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Zurück Nachwuchs-Kolumne #230

Nachwuchsreport 2023/24: Traumberuf in Gefahr?

Nexture+ hat Berufseinsteiger:innen zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Die Ergebnisse geben Grund zur Diskussion, die auf dem Nachwuchsarchitekt:innentag 2024 gerade erst begonnen hat.

Von: Lorenz Hahnheiser
Lorenz Hahnheiser schreibt über die Architekturlehre an den Unis, architekturpolitische...

20.11.20244 Min. 1 Kommentar schreiben
Junge Menschen stehen vor einem Tisch, auf dem Exemplare des Nachwuchsreports liegen

Besucher:innen des NAT24 lesen den Nachwuchsreport.
Ingo Lammert/Architektenkammer NRW

„Wir müssen über Geld reden“ – mit dieser Prämisse ging die Umfrage zu den Arbeitsbedingungen beim Berufseinstieg in die Architektur vor einem Jahr ins Rennen. Über 800 Personen aus allen Bundesländern und aus allen vier Kammerdisziplinen (Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur, Stadtplanung) haben den Fragenkatalog des Nachwuchsnetzwerks nexture+ beantwortet. Im Nachwuchsreport liegen die Ergebnisse nun vor.

Diese Ergebnisse werfen Fragen auf und bilden eine gute Diskussionsgrundlage, am Arbeitsplatz und in der Nachwuchspolitik. Im Vorwort des nun veröffentlichten Nachwuchsreports heißt es: „Ist der Traumberuf in Gefahr?“

Grafik zum Nachwuchsreport Architektur zur Zufriedenheit mit der ArbeitDer Nachwuchsreport bringt gute und schlechte Nachrichten

Die erste Debatte über den Nachwuchsreport fand am 8. November auf dem Nachwuchsarchitekt:innentag 2024 (NAT) in Düsseldorf statt. Clemens Jopp, Vorstand für Berufseinstieg von nexture+, präsentierte die Ergebnisse vom Nachwuchsreport vor den 300 Teilnehmenden aus Studium, Lehre, Berufseinstieg und Kammer.

„76 Prozent können sich vorstellen, ihren Arbeitsplatz bald zu wechseln. Das ist erst einmal eine schlechte Nachricht für Büroinhabende, weil viele eingearbeitete Mitarbeitende abwandern werden“, so Clemens Jopp zum Nachwuchsreport auf dem NAT. „Das ist aber auch eine gute Nachricht für Büroinhabende, weil potenziell viele neue Bewerbende verfügbar sind. Hier gilt es jetzt als Büro, sich gut zu positionieren.“

Architekturbüros müssen sich für den Nachwuchs positionieren

Wie sich Büros gut positionieren, auch dafür liefert der Nachwuchsreport wichtige Umfrageergebnisse – die sind hier zusammengefasst. „Das Wichtigste ist, dem Berufsnachwuchs Perspektive zu geben, etwa durch gezielte Förderung, Unterstützung und breite Entwicklungsmöglichkeiten“, betont Clemens Jopp. „Die Neugier des Nachwuchses darf nicht gebremst oder klein gehalten werden.“

Umfrageergebnisse hilfreich für die Gehaltsverhandlung

Einige Berufseinsteiger:innen haben den Nachwuchsreport in ersten Gehaltsverhandlungen bereits als Argument für eine Lohnerhöhung genutzt. Im Nachwuchsreport sind die Durchschnittslöhne nach Bildungsabschluss Berufserfahrung und Aufgabenbereichen aufgeschlüsselt. Diese nüchternen Daten geben eine klare Orientierung, welcher Lohn mindestens verlangt werden kann. Darüber decken sie auch Missstände struktureller Natur auf.

Grafik zum Nachwuchsreport Architektur zum Gehalt

Strukturelle Probleme beim Berufseinstieg aufgedeckt

„Unser Nachwuchsreport zeigt deutlich: Schon beim Berufseinstieg gibt es Unterschiede im Gehalt zwischen Männern und Frauen“, sagt Teresa Immler, Präsidentin von nexture+. „Es ist erschreckend, dass Frauen bereits direkt nach der Ausbildung als weniger wertvolle Arbeitskräfte behandelt werden.“

Teresa Immler bezieht sich auf den Gender Paygap, der sich auch schon in den ersten Berufsjahren abzeichnet: „Für echte Veränderung brauchen wir eine offene, transparente Kommunikation, müssen Diskriminierungen ansprechen und gemeinsam die Ungerechtigkeiten abbauen.“

Grafik zum Nachwuchsreport Architektur zur Zufriedenheit mit dem Beruf

Ist der Traumberuf Architekt:in nun in Gefahr – oder nicht?

Von den Teilnehmenden der Umfrage gaben 56 Prozent an, dass sie glücklich sind mit ihrer Arbeit. Im Vergleich unter den vier Disziplinen, desillusioniert der Berufseinstieg als Realitätsklatsche vor allem die Nachwuchs-Architekt:innen. Mehr als ein Fünftel gab an, dass dies seit dem Berufseinstieg nicht mehr ihr Traumberuf ist.

„Die Realität ist, dass viele von uns sich zwischen Effizienz und den eigenen Ansprüchen aufreiben“, sagte Tillmann Prinz auf dem NAT, „dass all das Talent und Engagement in den frühen Jahren der Karriere oft in den Mühlen des Alltags zerrieben werden.“ Der Geschäftsführer der Bundesarchitektenkammer sieht aber auch Möglichkeiten, wie die Architektenkammern zur Lösung der Problemlage beitragen können: „Wir wollen Brücken bauen zwischen Studium und Berufspraxis, zwischen Idealen und Realität.“

Einheitliche Fortbildungen und Juniormitgliedschaft

Die Einführung einer bundesweit einheitlichen Fortbildungsordnung, die explizit die Herausforderungen der Berufseinsteiger:innen adressiert, sei dabei ein vielversprechender Schritt. „Ebenso wichtig ist die stärkere Einbindung der Juniormitglieder in die Arbeit der Kammern.“

Auch bei diesen Vorhaben, die die Situation des Nachwuchses verbessern sollen, kann der Nachwuchsreport als Datengrundlage wichtige Dienste leisten.


Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.

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1 Gedanke zu „Nachwuchsreport 2023/24: Traumberuf in Gefahr?

  1. …“hausgemachte Probleme“, geht aber schon damit los, dass Bautechniker und Meister im Bauhauptgewerbe Entwurfsverfasser bis 3 WE sein dürfen (in Bayern so seit eh und je). Die Honorarvergütung primitiv nach berechneten Baukosten gemäß Entwurfsstand, oweh. Da gehört ein Algorithmus entwickelt für Größe und Komplexität des Bauwerks. Die AI könnte dabei helfen. Politisch von den Starken ungewollt. Pech für kleine und mittlere Architekturbüros. Verdrängungs“wettbewerb“ bis zum bitteren Elend…. immerzu.

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