
Das Orga-Team des WILA-Festivals für Berlin-Brandenburg
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Einige meinen vielleicht, wir wären schon längst alle gleichberechtigt und bräuchten keine Tagung zur Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion in der Landschaftsarchitektur. Doch andere fragen: „Warum erst jetzt? Warum ist es kein Teil der Lehre? Warum nur ein Workshop am Wochenende?“
Aus meiner Sicht war es ein richtiger Schritt, dass der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen am 14. und 15. März in Berlin im Vorfeld des Festivals Women in Landscape Architecture WILA (19. bis 29. Juni 2025 in ganz Deutschland im Rahmen des Festivals WIA) die Fortbildung „gendergerecht, divers, inklusiv: Strategien für Büro und Planung“ angeboten hat.
Defizite und Forderungen
Die Forderungen nach Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion werden zwar schon seit einigen Jahren lauter und auch gesetzlich verankert. Trotzdem fallen in unseren Freiräumen und Städten immer wieder Defizite auf. Nicht nur das Ergebnis unserer Arbeit zeigt, dass wir Luft nach oben haben.
Auch die Forderungen an den Arbeitsalltag im Allgemeinen werden immer deutlicher: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, eine ausgewogene Work-Life-Balance und flache Hierarchien sind nur einige der Bedingungen, die unsere jüngere Generation der Studierenden und Berufseinsteigenden in der Landschaftsarchitektur an die Büros stellt.
Acht Punkte für eine bessere Stadtentwicklung
Der erste Tag der Veranstaltungen war geprägt von Vorträgen, Diskussionen und einem Workshop. Am zweiten Tag führten Exkursionen zu positiven Beispielprojekten.
Themen wie gendergerechte Stadtentwicklung, genderspezifische Unterschiede im Einkommen sowie die rechtlichen Grundlagen von Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion standen am ersten Tag auf dem Programm. So setzt sich eine gendergerechte Stadtentwicklung zum Beispiel aus acht Punkten zusammen:
- Alle gesellschaftlichen Gruppen sind repräsentiert.
- Aneignungsmöglichkeiten und Teilhabe sind im öffentlichen Raum möglich.
- Mobilität ist gerecht und barrierefrei.
- Sicherheit im öffentlichen Raum ermöglicht ein diskriminierungsfreies Leben.
- Qualitätsvolles Wohnen und Sicherheit im häuslichen Umfeld sind gewährleistet.
- Care-Arbeit wird berücksichtigt.
- Die Stadt ermöglicht ein gesundes Leben für alle.
- Die Klimaanpassung ist gendersensibel und resistent aufgebaut.

Workshop auf der Tagung des bdla
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Viele Gesetze zu Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion
Besonders überrascht hat mich, in wie vielen Gesetzen Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion festgehalten sind. Das Völkerrecht und unser Grundgesetz mit dem Gleichheitssatz sollten allen ein Begriff sein. Daher überrascht es wenig, dass auch im Europarecht die Gleichstellung von Mann und Frau festgehalten und eine Antirassismus-Richtlinie verankert ist.
Auch in zahlreichen weiteren Gesetzen sind Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion bereits festgehalten, zum Beispiel im Sozialgesetzbuch, im Mutterschutzgesetz, im Führungspositionen-Gesetz und im Bundesgleichstellungsgesetz.
Von unterschiedlichen Perspektiven profitieren
„In meiner Praxis als Landschaftsarchitektin und wissenschaftliche Mitarbeiterin erlebe ich regelmäßig, wie unterschiedliche Perspektiven, insbesondere zwischen den Generationen, die Zusammenarbeit beeinflussen, sowohl im Büroalltag als auch in der Uni“, sagte Olympia Tomczyk in einer Diskussionsrunde am ersten Tag der Veranstaltung. „Die jungen Talente fordern Flexibilität, Veränderung und setzen neue Impulse, während die älteren Kolleg:innen wertvolle Erfahrung, Reflexion und Stabilität einbringen.“
„Diversität betrifft nicht nur ethnische und kulturelle Vielfalt, sondern auch die Vielfalt an Perspektiven, Arbeitsweisen und Altersgruppen“, fuhr die wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Fachgebiet Landschaftsarchitektur an der Uni Kassel und Projektleiterin im Büro Atelier Loidl fort: „Eine Bürokultur, die Chancengleichheit fördert, stellt sicher, dass alle Mitarbeitenden – unabhängig von Herkunft, Alter oder Erfahrung – gleichwertige Möglichkeiten haben, sich mit ihrer Stimme einzubringen und zu wachsen.“

Podiumsdiskussion mit Antje Backhaus, Sandra Schuster, Moderatorin Annette Stelter, Olympia Tomczyk, Catharina Meyer, Mallyn Şahiner (v. l. n. r.).
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Festivals WILA und WIA
Im Anschluss wurde Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion in der Planung diskutiert und der Tag endete mit einem Workshop zum Thema. Am folgenden Tag fand eine Exkursion zum Maxplatz in Berlin-Wedding und dem Letteplatz in Berlin-Reinickendorf statt. Hierbei wurden Einblicke in die Beteiligungsverfahren und die Planung der Plätze gezeigt, da diese als gutes Beispiel hervorzuheben sind.
Für alle die sich selbst stärker in Gendergerechtigkeit, Diversität und Inklusion einbringen wollen oder merken, dass sie noch viel dazulernen können: Das Festival Women in Landscapearchitecture (WILA) ist Teil des WIA-Festivals und findet vom 19. bis zum 29. Juni 2025 mit verschiedenen Formaten in ganz Deutschland statt.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.
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