Kulturtechnik Knaupen: Ausstellung über eine Baukultur zum Mitmachen
Die HTW Saar und die HBK Saar machen im Zuge einer Ausstellung eine saarländische Alltags-Tradition greifbar: das Knaupen. Was genau versteht man darunter und wie zukunftsweisend ist diese unkonventionelle Baupraxis?
Von: Johanna Lentzkow Johanna Lentzkows Lieblingsthemen sind das Bauen im Bestand, Entwürfe von...
"Knaupen": So nennt man im Saarland das improvisierte, spontane und kollektive Reparieren, Umbauen und Basteln.
HTW Saar/HBK Saar/KuBa Saarbrücken/BDA Saar
Wir alle kennen vermutlich diese Tätigkeit: improvisiertes, spontanes und kollektives Reparieren, Umbauen und Basteln. Doch im Saarland hat man sogar einen expliziten Begriff dafür: das Knaupen oder auch Knauben. Diese Baukultur zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass man sich bereits vorhandener Materialien bedient und sich in einer Gruppe meist ungelernter Personen zusammenfindet. Materialien, Werkzeug und Arbeitskraft werden geteilt.
Der Tätigkeitsbereich beschränkt sich meist auf den privaten Raum, also eher auf kleinere Gebäude oder Möbel. Ansonsten würden auch die rechtlichen Rahmenbedingungen an ihre Grenzen kommen. Einen genaueren Einblick in das Knaupen gibt nun vom 4. Juni bis zum 11. Juli eine Ausstellung im Kulturzentrum am EuroBahnhof (KuBa) Saarbrücken.
Das Unfertige … HTW Saar/HBK Saar/KuBa Saarbrücken/BDA Saar
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Interaktive Ausstellung „Knaupen im Labor“
Studierende der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) sowie der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK) untersuchten im Wahlmodul „Baukultur“ diese kollektive Praxis, analysierten ihre Qualitäten und Zukunftschancen. Sie planten nicht nur die Durchführung der Ausstellung „Knaupen im Labor“, sondern erstellten auch selbst die Ausstellungsinhalte, die naturlich zum Teil geknaupt werden.
„Neu gestaltet werden soll dabei der Eingangsbereich des KuBa sowie ein Möbelstück, das universell als Diskussionspodium, Theke etc. eingesetzt werden kann“, erklärt Nadine Kiefer, Studentin des Studiengangs Kulturmanagement an der HTW, die sich ebenfalls in die Ausstellung einbringt. Eine Besonderheit ist, dass die Exponate der Ausstellung dabei gemeinsamen mit den Besucher:innen stetig weiterentwickelt werden, ganz im Sinne der gemeinschaftlichen Grundessenz des Knaupens.
Gerade für Heimwerker:innen ist die Ausstellung sicher eine große Inspirationsquelle, doch ich frage mich wie die Studierenden auch: Ist das Knaupen ein Best-Practice-Modell für die Zukunft?
… und Improvisierte ist integraler Bestandteil beim Knaupen. HTW Saar/HBK Saar/KuBa Saarbrücken/BDA Saar
Architektur ohne Architekt:innen?
Schwindende Ressourcen, hohe Emissionen und Klimaschutzziele sind Anlass für die Bauwende, die in Zukunft maßgeblich mit dem Bauen im Bestand zu lösen sein wird. Hier setzt das Knaupen als Bottom-up-Strategie an, indem es Wege des zirkulären Bauens einschlägt, die sich laut Nadine Kiefer auch auf die professionelle Baubranche übertragen lassen. Noch dazu wirft das Knaupen hoffnungsvoll die Frage auf, inwieweit sich Planungsprozesse durch Eigeninitiative und kollektives Know-how verkürzen lassen können.
Die Ausstellung sieht sich an der Schnittstelle zwischen einer dem Knaupen innenwohnenden Unprofessionalität und einer Transformation in den professionellen Hochschulkontext. Wie viel kann von dieser Baupraxis in die tatsächliche Baubranche übernommen werden, wie viel Nachhaltigkeit ist von ihr zu erwarten und sind wir auf dem Weg zu einer neuen Ästhetik? Antworten darauf lassen sich in der Ausstellung finden.
Knaupen im Labor Kulturzentrum am EuroBahnhof
Europaallee 25
66113 Saarbrücken
4. Juni bis 11. Juli 2025
Dienstag bis Freitag 10 – 16 Uhr
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.