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[ Nachwuchs-Kolumne #175 ]

Bauwende: eine neue Ästhetik als Potenzial

Der Bau und Betrieb von Häusern muss nachhaltig werden. Eine neue Ästhetik könnte hierfür die gesellschaftliche Mehrheit gewinnen. Die Architektenschaft steht vor spannenden Herausforderungen

Eine begrünte Fassade
Im Zuge der Bauwende werden Häuser künftig anders aussehen. Das ist eine große Chance.

Von Fabian P. Dahinten

Die Art und Weise, wie wir planen und bauen, wird sich schnell und deutlich verändern. Die anstehende Bauwende hat das Potenzial, die Gesellschaft zu überfordern und Gegenwehr auszulösen. Wie unglückliche Kommunikation und handwerkliche Fehler eine inhaltlich sinnvolle neue Regelung ins Schlingern bringen können, konnten wir kürzlich beim Heizungsgesetz sehen. Weitere Vorgaben, die den Bau und Betrieb von Häusern nachhaltig machen, werden kommen. Das Negativbeispiel rund um die Wärmepumpe hat aber bereits kräftigen Gegenwind erzeugt.

Die große Mehrheit von der Bauwende überzeugen! Aber wie?

Klar ist: Es braucht eine breite gesellschaftliche Unterstützung für einen Transformationsprozess wie die Bauwende: Wie kann eine Gesellschaft in ihrer großen Mehrheit mitgenommen werden, die Notwendigkeit und die Vorteile einer umweltverträglichen Bauweise zu sehen? Ich bin davon überzeugt, dass Architektur das Potenzial hat, die Bauwende für die Gesellschaft in einer positiven Art erlebbar zu machen.

Viele in meinem Umfeld beklagen sich über komplett zugepflasterte Plätze in der Stadt, mit vereinzelten, spärlichen Bäumchen und zwei pro forma platzierten Bänken. Wohl jede:r kann Neubaustadtteile nennen, die definitiv niemand als Wohlfühlquartiere empfindet. Bauwende bedeutet: nachhaltige Gebäude, die vor allem aus natürlichen Materialien bestehen. Sie wirken lebendiger als Beton- und Glaspaläste. Der Einsatz von Stein, Holz, Lehm – und vor allem viel Grün – bringt viel angenehmere Räume hervor als Hightech-Werkstoffe, die am Ende nur verbrannt werden können.

Unsere Gebäude und Städte werden anders aussehen

Stichwort „Urban Mining“: Wenn wir künftig Materialien und Bauelemente mehrmals verwenden, statt sie nach dem ersten Einsatz zu entsorgen, werden unsere Gebäude und Städte zwangsläufig anders aussehen. Die Bauwende führt zu einer neuen architektonischen Ästhetik. Fügungen werden andere sein, wenn diese gut demontierbar sein sollen. Verkleidungen werden eher heterogen, da man Nutzungsspuren daran erkennt. Möglicherweise bestehen Fassaden aus mehreren Materialien, je nach Verfügbarkeit.

Wir als Architekt:innen werden uns im Zuge der Bauwende an eine neue Ästhetik gewöhnen müssen und sollten dabei nicht vergessen, dass dies in die Gesellschaft hineinwirkt. Neubaugebiete, auf die Investoren großen Einfluss ausgeübt haben, sind nur in Ausnahmenfällen ein Gewinn für die Städte. Viele urbane Räume haben Wunden durch Leerstand oder Bausünden. Dort ist jetzt der richtige Ort, um mit Leuchtturmprojekten der Bauwende zu zeigen, wie die Architektur der Stadt von morgen aussehen kann: mit viel Platz für Menschen, viel Grün und natürlichen Materialien, aber auch weniger Konsum und mehr Kultur.

Positive Impulse geben

Solche in den Städten gebauten Impulse wirken sofort in die Gesellschaft hinein. Sie würden deutlich machen, dass die Lebensqualität durch eine gebaute Umwelt, die sich mit der Natur stärker im Einklang befindet, wesentlich höher ist. Die Bauwende muss positiv besetzt werden, um auch die trockenen und schwer verständlichen Themen aushalten zu können. Die Architektur kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, doch die Politik muss deren Relevanz dafür erkennen und nutzen.


Fabian P. Dahinten ist Architekt, studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt, engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+ und ist Sprecher der Nachwuchsmitglieder der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Lorenz Hahnheiser und Luisa Richter.

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