtigen kann.

Dr.-Ing. Diethelm Bosold ist Bauberater bei BetonMarketing West in Beckum.


Mehr Informationen www.maxfrank.de, www.mathies.info, www.beton.org

Weitere Artikel zu:

Schreibe einen Kommentar

Sie wollen schon gehen?

Bleiben Sie informiert mit dem DABnewsletter und lesen Sie alle zwei Wochen das Wichtigste aus Architektur, Bautechnik und Baurecht.

Wir nutzen die von Ihnen angegebenen Daten sowie Ihre E-Mail Adresse, um Ihnen die von Ihnen ausgewählten Newsletter zuzusenden. Dies setzt Ihre Einwilligung voraus, die wir über eine Bestätigungs-E-Mail noch einmal abfragen. Sie können den Bezug des Newsletters jederzeit unter dem Abmeldelink im Newsletter kostenfrei abbestellen. Nähere Angaben zum Umgang mit Ihren personenbezogenen Daten und zu Ihren Rechten finden Sie hier.
Anzeige