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Bonner Bogen-Bogen

Das architektonische Konzept des neuen Luxushotels Kameha Grand Bonn forderte die Tragwerksplaner zu besonderen Lösungen heraus

01.01.20104 Min. Kommentar schreiben
Schwungvoller Freistil: Die abgerundete Form ohne Kante zwischen Dach und Fassade brachte besondere Herausforderungen für Statik und Wärmedämmung mit sich.

Jörg Pfäffinger

Die Architektur von Karl-Heinz Schommer ist für ein Hotel eher ungewöhnlich. Es sieht aus, als sei im Konversionsareal „Bonner Bogen“ ein Ufo gelandet. Die zur Rheinseite hin abfallende elliptische Form des Gebäudes mit der großen Glasfront in der Mitte lässt diese Assoziation entstehen. Rund 28 Meter breit ist die Verglasung und zieht sich über die Schrägfassade bis weit in das Dach hinein. Der darunterliegende, tageslichtdurchflutete Raum ist vollkommen stützenfrei. Wo das Glasdach im Inneren des Gebäudes endet, schließt sich ein nach oben offenes Atrium an.

Architekt Volker Hachenberger, Projektleiter des Kameha Grand im Büro Schommer: „Die Hotelarchitektur orientiert sich am städtebaulichen Entwurf. Hier im Bonner Bogen war maximale Transparenz auch von innen nach außen gefragt.“ Deshalb sei das Atrium mit Lobby, Bankett, Restaurant, Halle und Multimediasaal das Herzstück des Hauses geworden. In den angrenzenden Erdgeschossen der beiden Gebäude­spangen sind Konferenzräume und Flächen für Events untergebracht.
Thomas Kasper vom für die Tragwerksplanung zuständigen Ingenieurbüro Vreden, Henneker + Partner: „Die flexible Nutzung im Erdgeschoss erforderte große Stützweiten. In den oberen Geschossen bestimmen dagegen die Raumgrößen der Hotelzimmer das Raster der Stützen. Diese Stützen durften aber nicht bis ins Erdgeschoss fortgeführt werden.“ Über zwei bis drei Geschosse reichende Wandscheiben statt Stützen hat man deshalb als statische Lösung für die oberen Etagen gewählt. Sogenannte Vierendeelträger steifen zusätzlich Teilbereiche der Fassade aus. Sie sind nach einem belgischen Ingenieur namens Vierendeel benannt und im Grunde biegesteife Fachwerkträger, nur ohne Druck- und Zugdiagonalen. Ihre Stützen und Riegel sind hier als biegesteifes System ausgeführt. Während sich die Tragfähigkeit eines Fachwerkträgers ausschließlich aus der Aufnahme von Zug- und Druckkräften ergibt, nimmt diese Konstruktion zusätzlich Biegekräfte auf.

Eine solche besondere Lösung war nicht nur wegen der Lastabtragung eines Schwimmbades in der dritten Etage erforderlich. Der Hotelstandort befindet sich in der Erdbebenzone II. Für die Aussteifung des Gebäudes waren nicht die Windlasten, sondern die stärkere Erdbebenbeanspruchung maßgebend. Aufgrund der leichten Tragstruktur in den Erdgeschossen mussten diese hohen Aussteifungslasten auf wenige tragende Elemente verteilt werden. Wulf Zillinger, Prüfingenieur für die Baustatik: „Diese Bemessung zu erstellen, war eine ganz besondere Herausforderung bei diesem Projekt.“

Viel Glas: Maximale Transparenz war für den Bogenbau am Bonner Bogen gefragt.

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