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Zurück Serieller Wohnungsbau

Ein Baustein im Werkzeugkasten

Auf den Mangel an bezahlbaren Wohnungen hat die Wohnungswirtschaft mit einem Bieterverfahren zum seriellen und modularen Bauen reagiert. Darüber wurde viel diskutiert. Wir sprachen mit Jurymitgliedern über die Ergebnisse.

01.08.20187 Min. Kommentar schreiben
Bauweise mit Holzmodulen: Das Konzept der AH Aktiv-Haus GmbH und der Werner Sobek Group erlaubt ausgeprägte individuelle Lösungen – unter anderem die gewerbliche Nutzung des Erdgeschosses in Innenstadtlagen.

Von Marion Goldmann

Wann immer in der Vergangenheit schnell viele Wohnungen gebraucht wurden, sollte serielles Bauen die Lösung sein. Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht ist der große Wurf bisher nicht gelungen; vor allem die Plattenbausiedlungen blieben in schlechter Erinnerung. Heute herrscht wieder Wohnungsmangel. Diesmal fehlt bezahlbarer Wohnraum

vorrangig in den Städten, wo selbst Normalverdiener das Geld für die Miete kaum noch aufbringen können. Doch wie lässt sich der Bedarf schnell und kostengünstig bei gleichzeitig hoher Bauqualität und hohen baukulturellen Ansprüchen decken? Diesen Fragen stellten sich die im Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen engagierten Vertreter von Bund, Ländern und Verbänden und regten einen Wettbewerb an. Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen ergriff daraufhin die Initiative und entwickelte zusammen mit dem Bundesbauministerium, dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Bundesarchitektenkammer das im letzten Jahr europaweit ausgeschriebene Bieterverfahren für serielles und modulares Bauen. Architekten, Fachplaner und bauausführende Firmen sollten sich mit einem gemeinsamen Konzept bewerben: Rund 50 wurden eingereicht, 15 kamen in die engere Auswahl und neun erhielten schließlich den Zuschlag. Ende Mai wurden die Gewinnerprojekte öffentlich vorgestellt.

Offen für Begegnungen: Das Erschließungs konzept des Aktiv-Hauses fördert die Kommunikation der Bewohner; die Vor- und Rücksprünge der Module bilden Balkone und Freisitze.

Geprüft und bewertet wurden die Konzepte nach festgelegten Kriterien, die neben dem Grad der Vorfertigung, der Energie- und Flächeneffizienz, dem Angebotspreis und der Lieferfähigkeit ebenso die Qualität der Grundrisse und der Architektur sowie städtebaulich variable Gebäude berücksichtigten. Dem dafür einberufenen Bewertungsgremium gehörte auch die BAK-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann an: „Das Ergebnis dieses Verfahrens zeigt, dass anspruchsvolle Architektur und serielles Bauen sich nicht ausschließen müssen.“ Dabei ist die Beteiligung an dem Verfahren nach wie vor unter Architekten strittig. Kritisch wird vor allem die Verschmelzung von Planung und Ausführung gesehen und die gestalterischen Spielräume werden bezweifelt. Um aber auch in dieser Konstellation die Planungskompetenz der Architekten weiterhin zur Geltung kommen zu lassen, hatte die BAK eine Compliance-Vereinbarung eingebracht, um die Augenhöhe von Architekten und Bauunternehmen zu gewährleisten. Denn, so die Befürworter: Wo geplant wird, sind die Architekten generell gefordert. Sie stehen in der Verantwortung, Lösungen für bezahlbaren Wohnraum im Rahmen ihrer Einflussmöglichkeiten anzubieten und sich der Herausforderung zu stellen. „Es hat sich bestätigt, dass gute Projekte dabei sind, die zusammen mit freischaffenden Architekten entstanden sind“, sagt Ettinger-Brinckmann. An dem Bieterverfahren beteiligt haben sich große und kleine unabhängige Büros in Bietergemeinschaft mit ausführenden Unternehmen und auch ausführende Unternehmen mit ihren eigenen angestellten Architekten. Jetzt müssen sich die Wohnungsbaukonzepte allerdings in der Anwendung und Umsetzung bewähren. „Entscheidend wird sein, welche Projekte die Wohnungswirtschaft abruft und wie die Architekten in die Umsetzung und die Anpassung der Projekte an die konkrete städtebauliche Situation eingebunden sind“, so die Präsidentin. Zur Bewertung dieses Prozesses ist eine Begleitforschung vorgesehen, an der auch die BAK wieder beteiligt ist.

Modulare Stahlrahmen-Konstruktion: Das Konzept von Alho mit Koschany + Zimmer Architekten setzt auf kom­pakte Baukörper mit vorgehängten Balkonen als gestalterischem Element.

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