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[ Messeneuheiten ]

digitalBAU 2022: Realität und Planung wachsen zusammen

Hersteller digitaler Planungswerkzeuge haben auf der digitalBAU in Köln viele Software-Neuerungen, aber auch neue Technologien und Einsatzmöglichkeiten für KI oder Robotik am Bau vorgestellt. Und nun streben auch klassische Bauproduktehersteller in die digitale Planung

Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Analoge Messe für digitale Werkzeuge“ im Deutschen Architektenblatt 08.2022 erschienen.

Von Marian Behaneck

Mit 330 Ausstellern, fünf Fachforen und 180 Referenten konnte die zum zweiten Mal veranstaltete IT-Baufachmesse digitalBAU in Köln zweieinhalb Messehallen füllen und rund 10.000 Besucher anlocken. Schon im Vorfeld der Bausoftware-Fachmesse haben viele Hersteller ihre CAD-, BIM-Software (aktueller Überblick) und AVA-Software (aktueller Überblick) optimiert. Neben vielen Neuerungen etablierter Hersteller und innovativer Start-ups boten auch Fachforen mit vielen Vorträgen zu den Potenzialen, Erfahrungen und Herausforderungen der digitalen Transformation Orientierung und Anregung.

Mit BMSP Projekte, Büro und Teams managen

Die Anbieter von Büro- und Management-Software für Planungsbüros (BMSP) haben die gestiegenen Anforderungen an zeitgemäße Arbeitsweisen größtenteils in ihre Programme integriert. Zum Beispiel lässt sich das Programm „Buildup“ auch über Cloudserver vom Computer im Büro, vom Homeoffice oder von unterwegs nutzen. Es sind keine VPN-Verbindungen, Remote-Desktop-Tools, Terminal-Server oder weitere Software und Dienstleister notwendig.

In der neuen Version von „ProjektPro“ können elektronische Rechnungen in den Formaten ZUGFeRD, XRechnung, Factur-X und QR-Rechnung generiert und zusätzliche, in der DIN EN 16931 vorgesehene, Felder ausgefüllt und übergeben werden. Auch die mobile Zeiterfassung und die Abrechnung von Zeithonoraren wurden optimiert.

Die in „Bluebeam Revu“ integrierte Kollaborationsfunktion ermöglicht es Projektteams verschiedener Unternehmen, in Echtzeit gemeinsam an einem PDF-Dokument zu arbeiten: Dateien können verglichen, überprüft, aktualisiert, mit Markierungen versehen, Massen und Mengen ermittelt werden und vieles mehr. Die cloudbasierte gemeinsame Datenumgebung unterstützt papierlose Arbeitsabläufe, spart Druckkosten und Ressourcen.

Mit BMSP Baustellen und Mängel dokumentieren

Digitale Baustellendokumentation, Mängelverfolgung und Qualitätssicherung sind entweder als separate, auf diese Bereiche spezialisierte Software oder als Teil einer BMSP- oder Projektraum-Lösung erhältlich. Zunehmend wichtig wird der mobile, plattformunabhängige Austausch von Textnachrichten, Dokumenten, Audio- oder Videodaten zwischen zwei oder mehr Teilnehmern. So können mit der DSGVO-konformen Messenger-Funktion von „Planstack“ Planer mit Projektbeteiligten zentral über einen Kanal kommunizieren, Fotos und Dateien teilen. Darüber hinaus können Aufgaben verwaltet, Mängel erfasst und deren Behebung verfolgt oder über den Online-Planserver Projektdaten, Pläne und Dokumente einfacher ausgetauscht werden.

Mit „PlanRadar“ können Projektbeteiligte Baustellendaten digital erfassen, in Echtzeit kommunizieren sowie Projekte zeit- und ortsunabhängig kontrollieren. Dazu werden am Mobilrechner Markierungen am digitalen Plan erstellt, Fotos, Sprachnachrichten, Aufgaben oder Dokumente hinzugefügt und anderen Projektteilnehmern zur Erledigung zugewiesen.

„Inspect3D“ kombiniert die digitale ­Baustellendokumentation mit Scan- und AR-Techniken. Vor Ort angebrachte QR-Codes ermöglichen eine lagerichtige Erfassung von Baustellenfotos, eine Verortung von Mängelbildern, individualisierte Mängelberichte und „As-Built“-Dokumentationen.

Auch der neue 3D-Scanner „OneShot“ dient der Baustellendokumentation. Das kompakte und leichte Gerät verfügt neben sechs HDR-Kameras auch über ein Lasermesssystem, das eine geometrische Raumerfassung zu einem attraktiven Preis von rund 4.000 Euro ermöglicht.

Premiere hatte auch der neue, kamerabestückte Helmaufsatz „Digibau 360“ für die Baufortschrittsdokumentation, Baustellen- und Mängelerfassung sowie virtuelle Baubegehungen. Er soll im Rahmen realer Baubegehungen die visuelle Erfassung der aktuellen Baustellensituation automatisieren.

KI und Kameras halten Einzug

Der langsam, aber stetig wachsende Einfluss neuer Technologien, wie der Cloud, Big Data, der künstlichen Intelligenz (hier haben wir einen ausführlichen Überblick zu praxisreifen Produkten und Forschungsprojekten) oder Robotik auf die Bausoftware war auf dieser Messe besonders spürbar. Bausoftware wird zunehmend als App-, Cloudserver- oder Webbrowser-Lösung offeriert, Text-, Bild- oder 3D-Scannerdaten werden teilweise KI-gestützt ausgewertet und verarbeitet. So werden beispielsweise 3D-Punktwolkendaten von Laserscannern mit „Aurivus“ anhand smarter Algorithmen vorstrukturiert, um sie einfacher in CAD, respektive BIM-Modelle überführen zu können.

Videodaten von Baustellen-, Drohnen- oder Helmkameras werden von der „PanoCloud“ oder „Buildots“ maschinell ausgewertet (hier ein ausführlicher Praxisbericht), um den Baufortschritt automatisiert überprüfen, Fehler oder Mängel erkennen und Projekte insgesamt effizienter und wirtschaftlicher realisieren zu können.

Auch die Infrastruktur-Inspektionslösung „Strucinspect“ verspricht, den Aufwand für Bauinspektionen mithilfe digitaler Technologien zu reduzieren und damit mehr Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit im Umgang mit Infrastrukturbauwerken zu schaffen. Dazu werden Fotos des Bauwerks in 3D-Modelle umgewandelt und mithilfe von KI auf Schäden überprüft.

Drohnen, Laufroboter und Start-Ups

Die Robotik war auf der digitalBAU ebenfalls vertreten. Drohnen und vor allem der von Boston Dynamics entwickelte Laufroboter „Spot“ sorgten für Aufmerksamkeit. Er wird von Leica Geosystems oder von Trimble als Trägersystem für 3D-Scanner genutzt und als Komplettlösung für die automatisierte geometrische und fotografische Bestandserfassung, Baufortschrittserfassung oder Qualitätssicherung angeboten.

Auch einige der insgesamt 72 auf der Messe vertretenen Start-up-Unternehmen nutzen teilweise neue Technologien und sorgten auf der Messe für frischen Wind und innovative Ideen. Beispiele sind das Bauproduktvergleichsportal Plan One, die mobile CAFM- und Instandhaltungslösung ARiiVA, die Open-BIM-Kollaborationsplattformen Catenda und Visoplan oder die AR-gestützte Bestandserfassung XR-Scan.

Hardware-Hersteller drängen in die Software

Bemerkenswert war auch, dass sich zunehmend Werkzeug- und Bauprodukthersteller wie Bosch, Caparol, Dormakaba, Gira, Jung, Lamilux, Peri, Rehau, Schöck, Velux, Würth und andere für die Entwicklung intuitiver Bemessungsprogramme, Konfigurationstools, BIM-Objekte, AR-Apps und anderer Dienste engagieren. Das zeigt die Bandbreite der digitalen Transformation am Bau, macht aber insbesondere bei den BIM-Objekten die Dringlichkeit von Standards und die Notwendigkeit fachübergreifender und prozessorientierter Lösungen deutlich.

Mit „BIM-All-Doors“, einem BIM-basierten Produktkonfigurator für Archicad von Graphisoft, lassen sich beispielsweise Türen und deren Komponenten herstellerübergreifend zusammenstellen, auf Plausibilität prüfen und daraus Türlisten für Ausschreibungen generieren.

Auch mit dem „BIM- und Produktkonfigurator“ von Lamilux können Planer Produkte – in diesem Fall Tageslichtsysteme – konfigurieren und die passenden Datenblätter, Zeichnungen, CAD-Daten und BIM-Modelle herunterladen. Schöck hat seine webbasierte Bemessungssoftware „Scalix“ und den „Chekker“ – ein von Robotic Eyes entwickeltes digitales Assistenzsystem zur Unterstützung von Bau- und Montagearbeiten vor Ort – präsentiert.

Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in Jockgrim (Pfalz)

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