DABonline | Deutsches Architektenblatt
Menü schließen

Mehr Inhalt

Services

DABonline | Deutsches Architektenblatt
Zurück Kommentar

KI und Architektur: Das Beste aus zwei Welten

Wie passen KI und Architektur zusammen? Ein idealer Ansatz könnte in der Synergie beider Welten liegen: die KI als datengetriebene Assistentin, die Effizienz, Präzision und Nachhaltigkeit steigert. Und der Mensch als kreativer Kopf, der die gesellschaftlichen, kulturellen und emotionalen Aspekte in die Planung integriert.

15.07.20254 Min. Von Martin Müller Kommentar schreiben
Martin Müller, Vizepräsident der BAK

Martin Müller ist Vizepräsident der BAK
Till Budde

Dieser Kommentar ist unter dem Titel „Das Beste aus zwei Welten“ im Deutschen Architektenblatt 07.-08.2025 erschienen.

Die Debatte darüber, ob künstliche Intelligenz oder der Mensch der bessere Architekt und Planende ist, gewinnt zunehmend an Relevanz. Während KI in der Lage ist, enorme Datenmengen in kürzester Zeit zu verarbeiten, bleibt die menschliche Kreativität ein unersetzlicher Faktor.

KI hat Grenzen

KI kann beispielsweise bestehende architektonische Stile analysieren, wirtschaftliche Bewertungen durch Kosten-Nutzen-Analysen durchführen und komplexe Entwurfsvarianten in Echtzeit durchprobieren. Durch maschinelles Lernen kann sie zudem nachhaltige Bauweisen optimieren und den Ressourcenverbrauch minimieren.

Dennoch stößt sie an ihre Grenzen, wenn es um kulturelle, emotionale und ästhetische Aspekte geht. Architektur ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein zutiefst menschliches und künstlerisches Handwerk. Die Fähigkeit, auf subtile kulturelle Kontexte einzugehen, soziale Bedürfnisse zu erkennen und kreative Konzepte zu entwickeln, ist nach wie vor eine Domäne des Menschen.

Software-Hersteller müssen Verantwortung übernehmen

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Haftung. Wer trägt die Verantwortung, wenn ein KI-generierter Entwurf scheitert oder nicht den Anforderungen entspricht? Wer sichert die Korrektheit der einer KI zugrunde liegenden Daten? Der aktuelle Diskurs deutet darauf hin, dass die Verantwortung weiterhin beim Menschen liegen muss, insbesondere da KI-Systeme zwar Lösungen generieren, aber nicht für Fehlentscheidungen zur Rechenschaft gezogen werden können.

Nach der aktualisierten EU-Produkthaftungsrichtlinie haftet der Hersteller der KI-Software für Fehler, die auf die KI zurückzuführen sind, während Architektinnen und Architekten für Fehler verantwortlich bleiben, die auf die Anwendung der KI zurückzuführen sind. Allerdings müssen durch die Einführung der Beweiserleichterung die Planenden nicht mehr allein beweisen, dass die Software schuld war – auch die Hersteller müssen mitwirken und Verantwortung übernehmen.

Das Blackbox-Problem

Neben rechtlichen Aspekten wirft der Einsatz von KI in der Architektur auch ethische Fragen auf. Das sogenannte „Blackbox-Problem“ beschreibt die mangelnde Transparenz vieler KI-Systeme, was dazu führen kann, dass Planerinnen und Planer die Herkunft und Grundlage von Entwurfsentscheidungen nicht mehr nachvollziehen können. Ein KI-Kodex der Architektenschaft könnte hier Orientierung bieten. Er würde Leitlinien für einen verantwortungsvollen und transparenten Umgang mit KI formulieren und so die ethischen Grundlagen architektonischer Praxis stärken.

Chancen durch KI für Architekturbüros

Gleichzeitig entstehen durch KI neue Geschäftsmodelle für Architekturbüros: Die Entwicklung spezialisierter KI-Tools für bestimmte Planungsaufgaben, die Schulung von Mitarbeitenden im Umgang mit KI-Tools oder die ethische Beratung hinsichtlich des Einsatzes von KI im Bauwesen bieten Chancen, sich als Architekturbüro neu zu positionieren.

Die Architektenkammern haben das Potenzial der KI erkannt und bieten verstärkt Fortbildungen an, um Planende im Umgang mit KI-Tools zu schulen und den kritischen Umgang mit KI-generierten Ergebnissen zu fördern. Dies soll sicherstellen, dass Architektinnen und Architekten nicht nur technisch versiert, sondern auch in der Lage sind, die ethischen und rechtlichen Implikationen des KI-Einsatzes kompetent zu bewerten.

Eine neue Ära der Architektur

Ein idealer Ansatz könnte daher in der Synergie beider Welten liegen: die KI als datengetriebene Assistentin, die Effizienz, Präzision und Nachhaltigkeit steigert, und der Mensch als kreativer Kopf, der die gesellschaftlichen, kulturellen und emotionalen Aspekte in die Planung integriert. Gemeinsam könnten sie eine neue Ära der Architektur und des Bauwesens einläuten – eine, die sowohl digital als auch menschlich ist.

Martin Müller, BAK-Vizepräsident


10 Fragen zu KI und Architektur

Antworten auf die zehn wichtigsten Fragen zu KI im Architekturbüro finden Sie hier!

 

War dieser Artikel hilfreich?

Danke für Ihr Feedback!

Weitere Artikel zu:

Schreibe einen Kommentar