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„Am Eingangstor der Stadt wurde ein Zeichen gesetzt.“

Ein prämiertes Fahrradparkhaus aus Holz  

Dipl.-Ing. Maria Pegelow
3min
Zirkuläres Bauen Holzbau Baukultur Brandenburg
Innenansicht eines Fahrradparkhauses; zwei Personen verlassen das Fahrradparkhaus mit ihren Fahrrädern auf der Rampe
Erschließung durch die mittig verortete Rampe © Andreas Fink, MIL
Außenansicht eines Gebäudes bei Nacht
Fahrradparkhaus by night © Andreas Fink, MIL

Eine Rampe erschließt zwei Parkebenen mit einer Gesamtfläche von ca. 1.200 qm. Über 600 Fahrräder können geparkt, E-Bikes aufgeladen, Dinge verstaut werden. Das Sonderbauwerk aus Holz misst ca. 40 x 17 m und begrüßt uns am Bahnhof Eberswalde.  

Eberswalde ist eine wachsende Stadt. Aber vor allem eine Einpendlerstadt, sagt Bürgermeister Götz Herrmann. Sie ist Gesundheits-,  Verwaltungs- und Hochschulstandort. Für den Ausbau einer Mobilitätsdrehscheibe brauchte es viel Vorlauf. Nach der Wahl des Standortes für das Fahrradparkhaus direkt am Bahnhof, Prüfungen im Sinne der Holzbauinitiative, Abstimmungen im Stadtparlament und vielem mehr musste auch das Budget passen. Die EFRE-Förderperiode passte gut zur Idee und sicherte den Finanzierungsplan.  

Götz Herrmann war damals noch Stadtverordneter, als der Beschluss zu einem Fahrradparkhaus aus Holz gefasst wurde. Er hatte diese Entscheidung stark mitbefördert. Nun ist der Bau fertig, wurde ausgezeichnet mit einem Sonderpreis im Rahmen des Brandenburgischen Baukulturpreises 2023 und wird bereits als ein neues Wahrzeichen der Stadt wahrgenommen. Darauf ist er sehr stolz.  

Dies und vieles mehr haben wir beim 3. Gespräch „Baukultur vor Ort“ am 12.9.2024 erfahren und stellen wiederholt fest, dass es sich immer wieder lohnt, den Aufwand zu betreiben. Alle wesentlich am Bau Beteiligten vor und in dem Bauwerk zu Wort kommen zu lassen, ist jedes Mal aufs Neue spannend und lehrreich.  

Nora Zimmermann, Leitplan GmbH aus Berlin, hat hier ihr erstes Fahrradparkhaus und auch ihren ersten Holzbau geplant. Sie sagt, dass dies vor allem mit dem erfahrenen Tragwerksplaner an ihrer Seite so gut funktioniert hat. Sie hofft nun, dass dies nicht das letzte Fahrradparkhaus und auch nicht der letzte Holzbau war, den sie plant.  

Das Bauwerk mit den gekreuzten Holzstreben und dem auskragenden Dach hat einen hohen Wiedererkennungswert. Es ist weithin sichtbar und wird auch von den Radlern sehr gut angenommen. Eine mittig platzierte Rampe führt bis nach oben hinein in den Palast.   

Außenansicht einer Fahrradgarage; davorstehende Personengruppe betrachtet das Gebäude
Gespräch Baukultur vor Ort vor einem der offenen Zugänge des Parkhauses © Andreas Fink, MIL 

Vandalismus und Diebstahl sind leider auch ein Thema. Kameras helfen nicht viel. Wichtig ist jedoch, dass das Bauwerk rund um die Uhr offen ist und allen jederzeit zur Verfügung steht. Das hat Vor- und Nachteile.  

Aber nun zum bereits erwähnten Tragwerksplaner: Michael Staffa, Ifb Frohloff Staffa Kühl Ecker Beratende Ingenieure PartG mbB aus Berlin. Es macht Spaß, ihm zuzuhören und sich ein Bild von seinem Beruf zu machen. Die Herausforderung bei diesem Bauwerk war die unregelmäßige Form, ein Trapez mit vier verschieden langen Seiten. Schwierig war es, einen Rhythmus zu finden, einen Rhythmus, der für alle vier Seiten passt. Doch das fällt überhaupt nicht auf. Was auffällt, ist das massive Holz. Es ist geschraubt, nicht geklebt, sonst hätte es auch dünner ausfallen können. Doch es passt so. Die Proportionen des Holzbaus wirken sehr ausgewogen. Es brauchte keine weitere Verzierung. Es steht für sich. Und es macht den Eindruck, als könne es relativ zügig abgebaut und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden.  

Hell, schön und freundlich, kommentiert Andreas Fink, Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg. Eine gute Werbung für das Radfahren, ergänzt er noch.  

Bei dem Fahrradparkhaus kamen bereits viele gute Dinge zusammen. Und die Stadt hat noch viel vor. Sie ist mittendrin im Transformationsprozess zur nachhaltigen Stadt, strebt weiterhin Bau in Holz an. Es wäre fatal, nicht die Potenziale der ortsansässigen Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, HNEE, zu nutzen. Hier wird zum Material Holz viel geforscht, aber auch zu anderen nachwachsenden Baustoffen.   

Jedes Material hat seine Vorteile, so Dirk Hottelmann, Vizepräsident der BBIK. Je nach Materialspezifika sollten nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Lehm, Hanf etc. zum Einsatz kommen. Auch Beton hat seine Vorteile. Wichtig ist aber, dass wir so nachhaltig wie möglich bauen und wie Andreas Rieger ergänzt, sollte der Wert quasi kaskadierend gedacht werden, sodass ein Material so lange wie möglich weitergenutzt werden kann.  Zum Beispiel vom Rohstoff Vollholz, das erst ganz am Ende einer langen Nutzungskette zu Papier verarbeitet wird.   

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Planungsbüros und der Stadt Eberswalde.  

Das Fahrradparkhaus in Eberswalde zeigt, wie gelungene Baukultur Mobilität, Nachhaltigkeit und Identität verbindet. Der prämierte Holzbau setzt ein starkes Zeichen am Bahnhof, überzeugt funktional wie gestalterisch und wurde durch gute Zusammenarbeit möglich. Das Projekt macht sichtbar, welches Potenzial im nachhaltigen Bauen und im verantwortungsvollen Umgang mit Materialien steckt.  

Baukultur vor Ort

Die Gespräche „Baukultur vor Ort“ sind eine Veranstaltungsreihe der Brandenburgischen Architektenkammer (BA) gemeinsam mit der Brandenburgischen Ingenieurkammer (BBIK), gefördert vom Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL). Objekte von hoher baukultureller Qualität werden öffentlich präsentiert und diskutiert.  

→ Mehr Hintergrundinformationen zum Projekt und den Projektbeteiligten finden Sie auf unserer Website.

Dipl.-Ing. Maria Pegelow

Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Wettbewerb und Vergabe  Brandenburgische Architektenkammer