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[ Energie als Markt für Architekten ]

Energisch zupacken

Die neue Energieeinsparverordnung bietet Architekten auch Auftragschancen. Über das Thema Energie locken Planungsaufträge für Sanierung, Modernisierung und Umnutzung.

Die größten Energieeinsparpotenziale liegen im Bestand: Altbau in Oldenburg vor…

Fred Wagner

Die Sanierung von Altbauten in Deutschland birgt ein riesiges Potenzial für Energieeinsparung und Klimaschutz. Experten rechnen vor, dass von den 30 Millionen Wohnungen und Häusern, die in Deutschland vor 1984 gebaut wurden und seinerzeit nur geringe Energiestandards erfüllen mussten, rund 24 Millionen sanierungsbedürftig sind. Die Anwendung der neuen Energieeinsparverordnung (EnEV) und die Ausstellung von Energieausweisen soll das jetzt ändern. Für Architekten kann sie der Türöffner zum großen Feld der Sanierung, Modernisierung und Umnutzung sein.

Tim Wameling, Energieexperte

der Architektenkammer Niedersachsen: „Der entscheidende Punkt ist der, dass ein Architekt durch die Energieberatung beziehungsweise die Ausstellung des Energieausweises einen Kundenkontakt bekommt.“ Diesen Kontakt solle er auf jeden Fall strategisch nutzen, um den Kunden für sich zu gewinnen. Besonders wertvoll werde dieser Kontakt dadurch, dass der Architekt durch die Ausstellung des Energieausweises beziehungsweise die Energieberatung den größten Teil des Gebäudes bereits kennt und die Daten und Berechnungen hat, die für eine spätere Modernisierung oder energetische Sanierung benötigt werden. Tim Wameling: „Das betrifft neben Bauantrag, Ausschreibung und Bautechnik auch wirtschaftliche Aspekte wie beispielsweise ­Bestätigungen für KfW, Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und kommunale Fördermittel.“ Die Ausfertigung von Energieausweisen eröffne Architekten zudem die Chance, ihr fachliches Know-how und ihre ­Kompetenz im Bereich Altbau/Gebäudemodernisierung unter Beweis zu stellen. „Das betrifft in diesem Zusammenhang die gesamte thematische Bandbreite von der Bauschadensbegutachtung bis hin zur Wertermittlung. Dieser ganzheitliche Ansatz berührt sogar Aspekte wie Schadstoffe, Schimmel, Wohngesundheit, die im Zusammenhang mit energetischen Sanierungen keinesfalls isoliert betrachtet werden dürfen. Hier können Architekten ihr traditionelles Rollenverständnis als ‚Sachwalter des Bauherrn‘ zeitgemäß in ‚Sachwalter des Eigentümers‘ ummünzen.“

… und nach der energetischen Sanierung.

Dieser Meinung ist auch Roland Matzig

Leiter des Architekturbüros r-m-p Architekten mit zwölf Mitarbeitern in Mannheim. Nach über 100 fertiggestellten Passiv-Einfamilienhäusern hat das Mannheimer Büro zusammen mit Partnern aus der Industrie das KIC-Mannheim gegründet, eine unabhängige Beratungsstelle für bau- und modernisierungswillige Bürger in einem eigens dafür erbauten Passivhaus. Matzig: „Der Energiepass ist für unser Büro ein ­zusätzliches Akquiseinstrument. Es kommt allerdings darauf an, was man daraus macht.“

Mittlerweile gibt es laut Matzig viele zertifizierte BAFA-Berater, die Architekten von Beruf sind und damit einen Mehrwert haben, aber trotzdem keine zusätzlichen Planungsaufträge bekommen. Matzig: „Ein Mehrwert nutzt nichts, wenn der ­­Architekt allein ein Architekt bleibt.“ Wer von der Hochschule komme, kenne sich zwar in Bauphysik und Entwurfslehre aus, aber er werde nicht zum Dienstleister erzogen und wisse nichts über seinen Kunden. „Nur wer es schafft, seinen Bauherren als Kunden zu verstehen, und sich auf diese Akquisitions- und Kommunikationsform einlässt, hat einen Vorteil und kommt ins Gespräch.“ Dabei sollte man nicht gleich über einen großen Planungsauftrag reden, rät Matzig, sondern mit einer BAFA-Beratung für kleines Geld anfangen.

Andere Architekten

sind da anderer Meinung. Martina Petschner, freischaffende Architektin aus Kiel, arbeitet seit drei Jahren neben ihrer planerischen Arbeit auch als Energie-vor-Ort-Beraterin mit BAFA-Zulassung für Einfamilienhäuser und besitzt dadurch einen sehr guten Kontakt zu den Bauherren. Petschner: „Meine Erfahrungen sind, dass Bauherren oft den Bedarf zur Sanierung nicht einsehen oder nicht bereit sind, dafür einen Planungsauftrag auszulösen. Doch allein im Rahmen einer Energieberatung lassen sich viele Dinge nicht lösen, das kann man erst mit einem Planungsauftrag tun.“ Vor diesem schrecken aber viele Bauherren zurück, weil sie Angst vor zu hohen Kosten haben, sagt die Architektin. Dazu kommt nach Petschners Erfahrung, dass die Energieberatung – dazu gehören auch die Energieausweise – von vielen Bauherren nicht als Gutachten angesehen werden, sondern als behördliche Vorschrift. Trotzdem findet sie die Pflicht zum Energieausweis sehr gut, weil dieser einen Anreiz gibt, im Bestand zu sanieren. „Ein gut gedämmtes Haus senkt die Nebenkosten und steigert den Wert der Immobilie; ein ungedämmtes Gebäude dagegen wird schon bald nur noch schwer vermietbar oder zu verkaufen sein.“

Darüber besteht auch unter Architekten kein Zweifel: Die Energieeffizienz von Gebäuden wird künftig auf dem Immobilienmarkt eine viel größere Rolle spielen als bisher. Bauherren werden also sehr viel stärker auf die energetische Qualität ihrer Objekte achten – bei Neubauten ebenso wie im Bestand. Jeder Architekt sollte deshalb den Energieausweis möglichst nur in Verbindung mit einer ausführlichen Energieberatung erstellen und dabei erläutern, wie der Bauherr gewinnen könne: durch einen nachhaltig verbesserten Gebäudezustand und Wohnkomfort, eine bessere Vermietbarkeit, also letztlich einen deutlich gesteigerten Immobilienwert. Durch Sanierungsmaßnahmen, die in der Vor-Ort-Beratung ausführlich und nachvollziehbar beschrieben und kalkuliert werden, kann dann eine bessere Energieeffizienzklasse in der Gebäudebewertung erreicht werden.

Nebenbei werden dadurch nicht nur Energie und Kosten gespart, sondern es wird ein Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz geleistet.

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