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Flur mit Ausblick

Wie baut man eine gute Nachbarschaft? Forscher wurden ­ausgerechnet in unterschiedlichen Haustypen einer Plattenbausiedlung fündig

30.05.20196 Min. Kommentar schreiben

Feiner Unterschied: In den Punkthäusern in der Mitte kennt man weniger Nachbarn als im Riegel am rechten Bildrand.
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Von Elke Ludwig

Als früher die Treppenhausreinigung abgesprochen werden musste und die vom Eigentümer geforderte gemeinschaftliche Pflege der Grünanlagen in ein Sommerfest mündete, gab es zahlreiche Anlässe, sich mit den Nachbarn zu treffen. In so mancher gemeinschaftlichen Waschküche stand eine Kaffeemaschine. Heute werden Erschließungsflächen und gemeinschaftliche Bereiche aus Kostengründen oft auf ein Minimum begrenzt. Ein Dienstleister räumt Schnee und reinigt das Treppenhaus. Ein Gärtner pflegt das Grün und nimmt damit der Gemeinschaft eine lästige Aufgabe ab, aber auch die Möglichkeit, sich mit dem gemeinsamen Garten zu beschäftigen. Beschwert sich jemand über das Verhalten seiner Nachbarn, wird das Verhalten unterbunden – und damit oft das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: So werden Bänke entfernt, weil sich nach abendlicher Nutzung durch Gruppen Lärmbeschwerden häufen, oder es werden Schilder wie „Skateboardfahren verboten!“ an Orten aufgestellt, die prädestiniert für eben diese Nutzung sind.

Dieser Entwicklung hin zu mehr Anonymität steht der Wunsch nach mehr Gemeinschaft entgegen. Durch den demografischen Wandel und den Wegfall familiärer Strukturen ist für viele Menschen die Unterstützung innerhalb der Hausgemeinschaft wichtig. Heute lauten daher entscheidende Fragen für die Gestaltung von Wohnquartieren: Kann man die Bildung von Gemeinschaft und Nachbarschaft mit baulichen Mitteln unterstützen? Wer wird überhaupt als Nachbar betrachtet und wo sind die räumlichen Grenzen?

Unter dem Titel „Mehrgenerationenwohnen in die Platte“ führt die FH Potsdam aktuell ein Forschungsprojekt durch, das die Gestaltung des Zusammenlebens und die soziale Unterstützung in älteren Plattenbau-Quartieren untersucht. Eine Studie innerhalb des Projekts geht der Frage nach, an welchen Orten sich Nachbarn kennengelernt haben, und stellt fest, dass die innere Erschließung die Nummer eins unter den Räumen der Kontaktaufnahme ist. Durch rationalisierte Grundrisslösungen verlieren diese Räume in Neubauten aber jegliche Aufenthaltsqualität. Sie werden zu „Erschließungs-Schnellstraßen“, in denen, abgesehen von der Fortbewegung, keine weitere Nutzung stattfindet.

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