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[ Nachwuchs-Kolumne #163 ]

Architektursprache: Entwurfstool statt Fleißarbeit

Wenn Architektur und Sprache zueinander passen, macht das Entwürfe zugänglich und es wird Kreativität freigesetzt. Leider ist Architektursprache oft elitär, statt kommunikativ

Zwei Kinder die über ein "Büchsentelefon" kommunizieren
Der kommunikative Faden, der Architektur und Laien verbindet, muss straff gespannt sein, damit Ideen nicht verloren gehen.

Von Lorenz Hahnheiser

Zu Beginn meines Studiums haben mich Vorlesungen über Gebäude wahnsinnig gemacht. Architektursprache grenzte für mich an lyrische Prosa, mit der einfache Dinge beschrieben wurden. Doch „die Rhythmisierung der Fassade durch einen unregelmäßigen Takt einbeziehender Fenster, welche durch ihre belebende und doch ausgewogene Farbwahl Betrachter:innen in das Gebäude einzusaugen scheinen“, klingt natürlich professioneller und akademischer als eine nüchterne Beschreibung.

Die Architekturprosa, die an den Unis unterschwellig gelehrt wird, hat häufig weniger mit akkuraten Beschreibungen zu tun und mehr mit einem sprachlichen Ausschluss von Fachfremden. Auch wenn es mühsam ist, lohnt es sich, Schreiben zu lernen. Ein Dozent gab uns Studierenden den wunderbaren Tipp, unsere Texte immer im BlaBlaMeter zu testen. Dieses Online-Tool bewertet anhand von Satzlängen, Fachwörtern und Stil, wie viel Bullshit im Text ist.

Inklusive Architektursprache

Auch jetzt noch kann ich allzu salbungsvoller Architektursprache nicht besonders viel abgewinnen. Gute Architekturkommunikation ist schwierig. Es gibt sogar einen eigene Studiengang „Architecture Media Management“ der sich mit der Vermittlung von Architektur beschäftigt, denn die Vermittlung architektonischer und städtebaulicher Ideen an Laien, Politiker:innen oder viele andere will geübt sein. Architekt:innen sind eher gewohnt, sich über Zeichnungen mitzuteilen. Fachfremde hingegen nutzen hierfür in der Regel Texte.

Damit wichtige Ideen mit der Projektabgabe nicht verloren gehen, müssen die Entwurfsbeschreibung und der Stil der Architektursprache gut gewählt sein. Besonders bei der Bürger:innenbeteiligung sollte man die Texte auf inklusive und leichte Sprache prüfen. Hintergründe und entwurfsbegleitende Ideale lassen sich herleiten. Es empfiehlt sich – wie in einer guten Visualisierung – eher Situationen zu beschreiben als nur die physische Form.

Sprache als Entwurfswerkzeug

Architekturbeschreibungen sind häufig eher dünn, wenn die Planenden den Text erst spät verfassen. Schreiben muss aber keine Fleißarbeit zum Abschluss sein, sondern kann den gesamten Entwurf begleiten und stärken. Worte sind vieldeutiger als Linien, man kann freier mit ihnen hantieren und doch muss man sich durch das Formulieren immer wieder festlegen. Der Schärfungs- und Entscheidungsprozess, den man dabei durchläuft, kann einem im Entwurf helfen.

Das heißt: Die Ansprüche an einen Entwurf, die Grundlage und dann jeden weiteren Schritt so klar durchdenken, dass sie ausformuliert werden können. Wer die Architektursprache sicher beherrscht, gewinnt viel Sicherheit für das Entwerfen.

Für die Architektin Lindsey Wikstrom ist das geschriebene Wort sogar ihr wichtigstes Entwurfswerkzeug: „My mind is much more free to imagine possibilities when unconstrained by software like rhino or hardware like a pencil, where my ability to imagine is cropped by the capacity of the tool and my own skill within it. Language feels so much more plastic, while also feeling grounded.“ Auch das Büro Endboss nutzt Sprache für den Entwurf, zuletzt zum Beispiel den Song „I Want To Know What Love Is“ als Grundlage für einen Wettbewerbsbeitrag. Noch stärker als Sprache vermittelt Musik nämlich ein Gefühl, das den neu geschaffenen Ort bestimmen könnte. Architektursprache kann also auch etwas Schönes sein.


Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Luisa Richter.

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