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[ Zertifizierungen ]

Großer Test für kleine Nutzer

Zertifizierungen begannen mit Bürobauten, gehen aber längst darüber hinaus. Das zeigt das Beispiel einer Kita in Frankfurt

Nachweislich nachhaltig: Kita-Neubau in Frankfurt von raum-z architekten aus Dortmund. Foto: Zertifizierung Bau GmbH

Text: Sebastian von Oppen

Eine neu gebaute Kindertageseinrichtung in Frankfurt am Main ist als „qualitätsgeprüftes Passivhaus“ ausgewiesen und wurde auch als „nachhaltiges Gebäude“ in Anlehnung an das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) zertifiziert. An der Kita wurde dies im Rahmen eines Pilotprojektes erprobt.

Bislang ist das BNB-System für Büro-Verwaltungsgebäude und Außenanlagen ausgelegt. Außerdem gibt es seit Frühjahr 2013 eine Systemvariante Unterrichtsgebäude. Für Kitas liegt bislang noch keine Systemvariante vor. 19 Kriteriensteckbriefe wurden deshalb in Abstimmung mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) dem Gebäudetyp Kindertageseinrichtung angepasst. Dies bezieht sich unter anderem auf Lebenszykluskosten, da eine Kita in der Nutzung teurer ist als ein Bürogebäude. Anzupassen war aber vor allen Dingen die Kriteriengruppe „Gesundheit, Behaglichkeit und Nutzerzufriedenheit“. Zum Beispiel wurde im Steckbrief der „Innenraumhygiene“ die zulässige Konzentration für flüchtige organische Verbindungen verschärft, ebenso die zu betrachtenden Raumgruppen beim „akustischen Komfort“. Angepasst wurden auch die Anforderungen an die Außenraumqualität, da diese für Kitas wichtiger ist als zum Beispiel für Bürogebäude. Hier wurden unter anderem die vorhandene Fläche pro und der Anteil an verschatteter Fläche zum Schutz der Kinder vor Sonneneinstrahlung bewertet. Vier Kriteriensteckbriefe sind entfallen, ein neuer mit dem Kriterium der „Innenraumqualität“ ist hinzugekommen.

Der Bauherr, der Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen, nahm in vielen Bereichen Mehrkosten für die Zertifizierung in Kauf. Sie entstanden durch zusätzliche Messungen und Berechnungen, wie Ökobilanz und ­Lebenszykluskostenberechnung, durch die umfangreichere Dokumentation und einen ­bewussteren Materialeinsatz. Der Mehraufwand beläuft sich nach Angaben des Bauherrn auf rund 3,5 Prozent der Gesamtkosten – ­hierbei nicht eingerechnet die Kosten für Grund und Boden, für die Herrichtung der ­Außenanlagen und die Innenausstattung.

Ob die Mehrkosten in der Nutzungsphase kompensiert werden können, überprüft der Bauherr durch ein Monitoring.

Das Darmstädter Büro raum-z architekten hat mit seinem gradlinigen kubischen Entwurf und der zonierten Anordnung der Räume die Grundlage für eine gute Nachhaltigkeitsbewertung gelegt. Die Passivhaus-Qualitäten begründen einen Teil der hohen ökologischen und ökonomischen Qualität, die für die ­Zertifizierung ermittelt wurde. Die zwei­schalige ­Fassade ist gut trenn- und wieder­verwertbar. Der durchdachte Einsatz von ­Baumaterialien führte zu sehr guten Werten bei der Innenraumluftmessung.

Das Projekt erhielt das Zertifikat in Gold, obwohl es in einigen Bereichen zu Punktabzügen kam. Der Einsatz von Gipsputz an tragenden Wänden reduzierte die Bewertung im Kriterium Rückbau, Trennung und Verwertung. Der Trittschallschutz wurde gut bewertet, beim Luftschallschutz fiel der Wert einer Wand ab. Der Außenbereich konnte nicht wie geplant gestaltet werden, sodass ausreichend beschattete Spielflächen noch fehlen. In der Gesamtschau hat sich aber gezeigt, dass die Zertifizierung zu einem Problembewusstsein bei allen am Bau Beteiligten geführt hat und so eine deutlich überdurchschnittliche Qualität erreicht werden konnte.

Sebastian von Oppen ist Architekt und leitet den Geschäftsbereich Nachhaltiges Bauen bei der Zertifizierung Bau GmbH in Berlin.

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