Anfang Juni hat das Planungsbüro, in dem ich als Werkstudentin arbeite, einen Büroausflug zur Baumschule Lorberg in Tremmen gemacht. Mit der Bahn und dem Fahrrad ging es ins stürmische Brandenburg. Vor Ort wurden wir mit einem Frühstück begrüßt und uns wurde erklärt, was wir von unserem Ausflug erwarten könnten: eine Führung über die rund 800 Hektar großen Anbauflächen mit einem thematischen Schwerpunkt auf „Zukunftsbäumen“ und verschiedenen Wuchsformen.
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Zukunftsbäume müssen tolerant sein
Obwohl es in einer Baumschule ja eigentlich nur „Zukunftsbäume“ gibt, sind damit bestimmte Arten gemeint. Der Begriff mag für den einen poetisch klingen, die andere kann ihn nicht mehr hören. Zukunftsbäume sind Baumarten, die mit den Folgen des Klimawandels besser klarkommen als die bisher verbreiteten. Die GALK (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz) hat für ihre Auswahl verschiedene klimatische Veränderungen berücksichtigt. So erwarten uns eine Häufung extremer Wettersituationen, neben langen Hitze- und Trockenperioden auch Starkregen und Spätfröste.
Fachleute haben viele Baumarten getestet und nach ihrer Toleranz bewertet. Die Liste heimischer Baumarten, die solchen Extremen standhalten kann, ist kurz und in einer Broschüre mit dem klangvollen Namen „Zukunftsbäume für die Stadt“ veröffentlicht.
Farbenfrohe Gleditschien und resistente Ulmen
Mit zwei Minibussen ging es über das Gelände der Baumschule, vorbei am „Hochstamm-Kindergarten“ – Bäumen, die erst in einigen Jahren groß genug gewachsen sind, um als Straßenbaum oder als Schattenspender auf einen Platz gepflanzt zu werden.
Unser erster Stopp in der Baumschule: der Zukunftsbaum Gleditsia triacanthos (dornenlose Gleditschie) in verschiedenen Sorten (siehe Galerie oben). Die unterschiedlichen Laubfarben der Art im Vergleich zur Sorte Gleditsia triacanthos ‚Sunburst‘ (Gold-Gleditschie) sorgten für Begeisterung, da der Raum unter den Bäumen durch das lichtere Blätterdach anders wirkt.
Auch schauten wir uns die Resista® Ulmen an (siehe Galerie oben). Heimische Ulmenarten werden zunehmend von einem Pilz befallen, was für ein großräumiges Absterben sorgt. Die neu gezüchtete Resista® Ulme soll gegen den Pilz immun sein. Außerdem wächst sie schnell und ist vielfältig klimaresilient.
Spring Rings: Bei dieser Variante wachsen die Wurzeln mit Luftkontakt (Details im Text unten).
Luisa Richter-Wolf
Skulpturale Schönheiten und Ertragsmaximierer
Neben Hopfenbuchen, Zürgelbäumen und persischen Eisenbäumen haben wir auch Amberbäume in verschiedenen Wuchsformen angeschaut. Besonders eindrucksvoll waren auch die Baumreihen aus mehrstämmigen Zieräpfeln. Ich mag mehrstämmige Gehölze sehr gern, da sie so leicht wirken. Weil sie fast skulptural aussehen, setzen viele sie besonders gern in modernen Gärten ein. Gleich danach kommen in der Baumschule die Spaliergehölze, die eher in historischen Gärten verwendet werden. Diese Obstbäume, oft als Sichtschutz, Raumteiler oder entlang von Mauern gepflanzt, ermöglichen einen guten Ertrag auf wenig Raum.
Eine wirkliche Überraschung auf unserem Ausflug war eine rotblättrige Birke – Betula pendula ‚Purpurea‘ (siehe Galerie). Mir war nicht bewusst, dass es so etwas gibt. Die typische helle Rinde, aber mit einem dunkelroten Laub, das im Licht fast purpurn schimmert. Mir fällt allerdings keine gute Verwendung für einen solch speziellen Baum ein. Und weil Birken auch nicht wirklich zu den Zukunftsbäumen zählen, frage ich mich immer noch, wer diesen Baum verwendet.
Spring Rings, Kräuter und Käfer
Zum Schluss haben wir uns in der Baumschule eine besondere Pflanzweise angeschaut – die Spring Rings. Dabei werden die Gehölze mit ihrem Ballen auf eine Folie gestellt und dann mit einem luftdurchlässigen Ring gehalten, sodass die Wurzeln der jungen Bäume beim Wachsen immer wieder an Luft stoßen dies verhindert das sogenannte Ringeln und führt zu einem besonders dichten, feinverzweigten Wurzelballen. Außerdem können die Bäume so das ganze Jahr über gepflanzt werden und nicht nur in der Ruheperiode von Oktober bis März.
Während meines Besuchs ist mir aufgefallen, dass unter den Bäumen oft Wildblumen und Kräuter wachsen. Die Baumschule setzt auf biologischen Pflanzenschutz und lockt durch die hauseigene Kräutermischung gezielt Nützliche an. Marienkäfer, Raubmilben und verschiedene Vogelarten ernähren sich von Insekten, die für die Gehölze schädlich sind. Auf Pestizide kann so verzichtet werden.
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Die Baumschule als gesellschaftliches Vorbild
Nach zwei Stunden Führung haben wir zwar nur einen kleinen Teil der Baumschule gesehen, aber mich hinterlässt der Einblick in die Arbeit der Baumschule mit Respekt: für die nötige Geduld, um über Jahrzehnte hinweg die Gehölze zu pflegen und zu begleiten. Und für die Voraussicht, was heute angepflanzt werden muss, weil wir es 2050 in unsere urbanen Freiräume pflanzen wollen.
Und ich kann mir die ewige Fragerei der Kunden der Baumschule gut vorstellen,. Mit ihrem Wunsch nach dem Baum, der alles kann: Er soll nicht nur schnell wachsen, nein er soll Schatten spenden, Lebensraum sein, stadtklimafest sein, zu jeder Jahreszeit einen besonderen Aspekt haben und eine schön geformte Krone ausbilden. Wir wollen, dass alles mit einer Pflanze abgehakt ist. Aber ist es nicht wie bei uns Menschen? Durch eine vielfältige Durchmischung können verschiedene Stärken vereint werden und sich so ergänzen und unterstützen. Wir brauchen Vielfalt! Nicht nur in unserer Gesellschaft, auch bei unseren Stadtbäumen.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.
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