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[ Interview zum DAT 23 ]

„Unsere Berufsgruppe ist kein Spiegel der Gesellschaft“

Diskutieren, inspirieren, netzwerken – am 29. September können Sie sich auf dem Deutschen Architekt*innentag wieder mit Hunderten Kolleginnen und Kollegen zum fachlichen Austausch treffen. Live vor Ort ist auch Barbara Vogt. Kerstin Kuhnekath hat sie vorab verraten, was in schwedischen Büros bei der Gleichberechtigung besser läuft und wie man benachteiligte Gruppen für die Architektur gewinnt

Barbara Vogt ist Partnerin im Architekturbüro White Arkitekter und verantwortlich für das Business Development des schwedischen Unternehmens in Deutschland.

Auf dem DAT werden wir über Chancengleichheit und Leadership sprechen. Sie ­arbeiten in Schweden in einem der größten Büros mit über 700 Mitarbeitenden. Wie sieht es dort mit der Chancen­gleichheit aus?

Bei uns (im Büro White Arkitekter) ist Gleichstellung kein Thema, weil wir einfach gleichgestellt arbeiten. Ich musste in Schweden weder Zeit noch Energie darauf verwenden, für Chancengleichheit zu kämpfen. Erst seitdem ich mehr im Business Development in Deutschland arbeite, ist mir aufgefallen, wie außergewöhnlich das ist.

In der Tat. In Deutschland sitzen fast ausschließlich Männer in der Geschäftsführung großer Architekturbüros. Wie nehmen Sie das wahr?

Hier wird so viel Zeit und Energie dafür aufgewendet, die wir besser in die Lösung drängender globaler Probleme der Baubranche stecken sollten. Es ist traurig, dass man über Gleichstellung reden muss. Aber der Bedarf ist eindeutig da. Und das, obwohl sich Chancengleichheit doch vergleichsweise leicht herstellen ließe, wenn alle nur wollten.

Wie das? Einen Tipp aus Schweden, bitte!

Auch in Schweden braucht es in den Führungsetagen Mut, Verantwortung abzugeben und Chancen anzubieten. Und auf der anderen Seite braucht es Mut, Chancen zu ergreifen. Die Leistung hängt ja nie mit dem Geschlecht zusammen, sondern immer mit der Person. Wir machen jedes Jahr einen Gleichstellungs- und Gleichbehandlungsplan, wo wir schauen, wie es wirklich aussieht in Vorstand, Unternehmens- und Büroführung. Alles, was zwischen 40 bis 60 Prozent bei der Verteilung von männlichen und weiblichen Führungsmitgliedern liegt, ist okay. Mal sind Frauen in der Mehrheit, mal Männer. Es ist entscheidend, dass man beide Perspektiven mit reinbringt. Die Diskussionen werden anders geführt, wenn Frauen und Männer vertreten sind.

Nun lässt sich die Gesellschaft nicht nur in zwei homogene Gruppen oder zwei ­Perspektiven einteilen. Wie divers ist das Arbeitsumfeld in Schweden?

Es dreht sich noch viel um Mann und Frau, obwohl es um gleiche Chancen für alle Gruppen gehen sollte. Wenn man sich die Berufsgruppe der Architektinnen und Architekten anschaut, ist das kein Spiegel der Gesellschaft. Es ist allerdings schwierig, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen einen Zugang zum Architekturberuf zu verschaffen. Wir versuchen es über das Betriebspraktikum, das die meisten Schüler und Schülerinnen in der achten Klasse in Schweden machen müssen. Wir haben unser Angebot in Stockholm direkt auf die Schule eines Brennpunktviertels ausgerichtet, um die Jugendlichen zu erreichen, die sich normalerweise später nicht für ein Architekturstudium bewerben. Und jetzt ist das erste Mal eine Architekturstudentin für das Unipraktikum zurückgekommen, die zuvor ein Schulpraktikum bei uns absolviert hatte. Das ist vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber es bringt womöglich etwas ins Rollen. Es reicht jedenfalls nicht aus, eine Anzeige zu schalten, in der steht: „Jede*r ist willkommen.“ Man muss aktiv die motivieren, die normalerweise nicht kommen. Schließlich bauen wir ja für alle Leute, dann müssen wir auch alle Perspektiven einfangen.


Logo zum Deutschen Architekt*innentag 2023

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Das ganze Gespräch mit Barbara Vogt als Podcast finden Sie bei uns auf DABonline

 

 

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