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[ Nachwuchs-Kolumne #178 ]

Berufsalltag: No-Gos, Must-Haves und Nice-to-Haves

Was sich der Nachwuchs für den Berufsalltag wünscht, hat die DAB-Kolumnistin auf einem Studierendentreffen gefragt – und Antworten erhalten, die ein zum Teil erschreckendes Bild zeigen

Eine junge Frau richtet sich am Arbeitsplatz ein.
Auch eine Pflanze am Arbeitsplatz kann den Berufsalltag verbessern

Von Luisa Richter

Vom 22. bis zum 28. Oktober war ich in Freising bei der diesjährigen Landschaftsstudierendenkonferenz (LASKO) der Bundesfachschaft Landschaft (BuFaLa). Rund 80 Studierende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aus verschiedenen Studiengängen der Landschaft, haben sich getroffen um sich über Alltag und Herausforderung im Studium, die Unterschiede zwischen den Jahrgängen und den Einstieg in den Berufsalltag auszutauschen. Viele der Kritikpunkte dürften auch für andere Planungsberufe gelten: also Architektur, Stadtplanung oder Innenarchitektur.

Ist der Nachwuchs zu anspruchsvoll?

Von unterschiedlichen Seiten kommen immer wieder Vorwürfe an den Nachwuchs wie: „Die junge Generation will nicht mehr arbeiten“ oder „Die Jungen wollen nur noch arbeiten, wenn sie reihenweise Vorteile über die Firma nutzen können“. Vor diesem Hintergrund  habe ich mich auf der LASKO umgehört und drei Fragen zum Berufsalltag gestellt.

  • Was ist für dich ein Must-Have, um in einem Büro anzufangen zu arbeiten?
  • Was wäre ein absolutes No-Go, das du in einem Büro nicht anfangen würdest oder kündigen würdest, wenn du es bemerken würdest?
  • Was wäre ein Nice-to-Have, das ein Büro anbieten könnte, es für dich aber nicht in erster Linie entscheidend ist?

Was ist im Berufsalltag selbstverständlich?

Ganz ehrlich kann ich sagen, ich war wirklich überrascht: Wie lange überlegt wurde und was für Vorschläge nach den langen Überlegungen zum Berufsalltag kamen. Vielleicht bin ich mit der Bürodichte aus Berlin schlicht verwöhnt und Dinge, die in anderen Ecken Deutschlands außergewöhnlich sind, müssen in Berlin „selbstverständlich“ sein, damit Büros überhaupt Leute finden.

Die meist genannten Must-Haves

  • Die gesetzlichen Regelungen zu Urlaub, Überstunden, Krankheit und Arbeitszeiten werden eingehalten.
  • Es gibt im Büro einen Ansprechpartner, wenn man technische Hilfe braucht,
  •  Homeoffice ist möglich.
  • Man wird richtig eingearbeitet und bekommt nicht einfach eine Aufgabe „hingeworfen“ und kann dann sehen, wie man damit zurechtkommt.

Arbeitsrecht sollten kein Thema sein

Aber wie häufig der Punkt der gesetzlichen Regelungen für den Berufsalltag thematisiert wurde, hat mich wirklich schockiert. Ist es nicht ziemlich dreist, dem Nachwuchs vorzuwerfen, „zu hohe Forderungen“ zu haben, wenn der meistgenannte Wunsch die Einhaltung der gesetzlichen Regeln ist; dass keine unbezahlten Überstunden vorausgesetzt werden, ohne jemals darüber geredet zu haben – und ist es nicht einfach fair, neue Mitarbeitende im Büro richtig einzuarbeiten?!

Warum wird an der technischen Ausstattung gespart?

Auch der Wunsch nach einer eigenen Aufgabe, einem festen Arbeitsplatz, der Möglichkeit einer 35-Stunden-Woche und zeitgemäßer technischer Ausstattung für den Berufsalltag kam auf. Wobei auch ich all diese Punkte nicht sehr außergewöhnlich finde. Gerade der Punkt der zeitgemäßen technischen Ausstattung … Würde ein Schreiner mit einer stumpfen, rostigen Säge arbeiten – da sind wir uns wohl alle einig – fiele die Arbeit vermutlich länger und qualitativ minderwertiger aus. Warum ist es also vertretbar, in einem Büro, wo ein Großteil der Arbeit mit leistungsintensiven Programmen erledigt wird, langsame, veraltete Technik zur Verfügung zu stellen?

Die meist genannten No-Gos

  • nur Mindestlohn nach abgeschlossenem Bachelor
  • kein Feedbackgespräch
  • Inkompetenz der Führungsebene auf sozialer und fachlicher Ebene
  • schlechtes Teamgefühl
  • „Praktikantenjobs“ wie Müll rausbringen, Küche putzen und Kaffeemaschine reinigen
  • unausgesprochene Erwartung an eine 50-Stunden-Woche

Freizeit und Arbeit vermischen oder trennen?

Unangenehm wurde von einigen auch die übermäßige Werbung einiger Büros für ihre Freizeitmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens genannt. Angebote wie zum Beispiel ein Bürogarten, Kleidertausch-Partys oder gemeinsames Imkern sind mit der stillen Erwartung verbunden, daran nach der Arbeit teilzunehmen. Bei den einen kommt das gut an. Andere hingegen wollen Freizeit und Berufsalltag klar trennen.

Der Punkt der Nice-to-Haves war jedes Mal mit einer sehr langen Zeit des Grübelns verbunden. Dann folgten…

Die meist genannten Nice-to-Haves

  • Büroexkursionen
  • gemeinsames Frühstück oder Mittagessen in geregelten Zeiträumen
  • ein Arbeitstelefon, damit nicht die private Nummer für Anrufe genutzt werden muss
  • Pflanzen im Büro
  • ein Sekretariat, um Fragen zur Buchhaltung oder allgemeine Information klären zu können
  • ein Modellbauraum
  • informelle Austauschmöglichkeiten

Da ich unterschiedliche Menschen befragt habe, widersprechen manche No-Gos einigen Nice-to-Haves.

Über den Berufsalltag sprechen!

Auch der Wunsch nach einer Teilzeitstelle kam auf. Die Begründung mag verblüffen: „So könnte man drei Tage im Büro und zwei Tage in Gremien arbeiten.“ Hierbei muss gesagt werden, dass es sich natürlich um keine repräsentative Umfrage handelt. Teilnehmende einer Studierendenkonferenz sind oft schon im Studium engagierterer und können sich vorstellen, dies dann im Berufsalltag weiterzuführen.

Schlussendlich finde ich persönlich die Wünsche nicht allzu außergewöhnlich. Schockierend aber war, wie oft der Wunsch nach der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben in Bezug auf Überstunden, Krankheit und Arbeitszeit aufkam. Mein Fazit daraus: Wir sollten in einen Dialog zwischen den Generationen kommen, statt nur über die anderen zu wettern.


Luisa Richter absolvierte ihren Bachelor in der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin und studiert dort nun im Master weiter. Sie engagiert sich in der Bundesfachschaft Landschaft.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Lentzkow und Lorenz Hahnheiser.

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