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Wohnhaus in Tübingen, Amunt Architekten

[ Dach ]

Neue Freude am Steildach

Das Steildach ist wieder en vogue. Und nicht nur dort, wo Eigenheime gebaut oder Altstädte rekonstruiert werden. Das Image, rückwärtsgewandt oder ideologisch besetzt zu sein, hat das Satteldach abgestreift. Gut so, denn das gibt Raum für Experimentierfreude

Von Christina Gräwe

Warum als Solist auftreten, wenn es im Chor doch besser geht? Das mögen sich 20 Hersteller von Dachprodukten gedacht haben, als sie im Herbst 2017 als Initiative „Pro Steildach“ an Klaus H. Niemann, einem ausgewiesenen Branchenkenner und den heutigen Sprecher der Initiative, herantraten, um gemeinsam herauszufinden: „Wie sehen Architekten das Steildach?“ Die Prognose: „Ganz entspannt.“ Um diese Annahme zu untermauern, sollten zwei Voraussetzungen erfüllt werden: Nicht um technische Fragen oder Ideologien sollte es gehen, sondern um die baukulturelle Bedeutung des Steil-dachs. Die Initiatoren wollten für einen Perspektivwechsel offen sein und baten Jan R. Krause vom Institut für Architektur Media Management der Hochschule Bochum, Architekten zu ihrer Haltung zum Steildach zu befragen. Ergänzend kamen Experteninterviews mit Journalisten und Lehrenden hinzu.

Monopolyhäuser und Skulpturen

Mit ersten Ergebnissen ausgestattet, gründete die Initiative im Herbst 2018 die Plattform „Dachkult“, die einschlägige Beispiele bebildert und kommentiert, und startete die Gesprächsreihe „Rooftop Talks“. Den Auftakt machten Hamburg und Berlin, wo über die „Faszination der fünften Fassade“ und die „Skulpturale Typologie des Steildachs“ gesprochen wurde. Jeweils zwei Büros stellten frische Interpretationen von Satteldachhäusern vor. Darunter auf den ersten Blick an die Urhütte erinnernde Bauten, die Krause wegen ihres exakt an der Traufkante gekappten Dachs „Monopolyhäuser“ nennt. Oder Beispiele, die Fassade und Dach verschwimmen lassen und für die gesamte Gebäudehülle nur ein Material verwenden, wie das in Dachpappe gewickelte Wohnhaus JustK von Amunt Architekten. Einmal sensibilisiert, stellt man fest: Den Interpretationsmöglichkeiten scheinen kaum Grenzen gesetzt, sei es, dass die Häuser im historischen Kontext entstehen, aber dennoch modern oder mit eigenwilligen Einschnitten in schlichte Kubaturen auftreten, wie beim Haus Zeimer von AFF Architekten. Jan R. Krause beobachtet eine „Renaissance lokaler Bautraditionen, aber neu interpretiert“. Er wertet das als Zeichen der „Versöhnung“ zwischen historischem und zeitgemäßem Bauen.

Bereits das Zwischenresümee ist vielversprechend, denn die Hersteller zeigen eine große Neugier auf Gewagtes. Der fachliche Dialog hatte sich bisher hauptsächlich zwischen Produktion und Handwerk abgespielt – jetzt kommen sie mit Architekten ins Gespräch, berichtet Klaus H. Niemann: „Beide Seiten profitieren von neuen Erkenntnissen.“ Ein weiteres Fazit der Bestandsaufnahme: Der Dächerstreit, wie er sich stellvertretend in Berlin-Zehlendorf zwischen Taut- und Tessenowhäusern aufspannte, ist nicht mehr relevant. „Zwar ist der Umgang im Ausland mit dem Steildach immer noch gelöster, aber auch in Deutschland scheint es bei den Architekten eine neue Freude an dieser Dachform zu geben“, stellt Jan R. Krause fest. Die beste Voraussetzung also für das Plädoyer des Architekturkritikers Jürgen Tietz für „mehr Mut, mehr Fantasie und mehr Vielfalt“.

 

Die weiteren Termine

Rooftop Talk#4, München: 6. Mai
Rooftop Talk#5, Weimar: 17. Juni
Rooftop Talk#6, Stuttgart: 30. September

Sprechende Bildbeispiele, ein Essay und eine Kolumnenserie von Jan R. Krause sowie ein Interview mit Jürgen Tietz unter:

www.dachkult.de

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