Dieses Editorial ist unter dem Titel „Von Leitbildern und gebauten Realitäten“ im Deutschen Architektenblatt 09.2024 erschienen.
Möglichst dicht, möglichst luftig, möglichst gemischt, möglichst getrennt? Die Vorstellung, wie Urbanität entsteht, hat sich im Laufe der Jahrzehnte umfassend verändert. Unserer Profession kam dabei meist die Rolle der Experten zu, die den richtigen Weg zu wissen schienen.
Nicht selten führte dieser vor allem möglichst weit weg von den Konzepten, die gerade nicht funktionierten. Und nicht selten konnte man mit ein paar weiteren Jahrzehnten Abstand am Ende ganz froh sein, wenn so manche als gut befundene Lösung dann doch nur auf dem Papier geblieben war – der einst favorisierte Abriss der Gründerzeitviertel (die inzwischen sogar wieder nachverdichtet werden) lässt grüßen.
Früher autogerecht, heute menschengerecht und klimagerecht
Einige Ideen wurden aber auch großflächig zur Realität, wie die der autogerechten Stadt, mit der wir immer noch vielerorts leben. Heute träumen wir indes eher von einer menschengerechten Stadt.
Das neue Leitbild einer klimagerechten Urbanität mit genügend Freiräumen – statt „Licht, Luft und Sonne“ der Nachkriegszeit quasi „Wasser, Wind und Schatten“ – kann dazu einiges beitragen. Warum seine Umsetzung trotzdem eher langsam vorankommt, lesen Sie hier.
Wunschbild bleibt gleich: lebendig und lebenswert
Doch auch wenn sich die Wege zum Ziel wandeln – das Wunschbild der lebendigen, lebenswerten Stadt ist immer gleich geblieben. Es steht für unsere pluralisierte Zeit, dass zwei hochgelobte neue Quartiere ihm mit komplett unterschiedlichen Ansätzen gerecht werden wollen.
Ob sich am Ende das wild gemischte Münchner Werksviertel-Mitte oder das streng gemanagte Hamburger Pergolenviertel als dauerhaft erfolgreicher erweisen wird? Dazu sprechen wir dann noch mal in ein paar Dekaden.
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