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Zurück Wohnbau über Parkplätzen

Die dritte Dimension

Parkplätze sind die stillen Landreserven der Städte. Ganz ohne Konflikte lassen sich diese nutzen, wenn man die Autos in Ruhe lässt und darüber Häuser baut. Ein viel diskutiertes Pilotprojekt in München lotet die Möglichkeiten aus.

02.10.20176 Min. Kommentar schreiben

Text: Christoph Gunßer

Ein leer gefegter Wohnungsmarkt, horrende Baulandpreise – Unterkünfte für anerkannte Flüchtlinge zu schaffen, schien in München unmöglich. Da die Stadt soziale Gettos am Stadtrand vermeiden will, suchte sie im eigenen Besitz nach bebaubaren Rest€ächen in Quartieren, für die sie rasch Baurecht schaffen kann. Ihre Grün€flächen verteidigten Anwohner aber hartnäckig gegen die Nachverdichtung. So nahm die Stadtverwaltung schließlich Parkplätze ins Visier.

Anfang Š‹2016 erklärte Oberbürgermeister Dieter Reiter mit einem Sofortprogramm den „Wohnungsbau für alle“ zur Chefsache und beauftragte den Münchener Architekten und Bauko-Professor Florian Nagler mit einer Machbarkeitsstudie für den Parkplatz auf städtischem Grund am Dantebad im Stadtteil Gern. Der Architekt war mit der Aufgabenstellung vertraut, hatte er doch für den Unternehmer Ernst Böhm bereits Testentwürfe für aufgeständerte Wohnbauten über Parkplätzen angefertigt, die seither auf ihre Erprobung warteten.

Mit Unterstützung des Oberbürgermeisters nahm die Idee nun Fahrt auf: Sechs Wochen nach Beginn der Machbarkeitsstudie war die Bauvoranfrage eingereicht, und sofort nach dem Stadtratsbeschluss startete die kommunale Gewofag die Ausschreibung – hier kam als GU die Firma des Unternehmers Ernst Böhm zum Zuge. Von der Einreichung der Unterlagen bis zur Erteilung der Baugenehmigung vergingen gerade einmal zwei Wochen; bis zur Schlüsselübergabe im Dezember brauchte das „Turboprojekt“ dann nur sechs Monate.

Mehrwert: 100 Wohnungen haben über 107 Parkbuchten Platz gefunden. Konsequenterweise wurde auch das Dach nutzbar gemacht.

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