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Gute Stadtplanung gegen Einsamkeit und Bewegungsmangel

Sollten die Architekten- und die Ärzteschaft enger zusammenarbeiten, um den Herausforderungen ­unserer Zeit besser zu begegnen? Und welche sind das aus Sicht der zwei Disziplinen? Wir trafen Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, und BAK-Präsidentin Andrea Gebhard zum Gespräch über gesunde Städte, gesunde Stadtplanung, politische Widerstände und einsame Menschen.

Von: Brigitte Schultz
Dr. Brigitte Schultz widmet sich als Chefredakteurin großen Projektberichten oder...

25.09.202513 Min. Kommentar schreiben
Andrea Gebhard und Klaus Reinhardt vor grüner Wand

Andrea Gebhard, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, ist seit 2021 Präsidentin der BAK. Klaus Reinhardt, Facharzt für Allgemeinmedizin, ist seit 2019 Präsident der Bundesärztekammer.
Anja Grabert

Dieses Interview Beitrag ist unter dem Titel „Gute Architektur und gute ­Stadtplanung sind Prävention!“ im Deutschen Architektenblatt 10.2025 erschienen.

Frau Gebhard, Herr Reinhardt: Sowohl Ärzte als auch Architekten kümmern sich im Kern um das Wohlbefinden der Menschen. Was wollen Sie gemeinsam angehen?

Gebhard: Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Wie das Leben der Zukunft? Das beschäftigt uns Architekten – und da sehen wir die Ärzteschaft als große Verbündete. Gerade, wenn es um Freiräume geht, die wichtig für Kühlung und Erholung sind. Also: Wie funktioniert eine gesunde Stadt?

Reinhardt: Arzt und Architekt sind beides Berufe, die einen starken Bezug zum Menschen haben und holistisch denken. Daher haben wir viele gemeinsame Themen. Hitze ist eins, bei dem die Ärzteschaft der Stadtplanung helfen kann, die Bedürfnisse und Erfordernisse zu unterstreichen. Aber ich habe noch ein Thema, das mir seit Jahren auf den Nägeln brennt: die Einsamkeit.

Die Einsamkeit?

Reinhardt: Ja. Sie ist ein zunehmendes Phänomen der modernen Gesellschaft. Sogar in Ballungszentren, wo Menschen eigentlich nahe beieinander leben. Weil die Art und Weise, wie sie zusammenleben, nicht dazu angelegt ist, soziale Kontakte zu entwickeln. Das ist ein Thema, das ich schon lange mit der Architektenschaft besprechen wollte.

Gebhard: Ja, das ist eines der ganz großen sozialen Themen!

Wie kommen Sie zu Ihrer Diagnose?

Reinhardt: Wir Ärzte haben eine Vorstellung davon, was den Menschen im Moment fehlt, weil wir es hautnah erleben. In einer Hausarztpraxis wie meiner am Stadtrand von Bielefeld sind manche Menschen seit 60 Jahren Patienten. Solch eine Praxis ist ein sozialer Knotenpunkt, die Leute halten im Wartezimmer ein Schwätzchen. Da kann ich ziemlich gut den Puls der sozialen Entwicklung unserer Gesellschaft nehmen. Und ich muss leider sagen: Ich beobachte vermehrt eine Vereinzelung, eine Vereinsamung. Und ich kenne keine gut strukturierten stadtplanerischen Überlegungen, wie sich das verhindern lässt.

Gebhard: Die Charta von Athen, die die Trennung der Funktionen gelehrt hat, hat eigentlich den Grundstein gelegt in Richtung dieser Vereinsamung. Jetzt haben wir seit fast 20 Jahren die Charta von Leipzig, die rät, die einzelnen Lebensbereiche wieder zusammenzubringen. Eine Stadt zu haben, in der ich, egal wo ich wohne, alle wichtigen Funktionen zu Fuß erreichen kann. Weil wir wissen: Am ehesten trifft man Menschen zu Fuß.

Aber wie bekommt man das umgesetzt?

Gebhard: Wir haben einmal ein Konzept entwickelt für eine Stadt, die so gegliedert ist, dass man sich zu Fuß gut darin bewegen und andere Menschen treffen kann. Die Regel dafür war einfach: Nach spätestens 250 Metern soll ein Ort kommen, wo man sich erholen kann und auch in Kontakt kommt. Nach 500 Metern dann etwas Größeres.

Reinhardt: Genau! Aber davon sind wir weit entfernt. Natürlich wird man nicht alle Einrichtungen des öffentlichen Lebens in den nächsten Jahren auf alle Bedürfnisse umgestalten können, das wäre unbezahlbar. Aber immer wieder wird etwas renoviert oder neu gebaut. Und da sollte man grundsätzlich an den sozialen Zusammenhalt denken.

Ist die Vermischung der Funktionen der Schlüssel zur gesunden Stadt?

Gebhard: Ja. Diese Mischung, die in Altstädten so fantastisch ist, brauchen wir unbedingt. Ich möchte dazu eine Geschichte erzählen, die mich schwer beeindruckt hat, als ich Preisrichterin war beim Wettbewerb für das große Inselspital in Bern. Da hat eine Arbeit von Architektinnen gewonnen, die den Roseto-Effekt als Leitbild genommen haben. Der Effekt hat seinen Namen von einer Gemeinschaft namens Roseto, die aus Sizilien als ganzer Ort nach Amerika gezogen ist. Die Ärzte haben sich gewundert, warum dort alle so gesund waren, obwohl sie sich scheinbar verhielten wie alle anderen. Die Erklärung: Diese Menschen hatten den engen sozialen Zusammenhalt mit in die neue Heimat gerettet. Die trafen sich jeden Tag, waren immer in Kontakt. Die Generation danach, die schon amerikanischer war, wurde viel früher krank.

Andrea Gebhard und Klaus Reinhardt

Andrea Gebhard kommt bei der Bürgerbeteiligung nur mit Menschen in Kontakt, die aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Klaus Reinhardt kennt auch die einsamen Mitbürger aus seiner Arztpraxis.
Anja Grabert

Genau das müssen wir uns genauer anschauen: Wie können wir dieses gemeinschaftliche Leben fördern?

Reinhardt: Ich bin kein Planer, aber mich hat schon immer gestört, dass zum Beispiel Altenwohnheime in Deutschland möglichst weit weg von gehobenen Einfamilienhäusern errichtet werden, weil viele sie als belästigend empfinden. Wenn Menschen mit dem Rollator durch die Gegend fahren, passt das denjenigen nicht, die dort eine Villa haben. Auch Kindergärten: Sie werden abseits gepackt, denn sie machen Krach. Meine Vision ist, dass Altenwohnheime und Kindergärten nebeneinanderstehen, in der Mitte eines Ortes. In einem Forum, wo sich alle sehen und eben auch in Kontakt kommen. Überhaupt unsere Stadtzentren wiederzubeleben: Das hat etwas mit psychischer Gesundheit zu tun, mit Sozialisation, mit sozialen Kontakten. Das ist extrem wichtig für die Gesundheit. Wir als Ärzteschaft nehmen das wahr und können es den Architekten mitteilen.

Gebhard: Da sehe ich die Ärzteschaft als unsere Basis. Wir müssen mehr miteinander über Themen wie Einsamkeit sprechen. Denn das Thema kommt bei Ihnen direkt an. Bei mir als Architektin nicht unbedingt. Auch wenn ich Bürgerbeteiligung mache, kommen da die Bürger, die sowieso munter und kontaktfreudig sind. Aber es geht um die, die ich nicht sehe, weil sie da gar nicht erscheinen.

Reinhardt: Diejenigen kommen zu uns: die, die schon an Einsamkeit leiden oder erkrankt sind. Wir Ärzte sind im Reparaturbetrieb. Gute Architektur und gute Stadtplanung hingegen sind Prävention. Dieses Thema – Public Health oder Health-in-all-Policies – hat die deutsche Ärzteschaft lange eher schlummern lassen. Sie hat Hightech-Medizin gemacht, sensationell, auf Top-Niveau. Aber das ist ja nur ein Aspekt, und der ist auch zu kurz gesprungen. Wir sind in einer Gesellschaft des langen Lebens angekommen, wo viele mit 80 noch aktiv sind – Jahrzehnte nach Beendigung des Erwerbslebens. Da geht es doch darum, dass die Menschen diese Zeit gut erleben und nicht weggeschoben werden. Wenn man teure Pflege- oder Behandlungsfälle vermeiden will, ist es langfristig auch wirtschaftlich sinnvoll, präventiv zu planen. Politik, die alle vier Jahre neu gewählt werden muss, hat nicht diese Denkzyklen. Das ist ein Problem.

Gebhard: Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, auch des volkswirtschaftlichen Systems. Wenn die Menschen in ihrer Umgebung lang bleiben können, sich dort wohlfühlen und dort gut leben können, dann brauchen sie nicht so viel Unterstützung. Das ist ein ganz wichtiger Ausgangspunkt für Stadtplanung: Planung muss von den schwächsten Gliedern einer Gesellschaft ausgehen. Wie es so schön heißt: Stadtplanung ist dann gut, wenn ein vierjähriges Kind allein zur Eisdiele gehen kann.

Reinhardt: Als unsere Kinder klein waren, haben wir in einem kleinen Schweizer Dorf gelebt, hinter Chur. Da war fast kein Autoverkehr, da war das so. Das war eine besondere Lebensqualität. Und zu meiner Zeit bin ich schon zum Kindergarten mit dem Fahrrad gefahren.

Das ist heute fast undenkbar – zum Teil nachvollziehbar, wegen des Verkehrs.

Gebhard: Das zeichnen wir auch gern auf bei Planungen: Wie kommt ein Kind von zu Hause in die Schule? Was sieht es? Was sind das für Eindrücke? Welche Räume sind es?

Wie kommen wir zu dieser Planung für die schwächsten Glieder der Gesellschaft?

Reinhardt: Das Problem ist, dass wir natürlich auf Widerstand treffen, unter anderem der Politik. Weil Planungen immer wieder unter Rentabilitätsgesichtspunkten eingeengt werden.

Obwohl sich gute Planung und Ökonomie nicht widersprechen muss.

Reinhardt: Muss es nicht.

Gebhard: Aber es wird ziemlich schwer für uns, wenn Investorinnen und Investoren sagen, oder die Stadtplaner in den Ämtern: „Das rechnet sich nicht. Das ist schwierig.“

Reinhardt: Das ist vielleicht die Herausforderung: Dinge so zu gestalten, dass die Rentabilität trotzdem gewährleistet ist.

Haben Sie Ideen dazu?

Reinhardt: Nun, der Staat sagt, dass wir soziale Sicherungssysteme stärker kapitalbasiert organisieren müssen. Und es gibt ja auch langfristig denkende Investoren wie beispielsweise die Versorgungswerke von Architekten, Ärzten, Apothekern und so weiter. Aus dieser Welt der Versorgungswerke könnte man vielleicht Investoren finden, die sagen: „Uns reicht eine Rendite von vier oder fünf Prozent, die langfristig angelegt ist – und dafür bediene ich damit gleichzeitig einen anderen Aspekt der Gesellschaft.“ Wenn jemand 25 Prozent rauspressen will, wird es natürlich schwierig mit der Qualität .…

Sie sagten, dass die Medizin sich auf technologischen Fortschritt konzentriert hat. Frau Gebhard: Ist das auch in der Architektur der Fall, zum Beispiel im Studium? Wir lernen, wie man Beton mischt, wie das Haus trägt. Aber wie sich jemand darin fühlt, wie die Nutzer gesund bleiben?

Gebhard: Schon bei Vitruv steht, dass ich wissen muss, wo ein kühles Lüftchen weht .…

Aber sollten psychologische Aspekte nicht auch einen größeren Raum in der Ausbildung einnehmen?

Gebhard: Ja. Zugleich ist der Beruf der Architektin oder des Architekten keiner, den man in acht oder zwölf Semestern durchdringen kann. Das ist ein lebenslanges Lernen. Ich habe jetzt in meinem höheren Alter erst das Gefühl, die Zusammenhänge zu verstehen. Früher waren wir auf irgendwelche Moden oder Strukturen ausgerichtet, aber man muss das Leben verstehen, um Stadtplanung machen zu können und Architektur. Und ich glaube, dass wir das Wissen der Ärzte brauchen, um uns weiterzuentwickeln.

Reinhardt: Und wir Ärzte wiederum brauchen die Stadtplaner und Architekten, um Dinge, die wir als notwendig sehen, konkret gestalten zu lassen. Momentan stellen wir nur fest, dass der öffentliche Raum nicht so ist, dass Menschen zueinander finden, sondern im Gegenteil.

Gebhard: Im Augenblick geht eben alles nur darum, Wohnraum zu schaffen. Aber es müssen vielmehr Orte geschaffen werden für Menschen! Nicht einfach nur Kisten.

Reinhardt: Keine Kaninchenställe ….

Gebhard: …. sondern Orte, wo Menschen aufwachsen, wo sie fröhlich und traurig sind, wo sie irgendwann vielleicht sterben. Man muss das gesamte Leben im Blick haben.

Was wünschen Sie sich gemeinsam von der Politik, damit wir einen Schritt weiter in diese Richtung kommen?

Gebhard: Zuhören!

Reinhardt: Und ehrlich einsteigen in solche Überlegungen und offen sein für Gedanken dieser Art. Politik arbeitet häufig sehr kurzfristig. Sie muss lernen, in die Dimension von mehreren Jahrzehnten zu kommen.

Gebhard: Und es darf keine Hauspolitik sein. Für unsere Themen brauchen wir mindestens das Umweltministerium, das Bauministerium und das Gesundheitsministerium. Da müssen alle an einem Strang ziehen.

Reinhardt: Wir geben Hunderte Milliarden für In­frastrukturmaßnahmen aus. Diese Summe ist meines Erachtens nur gerechtfertigt, wenn sie auch zu einer Modernisierung unserer sozialen Welt in Deutschland führt.

Gebhard: Das wäre eine große Errungenschaft! Gemeinsamkeit, Kontakt und Kommunikation sind so wichtig. Eine Gesellschaft, die einsam ist, ist kränker, ist anfälliger für jegliche Störung. Sie verroht auch. Wenn ich nur noch mit dem Smartphone in Kontakt bin und nicht mehr mit Menschen, bin ich manipulierbar ohne Ende. Der Austausch miteinander steuert da gegen.

Reinhardt: So ist es. Weil persönlicher Kontakt ganz andere Referenzpunkte aufmacht, die ich sonst nicht kenne. Das ist ein unglaublich großes Thema. Aber ich fürchte, dass viele Politiker sagen würden: Was haben die denn? Die Dame soll Häuser bauen und der Herr soll Patienten untersuchen. Und das bitte möglichst preiswert. Die soziologischen Dimensionen, in denen Politik gedacht wird, sind viel zu kurz und viel zu klein.

Andrea Gebhard und Klaus Reinhardt

Einigkeit bei Gebhard und Reinhardt: Soziale Belange müssen bei der Planung von Gebäuden und des öffentlichen Raums eine größere Rolle spielen.
Anja Grabert

Die Anforderungen an die Politik sind also klar. Was können auf der anderen Seite ihre einzelnen Mitglieder tun in ihrer täglichen Arbeit?

Reinhardt: Diese Dinge, wenn sie mit Auftraggebern zu tun haben, thematisieren. Es kann ja sein, dass mancher Bauherr, wenn er nur darauf angesprochen würde, durchaus offen wäre für alternative Wege. Nicht wenige wollen ein vorbildliches Projekt machen, das nach vorne weist.

Gebhard: Man muss auch den öffentlichen Auftraggebern ins Stammbuch schreiben, dass sie diese Fragen mit bearbeiten und von den Architekten einfordern: Wie seht ihr den sozialen Aspekt? Was habt ihr euch da überlegt? Wer das gut löst, sollte den Auftrag bekommen – und nicht das Büro, das schon x Kindergärten oder Schulen gebaut hat. Als Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin sage ich immer: Die Schulen sind die Gärten der Kinder. Kinder werden in Zukunft den ganzen Tag in den Schulen verbringen. Also muss man viel mehr produzieren als einfach nur Fläche. Es müssen Spielflächen für die Kinder geschaffen werden, oder bei neuen Siedlungen auch Streifräume, wo Kinder sich ungehindert weiter wegbewegen können von zu Hause, ohne überfahren zu werden. Und auch Selbstständigkeit lernen. Im Augenblick ist es ja zu oft so: Die Kinder sitzen am Handy und werden dann von irgendjemandem irgendwo hingefahren.

Reinhardt: Zur Fuß zur Schule oder mit dem Fahrrad, nicht gebracht! Mit eigener Muskelkraft. Dann ist schon ein kleiner Teil des Sichbewegens erledigt. Wir erleben die Zunahme von Adipositas bei Kindern, und „Altersdiabetes“ bei 25-Jährigen! Frappierende Wohlstandserscheinungen einer Gesellschaft, die, wenn wir nichts tun, zu einem Rückgang der Lebenserwartung führen werden. In den Vereinigten Staaten ist dieser Punkt bereits erreicht. Bei uns geht es nach wie vor noch nach oben. Wir denken, das hört nie auf. Aber das hört dann auf diese Weise auf.

Kann Deutschland in diesem Punkt etwas von anderen EU-Ländern lernen?

Gebhard: Ein gutes Vorbild sind die Dänen, die machen viel mehr mit Bewegung. Was die investieren in Kopenhagen, diese Fahrradwege, die über wunderbare Brücken führen .… Damit zeigen sie: Bewegung und sicheres Vorankommen sind uns wichtig.

Reinhardt: In den skandinavischen Ländern, inzwischen auch in England, spielt das Thema Public Health, also die öffentliche Gesundheit, traditionell eine andere Rolle. Auch in der Politik. Die Skandinavier zeigen durch das Investment, durch die Architektur, dass es das Wichtigste ist, wie Menschen leben und sich fortbewegen in einem Ballungsraum. Da ist dann nicht wie in Deutschland eine Autobrücke die schickste, sondern eine Fahrradbrücke. Mit E-Bikes nimmt der Radius, den ich mit dem Fahrrad habe, enorm zu, selbst wenn ich 60 oder 70 bin. Das müssen wir doch nutzen!

Gebhard: Absolut! Architektur und öffentlicher Raum müssen allen vermitteln: Du bist wichtig und deine Gesundheit ist wichtig.

Reinhardt: Das betrifft auch Sportstätten. Da waren wir in den 1970ern fast besser. Jedes Dörfchen hatte ein Schwimmbad. Die werden jetzt gerade wieder geschlossen, weil sie keiner unterhalten kann. Und die Zahl der Nichtschwimmer nimmt zu. Genauso wie die Zahl der Analphabeten. Das sind alles Indikatoren.

Wie wollen Sie mit diesen Themen weiter vorankommen, sie kommunizieren?

Reinhardt: In einer pluralistischen Gesellschaft muss man die Dinge mit ein bisschen Beharrlichkeit kundtun. Da ändert sich nicht innerhalb von einem Jahr etwas. Aber wenn wir den Finger fünf, zehn oder 15 Jahre in die Wunde legen, bewirkt es etwas. Davon bin ich überzeugt.

Gebhard: Ich glaube, dass wir viele Menschen erreichen, weil diese Themen viele beschäftigen. Wie lebe ich und wie wirkt sich das auf meine Gesundheit aus? Und dass sich so die Sensibilität für beide Themen – Planung und Gesundheit – entwickelt und verbessert. Das ist das Schöne für uns beide als Präsidentin und Präsident einer Kammer: Die Diskussionen, die wir führen, können wirksam werden.


Andrea Gebhard, Landschaftsarchitektin und Stadtplanerin, ist seit 2021 Präsidentin der BAK. Klaus Reinhardt, Facharzt für Allgemeinmedizin, ist seit 2019 Präsident der Bundesärztekammer.

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