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Haus-Aufgaben

Die Familie sei der Kern der Gesellschaft, hieß es lange. Traditionelle Familien werden weniger – was wird dann aus der traditionellen Kernform des Wohnhauses, dem individuellen Familienheim?

31.07.20167 Min. Kommentar schreiben
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Eck-erneuert: Dem „kleinen Haus blau“ in Hürth von BeL aus Köln ist sein Ursprung in den 1950er-Jahren nur noch bedingt anzusehen…

Text: Christoph Gunßer

Ein- und Zweifamilienhäuser enthalten heute mehr als 45 Prozent aller Wohnungen in Deutschland. Der Anteil ihrer typischen Nutzer, Familien mit mehr als zwei Personen, ist indes auf zwanzig Prozent der Haushalte geschrumpft. Die Anzahl „klassischer“ Familien mit minderjährigen Kindern hat sich allein in den letzten zehn Jahren um 17 Prozent verringert. Und auch die Mehrheit der Mütter kleiner Kinder will heute keine „grüne Witwe“ mehr sein; rund zwei Drittel sind erwerbstätig. Aller „Landlust“ zum Trotz – die von den Sozialforschern konstatierte „Multioptionsgesellschaft“ strebt in die Städte. Ist also ein Großteil unseres Baubestandes bald obsolet?
Tatsache ist, dass immer mehr Familienheime der Nachkriegszeit von ihren Erbauern vererbt, aber von den Erben nicht unbedingt benötigt werden. Viele der Häuser, vor allem in ländlichen Räumen, aber auch in strukturschwachen Städten, sind schwer verkäuflich. Leerstände häufen sich. So wird beispielsweise Cuxhaven für 2030 vorhergesagt, dass dann jedes vierte Haus im Stadtgebiet unbewohnt ist. Das wird auch für die Kommunen teuer, da sie trotzdem die Infrastruktur unterhalten müssen. Revitalisierungsprogramme sind darum in mehreren Bundesländern angelaufen, etwa in Bayern und im Rahmen der Regionale 2016 auch in Nordrhein-Westfalen.

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Doch das Skelett ist erhalten.

Die Rezepte zur Wiederbelebung sind bekannt: Umbau, Nachverdichtung, Durchmischung, bislang eher selten Rückbau, sprich: Abriss. Doch wo die Einwohnerzahlen schrumpfen, werden nach Auskunft der Statistiker bald auch die Haushaltszahlen sinken. Dann müsste wohl auch das Siedlungsgebiet verkleinert werden.

Die meisten Revitalisierungsprogramme empfehlen derzeit, die Häuser generationentauglich um- und anzubauen, Dienstleistungen und Arbeitsstätten in die Monostrukturen zu integrieren, Räume der Begegnung zu schaffen. Doch die Generation der Erbauer reagiert noch sehr zögerlich auf solche Vorschläge. Man ist ja schließlich dort hinaus gezogen, um seine Ruhe zu haben, und klagt allenfalls über zugeparkte Straßen, weil hier ja jeder Bewohner ein Auto braucht, um am „Leben“ teilzuhaben, das andernorts stattfindet. Bei näherem Hinsehen stehen Bewohner oft vor großen Problemen: mangelnde Barrierefreiheit, kostenaufwendige energetische Sanierung, zu viel Raum, der beheizt werden muss, zu starre Grundrisse, die die Einrichtung einer Einliegerwohnung erschweren, zu viel Garten, der mühsam gepflegt werden muss, schrumpfende Infrastrukturen, teurer werdende Mobilität.

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An der Giebelseite zeigt sich der Umbau mit ganz neuer Silhouette.

Substanziell können öffentliche Verwaltungen, die lange Zeit von der Ausweisung solcher Gebiete profitierten, ohne die Bereitschaft der Eigentümer wenig bewirken. So bleibt es bislang bei Modellplanungen und Aktionen, die Skeptiker vom Sinn eines Umbaus überzeugen sollen. In Karlstadt, Langenneufnach und Marktrodach interveniert das bayerische Revitalisierungsprogramm, in Dorsten und 15 weiteren Gemeinden im westlichen Münsterland experimentiert man derzeit mit solchen „HausAufgaben“: Workshops, Ausstellungen und Vorträge sollen die Häuslebauer motivieren, Veränderungen in Angriff zu nehmen.

Cuxhavens Stadtverwaltung führte zur Information über Hausangebote einen „Wohnlotsen“ im Internet ein, an dem auch Wohnungsbaugesellschaften und private Wohnungsmakler beteiligt sind. Andernorts versucht man, wenigstens die Ausweisung neuer Baugebiete zu stoppen. Silke Weidner, Professorin für Stadtmanagement an der Uni Cottbus, meint dazu: „Wir brauchen nicht über den Erhalt des Bestandes zu sprechen, wenn die Kommunen weiter Neubaugebiete ausweisen. Wir machen Lokalpolitikern immer wieder klar, welche hohen Kosten mit Neubaugebieten verbunden sind.“

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Hütte und Kiste: „Haus Z“ von fabi architekten in Regensburg verbindet ein 80 Quadratmeter kleines 30er-Jahre-Haus mit einem Anbau.

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