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Holzmodule taugen nicht nur als Provisorien. Es gibt sie auch mit guter und solider Architektur, wie eine Siedlung von Werner Sobek zeigt.

29.03.20178 Min. Kommentar schreiben

Text: Christoph Gunßer

Der sprichwörtliche schwäbische Häuslebauer hat es heute, zumindest in den Ballungsräumen, schwer, seinen Traum zu verwirklichen. Knappes Bauland und teure Baupreise treiben selbst den konventionellsten Bauherrn auf neue Wege, zum Beispiel zum Fertighaus, dessen Anteil im Südwesten schon deutlich höher ist als andernorts.

Systemisches Denken, wie es die Anbieter von Fertighäusern seit Langem pflegen, gewinnt nun zusätzliche Aktualität, seit die Wohnungsmärkte durch die Zuwanderung noch enger geworden sind. Die Experten sind sich einig: Da hilft nur Neubau, rasch und kostengünstig. Allein in Baden-Württemberg sollten pro Jahr 40.000 Wohnungen entstehen, heißt es.

Nordöstlich von Stuttgart, im Rems-Murr-Kreis, ergab sich eine Neubau-Initiative zunächst eher nebenbei: Der Landrat war auf der Suche nach raschen Lösungen mit temporären Bauten – allerdings für die geplante interkommunale Landesgartenschau. Darum war man an Werner Sobek herangetreten. Der prominente Bauingenieur und Architekt, Nachfolger von Frei Otto am Institut für leichte Flächentragwerke der Uni Stuttgart, entwickelt seit einigen Jahren auch Modul- oder Montagehäuser, wie sie der moderne Pionier der Szene, Konrad Wachsmann, in den Zwanzigern nannte. Sobeks in Kooperation mit einem schwäbischen Fertighaushersteller entstandenes Experimentalhaus „B10“ am Rande der Weißenhofsiedlung hatte 2014 Aufsehen erregt. Daraufhin war mit dem Dübelhersteller Klaus Fischer ein anderer Tüftler auf Sobek zugekommen. Gemeinsam gründeten sie eine Firma für Modulhäuser – „um das Bauen von seiner archaischen Seite zu befreien“, wie sie sich ausdrückten. Es geht um ressourcenschonenden Leichtbau, nach der Plattformstrategie der Automobilindustrie „lean“ produziert, für betuchtere wie auch finanzschwächere Kunden.

Die Weltlage schuf 2015 zunächst ärmere Nachfrager. Auch im Rems-Murr-Kreis mussten rasch Unterkünfte für Flüchtlinge geschaffen werden. So bekamen Sobeks „schnelle Häuser“ ihre erste Chance: An zwei Standorten in Winnenden und Kernen beauftragte die Kreisbaugesellschaft die Firma Aktivhaus mit Siedlungen in Modulbauweise.

In der Kleinstadt Winnenden fanden auf einer Wiese am Waldfriedhof 39 Module Platz. Die Stadt hatte die Nutzung dieser zu einer Jugendhilfeeinrichtung gehörenden Fläche am Rand eines gutbürgerlichen Wohngebiets politisch durchgesetzt mit der klaren Option, das bisherige Sondergebiet in drei Jahren zum Allgemeinen Wohngebiet zu machen. Die Neubauten sollten also kein Provisorium sein, sondern als Sozialer Wohnungsbau taugen.

Die beiden 45 und 60 Quadratmeter großen Module bestehen aus einer mit Lärchenholzrosten verkleideten Holzständerkonstruktion, deren Hohlräume Hanf und Holzfaserplatten ausfüllen. Bodentiefe Holzfenster und -türen von einheitlichem Format verteilen sich locker über die Holzquader. Gummilippen-Dichtungen sorgen dafür, dass alles demontierbar bleibt. Überhaupt sind alle Baustoffe recyclingfähig oder kompostierbar. Der Dämmstandard entspricht dem Wohnungsbau.

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