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Außenminister Steinmeier lud zum Austausch über Architektur-Export

Global handeln: Wie kann sich hiesige Baukultur in der Welt verbreiten? Dafür machte sich auf dem Außenwirtschaftstag Planunen Bauen auch Minister Frank-Walter Steimeier Gedanken. (Foto: Till Budde)
Global handeln: Wie kann sich hiesige Baukultur in der Welt verbreiten? Dafür machte sich auf dem Außenwirtschaftstag Planunen Bauen auch Minister Frank-Walter Steimeier Gedanken. (Foto: Till Budde)

Der Export von Architektur ist nichts Neues, wie Deutschlands Außenminister weiß: „Andreas Schlüter ließ sich in Frankreich und Italien zu seinen Werken inspirieren“, sagte Frank-Walter Steinmeier. „Daraus entstand dann das Berliner Stadtschloss als Höhepunkt des norddeutschen Barocks. Später entwarf er das Bernsteinzimmer, das schließlich der russische Zar erhielt.“ Mit dem Rückblick in die Historie eröffnete Steinmeier den Außenwirtschaftstag Planen und Bauen am 18. Februar in seinem Ministerium. 300 Architekten, Unternehmensvertreter, Diplomaten und Politiker erörterten die Chancen für deutsche Architekten im Ausland. Die könnten auch er und seine Kollegen steigern, weiß Steinmeier: „Genau wie zur Zeit Andreas Schlüters sind gerade die großen Projekte stets eng mit dem politischen Umfeld verflochten.“

Erfolgreicher Architekturexport beginnt also lange bevor Architektur gefragt ist. Welches Projekt soll überhaupt realisiert werden? Was ist der Rahmen dafür – Gesetze, Institutionen, lokale Wirtschaftsstruktur? Welche Planungs- und Baukultur ist den künftigen Auftraggebern vor Ort vertraut? Entscheidend für all das sind das Know-how, Erfahrungen und Kontakte der Initiatoren vor Ort. Diese vergeben bevorzugt Aufträge in Länder, mit deren Planungs- und Wirtschaftskultur sie vertraut sind. Also muss Deutschland Vertrautheit schaffen: kurzfristig durch Präsenz vor Ort, mittelfristig durch regelmäßigen Erfahrungsaustausch, langfristig durch den Transfer von Grundlagenwissen, zum Beispiel per Studium in Deutschland.

Schält sich irgendwann ein konkretes Architekturprojekt heraus, sollten Interessenten sich möglichst früh in den Prozess einschalten. Das empfiehlt ­Christian Berger, der Beauftragte für Außenwirtschaftsförderung in Steinmeiers Ministerium. Und sie sollten früh mit seinem Haus kooperieren: „Nicht erst zum Botschafter gehen, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist“, rät Berger, der als deutscher Chefdiplomat im Irak selbst einschlägige Erfahrungen gesammelt hat.

Deutsche Planer haben Vorteile wie Nachteile im globalen Wettbewerb. Vorteile sind der gute Ruf in Sachen Sorgfalt, Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit. Nachteile sind die relativ hohen Honorare, da Qualität nun einmal kostet, und die Zersplitterung der Branche. Deutschland hat keine Planungskonzerne wie etwa die USA oder Großbritannien (DAB 8/2012, S.35). Sie bieten bei Bedarf alles aus einer Hand, vom ersten Plan über die letzte Schraube bis hin zu Betrieb und Wartung. Und sie rücken, wenn es schnell gehen soll, mit Hundertschaften von Architekten und Ingenieuren an.

Deutsche Planer und Bauleute müssen sich für Großprojekte also entweder von Fall zu Fall zu Arbeitsgemeinschaften zusammenschließen. Oder wenn sie das nicht wollen, müssen sie sich auf Felder beschränken, in denen Architektur- oder Ingenieurleistungen allein gefragt sind. Was freilich gerade in Schwellenländern viel seltener vorkommt als bei uns: Das Aufbautempo ist rasant, für das Management großer Projekte fehlen Know-how und Kapazitäten, und daraus folgt der Wunsch nach großen Paketlösungen. Unternehmen aus dem englischsprachigen Raum beherrschen nicht nur diesen Markt in wichtigen Regionen, sondern auch den rechtlichen Rahmen: Sie prägen die Ausschreibungs-Sitten ebenso wie die Vertragsmuster für den späteren Auftrag.

Trotz aller Hindernisse hoben Praktiker auf dem Außenwirtschaftstag immer wieder die Chancen für kleinere deutsche Büros hervor: dort, wo rundum stimmige Entwürfe gefragt sind, wo es um komplexe urbane Strukturen und Modelle geht, wo individuelles, flexibles Arbeiten gefragt ist oder wo die systematische Vernetzung Früchte trägt. Das Netzwerk Architekturexport NAX der Bundesarchitektenkammer gehörte zu den Trägern des Außenwirtschaftstags. NAX-Projektleiterin Gabriele Seitz sieht sich in der Arbeit bestätigt: „Architekturexport als gemeinsame Idee gedeiht viel besser, als wenn sich jeder einzeln auf den Weg machen würde.“ Da haben sich die Zeiten seit Andreas Schlüter dann doch geändert.

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