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Moderne Architektur: Der Aufstieg nach dem Fall

Nichts ist so oll wie das gestern Moderne. Genauso sicher wie der vergehende Ruhm ist allerdings auch das Wiederentdecken durch nachfolgende Generationen.

 

Brigitte Schultz
31.10.2025 2min
Bundesweit

Dieses Editorial ist unter dem Titel „Der Aufstieg nach dem Fall“ im Deutschen Architektenblatt 11.2025 erschienen.

Alte Moden haben es schwer. Einmal nicht mehr „en vogue“, strebt der Mensch nach Neuem, fühlt es sich doch gut an, Dinge hinter sich zu lassen und die bessere Lösung für sich zu beanspruchen. Nur wenige Erfindungen haben das Glück, zeitlos zu gefallen. Alle anderen – sei es Kleidung, Musik, ein Gebäude oder gar eine Idee – müssen nach wenigen Jahrzehnten des Ruhms durch eine harte Zeit. Denn nichts ist so oll wie das gestern Moderne.

Jede Mode kommt wieder

Genauso sicher wie der Fall der Beliebtheit ist allerdings auch das Wiederentdecken durch nachfolgende Generationen. Was es schafft, lange genug durchzuhalten, ohne weggeworfen oder abgerissen zu werden, glänzt dann auf einmal mit dem Charme des Originals. Seit Jahren hoffen wir in der Redaktion auf diesen Punkt in Bezug auf die Nachkriegsmoderne. Es freut uns daher besonders, einige gelungene Umnutzungen präsentieren zu können, die von der Liebe aller Beteiligten zu diesen Gebäuden leben.

Nachhaltige Moderne

Das ist nicht selbstverständlich, zeigen doch die Antworten auf unsere Umfrage (unter anderem hier sowie unten), wie umstritten diese Zeitschicht selbst unter Fachleuten auch heute noch ist. Doch wie immer lohnt sich ein differenzierter Blick auf die einzelnen Gebäude. Dann hat man die Chance, vielleicht Perlen wie die drei experimentellen Bauten der Ökomoderne zu entdecken.

Wie ein Forschungsprojekt der Bauhaus-Universität Weimar herausgearbeitet hat, wurde hier schon vor teilweise einem halben Jahrhundert mit Begrünung, Wassermanagement und erneuerbarer Energie Wegweisendes geschaffen. Dass sich dieser Teil der Geschichte derzeit zu wiederholen beginnt – Stichwort einfaches Bauen und Gebäudetyp E – ist allemal ein gutes Revival.

 

© Till Budde

Brigitte Schultz

Ehem. Chefredakteurin

Dr. Brigitte Schultz widmete sich als Chefredakteurin großen Projektberichten oder wichtigen berufspolitischen Fragen. Sie studierte Architektur und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros, bevor sie bei einem Praktikum bei der Zeitschrift Bauwelt ihre Liebe zum Fachjournalismus entdeckte. Diese ist ihr seitdem geblieben. Von 2008 bis 2017 verantwortete sie als Redakteurin der Bauwelt neben Themen der Architektur regelmäßig die umfangreichen Sonderhefte der Stadtbauwelt. Mit viel beachteten Ausgaben wie zu „Modernen Geisterstädten“ brachte sie dort ihren ganz eigenen Stil ein.

Berufsbegleitend forschte sie für ihre Dissertation „Was heißt hier Stadt?“, die sie 2012 abschloss, über den Wandel des Planungsverständnisses seit den Sechzigerjahren. Aus vielen Interviews mit Zeitzeugen einstiger Leitbilder und Euphorien ist ihr ein respektvoller Blick auf das Wollen und Wirken unserer Disziplin und ein angenehmer Abstand zu aktuellen Aufregungen geblieben, der auch ihre Arbeit für das DAB kennzeichnet.

Als Chefredakteurin war sie dort von Mai 2017 bis Dezember 2025 die leitende inhaltliche Hand und der gute Geist für Team und Autorinnen und Autoren. Neben der großen Linie liegt ihr besonderer Fokus auf den monatlichen Heftschwerpunkten sowie berufspolitischen Brennpunkten, die sie in viel beachteten Interviews präzise herausarbeitet.