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[ Nachwuchs-Kolumne #124 ]

Debütprojekt: mit vielen Schlüsseln durchs Ziel

Meine ehemalige Schule brauchte für den Gartenunterricht eine Lern-Laube. Das vergangene halbe Jahr habe ich damit verbracht, dies mit drei Kommiliton:innen als unser Debütprojekt zu realisieren. Nun haben wir die Schlüssel übergeben

Von Lorenz Hahnheiser

Unser Debütprojekt ist endlich fertig. Richtige Profis hätten die Detailplanung der Lern-Laube wahrscheinlich in einer Woche erledigt und den Bau nach zwei weiteren Wochen auch abgeschlossen. Da wir vier jungen Architektur-Bachelor aber Work in Progress lernen mussten, wie man ein Projekt umsetzt und ohne Ausbildungen selbst handwerklich anpacken wollten, hat alles viel länger gedauert: Zwei Monaten Detailplanung folgten fünf Monate Bau. Im Gegenzug war das Ganze natürlich günstiger für die Schule, die unser Bauherr ist.

Vier Studierende für einen Schulbau?

Schulen in Deutschland kämpfen in der Regel mit dem Sanierungsstau. Für Projekte wie dieses gibt es keine Gelder, wenn sie nicht in Eigenregie von der Schule durch Förderungen und Spenden aufgetan werden. Meine ehemalige Schule, die IGS-List, hat das geschafft. Eine selbst erwirtschaftete Summe darf auch selbst verwaltet werden und so war es möglich, dass wir als Newcomer mit unserem Debütprojekt direkt beauftragt werden konnten.

Selbstverständlich haben wir Studierenden nicht einfach auf eigene Faust losgelegt. Unsere Planung wurde von einem Architekturbüro abgesegnet, die Statik von einem Ingenieurbüro geprüft und für den Bau ein Zimmerer beauftragt. So sind alle Arbeitsschritte bei unserem Debütprojekt nicht nur professionell begleitet, sondern auch versichert. Außerdem standen uns ein Tiefbauer, ein Dachdecker und ein Elektriker zur Seite. Wir Studierenden sind vertraglich lediglich Bauhelfer*innen. Das Team all dieser Beteiligten ist sukzessive im Verlauf entstanden.

Die Schule baute zur Finanzierung und Genehmigung zudem ihr eigenes Netzwerk auf und veranstaltete beispielsweise einen Run-for-Pachtgarten. Generell ist es toll mit einer aktiven souveränen Schule zusammenzuarbeiten, denn immer wieder lassen sich über ihre Gemeinschaft Kontakte knüpfen, Hilfe mobilisieren und Impulse sammeln.

Herausfordernder als die Beteiligten zu finden, war es, über den langen Zeitraum proaktiv, kontinuierlich und kollektiv am Werk zu bleiben. Da wir unsere eigenen Chefs waren, konnten wir unseren Arbeitsalltag im Debütprojekt selbst terminieren, oder aufschieben. Damit kollidierte gelegentlich die angenehme studentische Hierarchielosigkeit, denn um Aufgaben effizient zu koordinieren, hilft es, wenn Verantwortung klar und offen zugeteilt ist. Mit der Zeit hat aber alles geklappt. Wir sind sehr zufrieden mit dem Projekt, das Budget hat gereicht und die Schule freut sich jetzt in den Gartenunterricht zu starten.

Schlüsselübergabe beim Debütprojekt: einer für alle, für alle einen

Das Risiko unerfahrene Architekt:innen ans Werk zu lassen hat sich bei unserem Debütprojekt gelegentlich bemerkbar gemacht, aber nicht in schädlicher Weise. Die sieben Schlösser der Laube sind gleichschließend zu öffnen. Entsprechend des Bedarfs haben wir vier Schlüssel für die sieben identischen Schlösser bestellt. Das wir das Formular falsch verstanden haben, wurde klar, als 28 Schlüssel ankamen – vier pro Schloss. Das passiert uns nicht nochmal und hat bei der Übergabe immerhin für allgemeines Schmunzeln gesorgt.


Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Johanna Ziebart.

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