Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Neuheiten von der BAU 2023“ im Deutschen Architektenblatt 06.2023 erschienen.
Von Marian Behaneck
Vom 17. bis 22. April 2023 war die Messe BAU in München auch für die Bausoftwarebranche wieder ein Treffpunkt. In der Halle C5 haben die Anbieter ihre aktualisierte, optimierte und erweiterte Software vorgestellt. Zu den Trends zählen weiterhin mobile und cloudbasierte Lösungen für die kollaborative, gewerkeübergreifende BIM-Planung im Team. Auch KI-Technologien halten langsam Einzug.
Neue Versionen von CAD-Programmen unterstützen eine regelkonforme BIM-Konstruktion, realistischere Visualisierungen sowie die Zusammenarbeit bei BIM-Projekten. Dazu werden integrierte oder cloudbasierte Werkzeuge zur Modellprüfung angeboten, Rendering-Programme oder Kollaborationsfunktionen erweitert.
Auch Dokumentenmanagement-, Baudokumentations-, Büro- und Projektmanagement-Software erhält neue Impulse durch die Cloud und BIM – beispielsweise in Form einer modellorientierten Mängelerfassung oder einer automatisierten Bauablaufplanung.
Solibri: BIM-Modelle prüfen
So ist beispielsweise die Modellprüfungssoftware Solibri jetzt innerhalb der CAD-/BIM-Software Allplan verfügbar. Damit können BIM-Modelle geprüft werden, ohne eine andere Software öffnen zu müssen. Die erste Version ermöglicht die Prüfung des freien Bereichs vor Türen und Fenstern sowie von Standard-Eigenschaften. Das Serviceangebot wird als Standardpaket von Solibri angeboten und ist innerhalb von Allplan kostenfrei. Mit der Registrierung werden weitere Funktionen freigeschaltet. Das kostenpflichtige Premium-Paket ermöglicht eine Anpassung der Regelprüfungen an spezifische Projektanforderungen.
Graphisoft: BIM für den ganzen Gebäudelebenszyklus
Graphisoft hat auf dem Gemeinschaftsstand der Nemetschek Group Open-BIM-orientierte Lösungen für den gesamten Gebäudelebenszyklus vorgestellt. Im Fokus stand mit „ArchiCAD“, „BIMx“, der „BIMcloud“ und „DDScad“ eine integrale Zusammenarbeit im gesamten Gebäudelebenszyklus. Die TGA-Planungssoftware DDScad ergänzt dabei das Produktportfolio und schließt eine Lücke zu TGA-Fachplanern, die in digital geprägten Planungsprozessen immer enger mit Architekten zusammenarbeiten müssen. Darüber hinaus wurden die abgestimmten Workflows rund um Archicad für die Architekten, Tragwerks- und TGA-Fachplaner vorgestellt.
ECO-CAD: Ökobilanzen erstellen
„ECO-CAD“ erfasst alle im Zusammenhang mit dem Lebenszyklus von Wohn- und Geschäftsgebäuden stehenden Daten und erstellt eine Ökobilanzierungsrechnung. Die Software verspricht verbindliche Aussagen zur Umweltwirkung – vom Bau über den Betrieb bis hin zur Entsorgung und Weiterverwertung der Gebäudekomponenten. Die Software berechnet das Treibhausgaspotenzial und den Aufwand an nicht erneuerbarer Primärenergie und berücksichtigt dabei nach den Vorgaben des Qualitätssiegels Nachhaltiges Gebäude (QNG) des BMWSB die gesamte Ökobilanz – inklusive Herstellung, Austausch, Nutzung, Entsorgung und Recycling der Materialien.
Enscape: Renderings in Echtzeit
Seit dem Zusammenschluss der beiden Hersteller für Visualisierungssoftware Enscape und Chaos Anfang 2022 nähern sich auch deren Produkte „Enscape“ und „V-Ray“ an. V-Ray 6 für SketchUp, Rhino und Revit ist jetzt kompatibel mit Enscape. Planer können damit ihren Echtzeit-Designprozess mit den fotorealistischen Rendering-Funktionen von V-Ray verbinden. Eine Enscape-Szene kann inklusive aller Enscape-Materialien und -Elemente nach V-Ray 6 übertragen werden, wo weitere Verfeinerungen für noch realistischere und hochwertigere Visualisierungen vorgenommen werden können.
Vectorworks 2023: schneller und detaillierter
Zu den zahlreichen Neuerungen der BIM- und CAD-Software „Vectorworks 2023“ gehören eine normgerechte Mengenermittlung, beschleunigte BIM-Arbeitsabläufe, automatisiert erstellte Übersichtspläne, schnellere Schnittaktualisierungen, eine flexiblere und detaillierte Planung von Fensterlaibungen, dynamische Kantenmodellierungen, variable Raumstempel, automatische Kotenbemaßungen sowie eine intuitive Gelände- und Baugrubenmodellierung. Außerdem steht in Vectorworks 2023 der Webdienst „Solibri Inside“ zur Verfügung. Er lässt sich in Vectorworks integrieren und bietet die Möglichkeit, ein Modell während der Entwicklung nach häufigen Fehlern in BIM-Modellen zu durchsuchen und diese direkt zu beheben.
Bluebeam Cloud: Pläne im Browser
Die neue „Bluebeam Cloud“ macht Pläne und Funktionen von „Bluebeam Revu“ browserbasiert verfügbar. Damit können Projektteams auf der Baustelle auf wichtige Daten zugreifen. Die Bluebeam Cloud enthält einen flexiblen Markierungseditor, über den Benutzer mit anderen Projektbeteiligten zusammenarbeiten und Dokumente mit Markierungen und Kommentaren versehen werden können. Spezielle Feldlösungen ermöglichen zudem die Verwaltung und Nachverfolgung von Arbeitsabläufen für Mängelerfassungen. Die Mobillösungen sind kompatibel mit vorhandenen Bluebeam-Funktionen und Dokumenten, sodass Projektdaten im Büro und auf der Baustelle zugänglich sind.
RefinemySite: Baustellenmanagement in der Cloud
Mit „RefinemySite“ hat Bosch eine cloudbasierte Lösung für die Planung und das Management von Baustellen vorgestellt. Die Web-App ermöglicht eine dynamische Termin- und Aufgabenplanung, dokumentiert Aktivitäten und die Kommunikation aller Projektbeteiligten. Hochgeladene Fotos oder Notizen sind für alle verfügbar, auch werden die Projektbeteiligten über Planänderungen informiert. Das soll die Zusammenarbeit und die Dokumentation auf der Baustelle optimieren und Prozesse beschleunigen. Automatisch dokumentierte Leistungsdaten ermöglichen zudem eine Verbesserung von Arbeitsabläufen.
Projekt Pro: optimierte Arbeitsabläufe
Die aktuelle Produktgeneration der Controlling- und Management-Software „Projekt Pro“ optimiert die Arbeitsabläufe im Planungsbüro – von der mobilen Zeiterfassung und Urlaubsplanung über die Honorarermittlung, Steuerung und Abrechnung von Aufträgen bis zur Analyse und Prognose des Auftragsgeschehens. Einmal angelegte Informationen, wie Auftragsdaten oder Arbeitszeiten, können von allen Mitarbeitern zur gleichen Zeit für unterschiedliche Zwecke, wie das dynamische Controlling, die Rechnungsstellung oder Ressourcen- und Einsatzplanung, genutzt werden.
Thinkproject: mobile BIM-Modelle
Der virtuelle Projektraum „Thinkproject“ wurde durch neue mobile Funktionen ergänzt. Damit lassen sich jetzt auch komplexe BIM-Modelle, Pläne und Dokumente mobil und auch als 3D-, 4D- oder 5D-Modell (Zeit, Kosten) anzeigen. Die Integration der Programme „Desite BIM 3.2“ und „Kairnial“ vereinfacht mobile Abnahme- und Koordinationsprozesse auf der Grundlage mehrdimensionaler BIM-Modelle. In Desite BIM lassen sich aus Kairnial heraus nun große Datensätze, Modelle und Workflows hochladen. Dies optimiert die Zusammenarbeit und verhindert Missverständnisse.
SketchUp: einfacher auf dem iPad
Die neuen Updates in SketchUp versprechen eine vereinfachte Nutzung für das iPad. Dazu gehören unter anderem App-übergreifende Import- und Exportoptionen für Dateien, weitere Möglichkeiten zur Anpassung der Oberfläche, sowie eine Volumenkörperfunktion für das Modellieren komplexer Geometrien. SketchUp für iPad unterstützt auch die sogenannte „Hover-Funktion“ für den Apple Pencil und verfügt zudem über eine neu gestaltete Spiegelfunktion sowie individualisierbare Schnellzugriff-Symbolleisten. Mit der Kooperationsplattform „Trimble Connect“ kann außerdem gemeinsam im Team an 3D-Modellen gearbeitet werden.
Capmo: Mängelerfassung im 3D-Modell
Neben dem digitalen Bautagebuch hat Capmo eine neue Jour-Fixe-Funktion und einen Prototyp für die Dokumentation von Mängeln und Aufgaben im 3D-Modell vorgestellt. Bisher werden mit Baumanagement-Programmen Mängel im 2D-Plan verortet, mit Text und Foto beschrieben und dem zuständigen Gewerk zugewiesen. Wer modellorientiert plant, muss diese vor Ort erfassten Gebäude- und Bauteilinformationen in das BIM-Modell übertragen. Mit der neuen Funktion können Bauleiter künftig die Vorteile von BIM auch in der Baudokumentation und im Baumanagement nutzen. In der zweiten Jahreshälfte wird der Prototyp voraussichtlich zum festen Bestandteil der Software.
Smino: virtueller Projektraum
Die Bauprojektmanagement-App „Smino“ für Android und iOS wurde unter anderem um eine Terminplan-Funktion erweitert. Damit können Planer Bauprojekte in Form von Balkenplänen zeitlich abbilden und planen. Ein in Smino integrierter Projektraum ermöglicht die zentrale Ablage von Daten und den plattform- und ortsunabhängigen Projektdatenaustausch. Enthalten sind auch ein digitales Aufgaben- und Mängelmanagement sowie ein Viewer für die Anzeige und den Vergleich von BIM-Modellen. Mit einer geplanten BIM-Modellprüfung sollen Modelle online und automatisiert geprüft werden können, beispielsweise im Hinblick auf die Modellqualität, auf Kollisionen oder selbst definierte Regeln.
Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in Jockgrim (Pfalz)
Die nächsten Bausoftware-Termine
Als Ableger der BAU und der digitalBAU findet vom 4. bis 6. Juli 2023 in München erstmals die digitalBAU conference + networking statt. Die Messe digitalBAU öffnet dann vom 20. bis 22. Februar 2024 wieder in Köln ihre Tore.
