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[ Parkett ]

Auf dem Holzweg

Kerngeräuchertes oder gebeiztes Parkett sieht nach dem Schleifen und Versiegeln anders aus als vorher. Darüber sollte man Bauherren informieren

Foto: Richard Kille
Unter dem Mikroskop: Dort ließ sich der Grund für die weiß verfärbten Fugenbereiche (Weißbrucheffekt) nachweisen (Foto: Richard Kille)

Text: Richard Kille

Parkettböden werden heute nicht mehr nur in Eiche, Buche oder Ahorn angeboten, sondern immer öfter auch in „exotischen“ Holzarten oder Optiken, die durch industrielle oder handwerkliche Veredelungen entstehen. So finden sich geräucherte und gebeizte, eingefärbte oder künstlich gealterte Böden in nahezu allen Sortimenten der bekannten Parkettanbieter. Irgendwann müssen jedoch auch solche Böden renoviert werden. Im günstigsten Fall ist ein Schleifen und Neuversiegeln der Oberfläche erst nach vielen Jahren erforderlich, um die Alltagsspuren zu beseitigen. Nicht vorhersehbare Ereignisse können allerdings auch eine vorzeitige Erneuerung verlangen. In beiden Fällen ist die lackierte oder geölte Oberfläche bis auf das Holz herunterzuschleifen und die Oberfläche neu zu versiegeln. Während bei einem klassischen Parkett die Optik dadurch lediglich aufgefrischt wird, können künstlich veredelte Holzoberflächen danach völlig anders aussehen. Aus einer dunkelbraunen Eiche wird so eine normal braune Eiche – das markante Erscheinungsbild der Erstverlegung ist verschwunden. Es lässt sich zwar wiederherstellen, meist aber nur mit erheblichem Aufwand. Das Ergebnis kann zudem vom ursprünglichen Original abweichen, was zu Diskussionen führen wird. Mit dieser Situation sah sich auch der Mieter eines Gewerbeobjektes konfrontiert.

Viele weiße Fugen

In den Räumen einer Firmenzentrale wurde ein Fertigparkett verlegt. Die Schiffsbodendielen hatten eine matt lackierte Nutzschicht aus kerngeräucherter und gebeizter Eiche. Im Zuge der Nutzung zeichneten sich vermehrt Fugenbereiche der Parkettdielen weiß ab. Nach Angaben vor Ort wurde der Boden vom Auftragnehmer für Parkettarbeiten mit einem Pflegemittel des Parkettherstellers eingepflegt und dann einwandfrei übergeben – und dem Auftraggeber wurde zugleich nachweislich auch eine Reinigungs- und Pflegeanleitung ausgehändigt.

Foto: Richard Kille
Test: Um die Ursache für den Weißbrucheffekt zu finden, wurden einige Fugenbereiche mit einem Klebeband abgeklebt (Foto: Richard Kille)

Die Unterhaltsreinigung der Parkettböden wurde von einem Gebäudereiniger ausgeführt. Dieser setzte nach eigenen Angaben kein vom Parketthersteller ­angebotenes Reinigungsmittel ein, sondern den „Universalreiniger“ eines bekannten Reinigungsmittelherstellers. Nach etwa einem halben Jahr seit Beginn der Nutzung waren die optischen Veränderungen so weit fortgeschritten, dass Maßnahmen zur Wiederher­stellung des ursprünglichen Zustandes erforderlich wurden.

Zunächst sah sich ein Vertreter des Parkettherstellers die Fläche an. Er empfahl eine Grundreinigung und die weitere Pflege nach Anweisung und mit Produkten aus seinem Haus. Ob und inwieweit diese Empfehlungen umgesetzt wurden, ließ sich nicht klären. Allerdings deutete das Erscheinungsbild auf eine mangelhafte Reinigung hin. Bei näherer Prüfung zeigte sich zudem, dass sowohl unter einem Teppich als auch unter einem Garderobenständer überhaupt keine Reinigung erfolgt war. Hier lag der unbeschädigte Originalzustand des Parketts vor. Sonst aber zeigten die Mehrschicht-Parkettdielen in allen Räumen das gleiche Erscheinungsbild in Form von weißbruchähnlichen Kopf- und Längsfugen-Abzeichnungen.

Ausgang ungewiss

Um die Ursache herauszufinden, wurde in diesen Bereichen ein Prüfstellenklebeband appliziert und senkrecht zur Oberfläche der Mehrschicht-Parkettdielen abgezogen. Es zeigte sich, dass die auf der kerngeräucherten Eichennutzschicht verwendete Beize am Versiegelungslack haftet und sich beim Abziehen des Klebebandes mit ablöst. Das ist der Grund für die sich milchig weiß abzeichnenden Streifen. Dass die Lackablösungen den „Weißbrucheffekt“ verursachten, bestätigte dann auch die nachfolgende mikroskopische Untersuchung. Außerdem ließ sich auf der Parkettoberfläche keine Pflege-Schutzschicht in Form eines sogenannten Refreshers oder Polishs nachweisen.

Foto: Richard Kille
Ergebnis: Die dunkle Beize blieb am Versieglungslack haften und löste sich beim Abziehen des Klebebandes ab (Foto: Richard Kille)

Neben der richtigen Reinigung ist vor allem die Pflege-Schutzschicht der Schlüssel dafür, dass ein derartiger Schaden erst gar nicht entsteht. Sie verhindert, dass das durch Reinigungsmittel entspannte Wasser in die Fugen eindringt, den Versiegelungslack unterwandert, durch die Feuchte das Holz zu quellen beginnt und schließlich der Versiegelungslack absplittert. In diesem Fall ist das Parkett so stark beeinträchtigt, das nicht sichergestellt ist, ob sich der Boden durch erhaltende Maßnahmen renovieren lässt. Offen ist zudem, inwieweit die handwerkliche Ausführung der Veredlung der ursprünglichen industriellen Oberflächenbehandlung entspricht. Es wird empfohlen, Probeflächen anzulegen.

Auf jeden Fall gehört ein Hinweis zu den Grenzen der Renovierbarkeit zum Beratungsgespräch – oder besser noch: im Angebot – dazu. Der Auftragnehmer sollte wissen, dass die Individualität der gewählten Oberflächenausführung nach dem Schleifen und ­Neuversiegeln auf andere Weise neu entsteht. Der ­Nutzer erhält durchaus wieder ein „Unikat“, aber kein Duplikat.

Richard Kille ist Leiter des Instituts für Fußboden- und Raumausstattung in Köln.


Guter Rat

Im Ratgeber „Warum ist die richtige Reinigung und Pflege von Parkett so wichtig?“ heißt es unter anderem: „Nach der DIN 18356 muss die Schutzwirkung einer Versiegelung für mindestens vier Jahre gewährleistet sein. Dies gilt jedoch nur bei fachgerechter Pflege. Damit der Endverbraucher eine fachgerechte Pflege und Reinigung durchführen kann, ist der Auftragnehmer verpflichtet, seinen Kunden schriftlich zu unterweisen.

1 Gedanke zu „Auf dem Holzweg

  1. Bei mir wurde vor einigen Wochen der Parkettboden neu versiegelt und es treten mittlerweile auch weiße bzw. milchige Fugen auf. Nach der Versiegelung wurden 2 Schichten Polish aufgetragen und ich habe bisher kein einziges Mal feucht aufgewischt. Insofern kann ich die oben genannten Ursachen nicht wirklich nachvollziehen. Mir scheint es viel eher so, als wolle man die Schäden auf den Kunden abwälzen. Die ursächliche Schuld sehe ich auf Seiten der Qualität des wasserbasierten Lacks.

    Ich lebe mit dem Parkett nun schon seit über 30 Jahren und dazu kommen nochmals 20 Jahre, in denen sich meine Großeltern an dem Eichenparkettboden erfreuen durften und NIE gab es derartige Probleme, obwohl vor der Neuversiegelung niemand jemals ein Polish verwendet hatte und früher sogar mit Kernseife aufgewaschen wurde. Trotzdem kam es in 50 Jahren Nutzung zu keinerlei Weißverfärbungen der Fugen. Aber früher wurden halt noch ordentliche Lacke verwendet.

    Aufgrund der sich ändernden Luftfeuchtigkeit, vor allem im Wechsel zwischen Heizperiode und Sommer, ist es völlig normal, dass sich das Holz dehnt bzw. zusammenzieht, wodurch natürlich auch Fugen entstehen – gerade bei einem alten Holzboden. Aber deshalb darf es nicht zu solchen Weißverfärbungen der Fugen kommen, auch wenn der Lack bricht.

    Für Ratschläge wäre ich dankbar, da der Auftragnehmer auf meine Anfragen nicht reagiert und ich mich, verunsichert aufgrund ihres Artikels, gar nicht getraue den Boden feucht zu reinigen, da ich natürlich vermeiden möchte, dass sich das Schadensbild noch stärker ausprägt, da sich die weißen Fugen momentan noch auf einige wenige Stellen beschränkt.

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