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[ Interview ]

BIM Fortbildung: Ablauf, Vorkenntnisse, Software

Wie läuft eigentlich eine Online-BIM-Fortbildung ab? Was muss ich schon können, was lerne ich? Wir haben bei den BIM-Experten Eberhard Beck und Steffen Feirabend nachgefragt

Steffen Feirabend und Eberhard Beck
Dr. Steffen Feirabend (links) und Eberhard Beck (rechts).

Dieses Interview ist unter dem Titel „Manche Dinge funktionieren online besser“ im Deutschen Architektenblatt 11.2021 erschienen.

Interview: Brigitte Schultz und Lars Klaaßen

Die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie haben auch die BIM-Fortbildungen verändert. Wie hat das Umschalten der Lehre von Präsenzunterricht auf Online-Angebote funktioniert?

Feirabend: Prinzipiell sehr gut, da viele Teilnehmer notgedrungen bereits die Tools für Webkonferenzen aus dem Berufsalltag kannten. Die große Herausforderung bei der Online-Lehre bestand darin, alle Teilnehmer zu aktivieren. Daher machen wir in den Kursen viel Gruppenarbeit und benutzen weitere digitale Tools wie zum Beispiel ein Whiteboard, um eine Interaktion bewusst zu ermöglichen. Online dauert es jedoch etwas länger, bis die Referenten eine Beziehung zu den Teilnehmern herstellen können. Dabei besteht die Gefahr, diejenigen, die die Kamera nicht einschalten, auf eine gewisse Weise zu „verlieren“. Für den sozialen Aspekt unter den Teilnehmern fehlen jedoch ein wenig die gemeinsamen Pausen, um sich auszutauschen.

Beck: Manche Dinge funktionieren online dafür besser, zum Beispiel die schnelle und unkomplizierte Gruppenbildung mit unterschiedlichen Aufgaben und Zusammensetzungen. In Online-Meetings ist zudem die Hemmschwelle zur Beteiligung niedriger. Menschen, die sich sonst nicht so gerne beteiligen, sind in der Online-Lehre aktiver und bringen sich eher ein. In einem interaktiven Tool einen Zettel an die virtuelle Pinnwand zu kleben, fällt leichter, als real die Hand zu heben und etwas zu sagen. Voraussetzung ist, im Online-Meeting einen gesicherten Raum zu erzeugen, in dem sich die Leute wohlfühlen.

BIM ist ein hartes technisches Thema. Könnte man nicht auch sagen: Hier ist der Stoff, wenn ihr technische Fragen habt, meldet euch?

Beck: Man darf die soziale Komponente bei der BIM-Methode und deren Vermittlung nicht unterschätzen. In dem Moment, in dem man Dinge gemeinsam erarbeitet, bleiben sie viel länger haften. Und das funktioniert online mindestens genauso gut wie in Präsenz.

Feirabend: Der integrale, kooperative und kollaborative Ansatz der BIM-Methodik ist weniger technisch, als man vielleicht zunächst vermuten würde.

Grafik Fortbildung nach BIM-Standard
Fortbildung nach dem BIM Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern. Aktuelle Angebote unter bak.de/bim-standard

Brauche ich für den BIM-Kurs besondere Hard- oder Software?

Feirabend: Für das Modul „M1 Basiswissen“ wird, falls es online stattfindet, nur ein Rechner mit einer Kamera und einem Mikrofon benötigt. Die darauf aufbauenden Module zur Informationserstellung (M2) und Informationskoordination (M3) haben neben wissensbasierten auch anwendungsbasierte Teile, da kommt auch Software zum Einsatz. Bei Modul M2 wird für die Hausübung eine CAD-Autorensoftware benötigt. Da wir mit dem Ansatz „open BIM“ arbeiten, kann dabei jeder in seiner eigenen, gewohnten Softwareumgebung bleiben.

Beck: Was man nicht braucht, sind Vorkenntnisse der Koordinationssoftware, die in den Seminaren verwendet wird. Die notwendigen Fertigkeiten zum Zusammenführen und zur Qualitätsprüfung der Fachmodelle Architektur, Tragwerksplanung und TGA werden in den Seminaren vermittelt. Die dafür notwendigen Softwarelizenzen stellen wir zur Verfügung.

Wird es nicht unübersichtlich, wenn jede Person ihre eigene CAD-Software mitbringt?

Beck: Es ist durchaus gewünscht, dass jeder in seiner gewohnten Softwareumgebung arbeitet, um den „open BIM“-Gedanken im Seminar umzusetzen.

Feirabend: Um dies möglichst breit abdecken zu können, arbeiten wir mit einem breit gefächerten Referententeam. Dieses deckt ein großes Spektrum der am Bau Beteiligten ab und bereichert jedes Teilmodul durch die jeweilige Fachexpertise. So kann den unterschiedlichen Interessenschwerpunkten der Teilnehmer Rechnung getragen werden.

Mit welchen Methoden vermitteln Sie die BIM-Kenntnisse?

Beck: Es gibt wissensbasierte und anwendungsbezogene Teile, also eine Mischung aus Theorie und Praxis. Anhand von Arbeitsprozessen, wie sie auch in einem realen BIM-Projekt ablaufen, werden Fertigkeiten und Wissen erworben. Hierfür werden die drei Fachmodelle durchgängig in allen Modulen für Übungsaufgaben zur Qualitätsprüfung, Koordination, Mengenermittlung und weitere BIM-Anwendungsfälle verwendet.

Feirabend: Eine wichtige Komponente ist dabei die Gruppenarbeit. Die Teilnehmer treffen sich in Break-out-Sessions und lösen dort gemeinsam die gestellten Aufgaben in Kleingruppen. In diesem geschützten Umfeld ­diskutieren und erarbeiten sie auf einem vorbereiteten digitalen Whiteboard die Lösungswege. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit werden anschließend im großen Forum präsentiert. Das digitale Whiteboard bleibt über die komplette Dauer der Fortbildung für die Teilnehmer jederzeit zugänglich. Dort finden sich neben den bearbeiteten Aufgaben Folien und Skripte sowie weitere Links zu den behandelten Themenfeldern. Integrierte Lehrvideos vermitteln noch einmal das technisch Nüchterne: „Wie mache ich das konkret mit dieser Koordinationssoftware? Wie überprüfe ich, ob zwei Modelle zueinanderpassen?“

Gibt es auch Hausaufgaben?

Beck: Ja. Es werden von den Teilnehmern kleine und einfache Fachmodelle erstellt, die in den Workshops der Module M2 bis M4 zu den Übungen verwendet werden. Dabei geht es nicht um die Perfektion des Modells, sondern um die Interaktion und das Verständnis.

Steht die BIM-Fortbildung nur Kammermitgliedern offen?

Feirabend: Das Angebot steht auch Nichtmitgliedern offen. Da bereits BIM-Basiskurse für die Mitarbeiter der Bauverwaltungen und des BBR nach dem BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern durchgeführt wurden, können gemäß der Kooperationsvereinbarung des Bundesinnenministeriums mit BAK und BIngK auch öffentliche Bauherren an den Modulen 2, 3 und 4 in den Akademien der Länderkammern teilnehmen. Seit 2020 besteht zudem eine Kooperation mit dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes, sodass neben den Planenden auch das Handwerk in der BIM-Fortbildung mit am Tisch sitzt.

Die Digitalisierung schreitet voran: Wie wird die Fortbildung der Zukunft aussehen?

Feirabend: Gute Lehre sollte heute und auch zukünftig Spaß machen und auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sein. Die neuartigen Lernmanagementsysteme, die wir derzeit etablieren, helfen dabei ungemein. In den kommenden Jahren werden die Fortbildungen aus einer Kombination von Lernmanagementsystemen, Online-Interaktionen und Veranstaltungen vor Ort in den Akademien der Kammern bestehen. Digital- und Präsenzlehre werden sich in Zukunft weit mehr verzahnen, sodass man das Beste aus beiden Welten mitnehmen kann.


Logo BIM standard

Großer Vorteil: Fortbildung nach BIM-Standard

Der „BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern“ ist das von den Planerkammern entwickelte Fortbildungsprogramm zur BIM-Methode. Die Lehrgänge sind in vier Module gegliedert. Hier finden Sie mehr Informationen zu den BIM-Kursen und die nächsten Termine.

Der BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern ist das seit 2018 laufende bundesweite Fortbildungsprogramm der Planerkammern. Im Juli 2020 wurde eine Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, der Bundesingenieurkammer sowie der Bundesarchitektenkammer unterzeichnet, die vorsieht, dass die Absolventinnen und Absolventen des ­BIM-Vertiefungs­lehrgangs nach dem „BIM-Standard Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern“ eine Abschlussurkunde erhalten, die bei Wettbewerben und Vergabeverfahren für zukünftige Bundesbauprojekte ­anerkannt wird.

Dies bedeutet für Mitglieder der Architektenkammern, dass sie sich mit der Abschlussurkunde automatisch bei öffentlichen Wettbewerben und Vergabeverfahren in Deutschland qualifizieren. Das Einreichen der Urkunde reicht dafür aus. Diese weist die eingehende Kenntnis der BIM-Methode und eine interdisziplinäre, kollaborative Ausbildung nach. Außerdem sollen die Lehrgänge nach dem Standard auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bauverwaltungen angeboten werden, um die BIM-Kompetenzen der öffentlichen Bauherren zu stärken.


Dr. Steffen Feirabend ist Professor für digitales Planen und Bauen an der Hochschule für Technik Stuttgart (HFT) und Prokurist bei der Werner Sobek AG. Eberhard Beck ist freier Architekt und Mitinhaber des 2001 gegründeten Architekturbüros Wabe-Plan Architektur, Walko + Beck, Freie Architekten Stuttgart. Er ist zudem Lehrbeauftragter an der HFT Stuttgart. Beide bilden mit Nikolas Früh die fachliche Leitung der BIM-Qualifikation für IFBau & INGBW und sind Referenten derselben sowie der Akademie der AKNW. Sie sind Mitglieder in der „Projektgruppe Curriculum-Entwicklung“ im Rahmen des BIM-Standards Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern und zudem Gesellschafter der ffb GmbH, die Fortbildungen im Bereich des integrativen Planens und Bauens in Kooperation mit Akademien der Länderkammern anbietet.

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