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Abriss und Neubau sind sinnvoller als Sanieren

Immer neue Dämmvorschriften und Fördergelder verführen Eigenheimbesitzer zu Fehlinvestitionen

Von Karl-Ulrich Kuhlo

In Europas Amtsstuben ist die Seuche Dämmitis ausgebrochen. Bund, Länder und EU übertreffen sich gegenseitig mit teilweise schon abstrusen Forderungen nach immer dickeren Dämmpappen, die vor alte Häuser geklebt werden sollen. Und die Hausbesitzer zittern – nicht etwa vor Kälte in ihren alten Eigenheimen,  sondern vor jedesmal noch höheren Kosten für die Zwangsmaßnahmen, die die Beamten anordnen.

Dabei macht die Dämmhyssterie in der Mehrzahl der betroffenen Häuser noch nicht einmal Sinn – weder ökonomisch noch ökologisch. Und schöner werden die Häuser auch nicht. Denn die meisten der alten Gebäude sind überhaupt nicht (sinnvoll) sanierfähig. Statt unverhältnismäßig hohe Summen in Dämmmaßnahmen zu stecken, die sich niemals auszahlen, wäre es für Eigenheimbesitzer sehr häufig billiger und energetisch immer effizienter, ihre dünnwandigen Häuschen, oft im Siedlungsstil der 50- und 60er Jahre, abzureißen und ein modernes Nullenergiehaus auf dem neuesten Stand der Technik an seine Stelle zu setzen.

Nach einer Studie des Verbandes Privater Bauherren (VPB) können Abriss und Neubau unterm Strich mitunter 50.000 Euro billiger sein als die politisch gewollte und vorgeschriebene Sanierung.

In einem voll sanierten – also auch abgedichteten – Althaus kommt es zudem oft zu Schimmel- oder Algenbildung mangels ausreichender Belüftung, während das Nullenergiehaus per Vorschrift bereits über eine vollautomatische Belüftungsanlage verfügt. Und: Ein Neubau hat eben alle Vorteile moderner Bauweisen und Techniken – ein sanierter Altbau ist auch nach der Sanierung immer noch ein altes Haus.

Hinzu kommt die Rechtsunsicherheit für alle, die umbauen oder sanieren. Die Dämmitis in den Amtsstuben führt dazu, dass jeder, der jetzt oder in den vergangen Jahren Geld in solche Maßnahmen gesteckt hat, fürchten muss, dass er demnächst wieder zur Kasse gebeten wird. Nach der bereits vorbereiteten neuen EU-Energieeffizienzrichtlinie müssen alle bis 2010  errichteten Gebäude ihren Energiebedarf um 80 Prozent senken. Der Heizölbedarf darf dann nicht mehr als 1,4 Liter pro Quadratmeter im Jahr betragen (laut EnEV 2009 waren das noch 7,0 Liter). Wer gerade saniert oder auch nach der letzten EnEV gebaut hat, müsste schon wieder für eine  Sanierung bezahlen.

Wirklich vor neuen Zwangssanierungen geschützt ist nur, wer ein Nullenergiehaus gebaut hat. Denn weniger als 0,0 Liter Ölverbrauch geht nicht. Das können auch die nicht bestreiten, die immer neue Vorschriften erfinden wollen.

Übrigens, nicht nur in Brüssel wird bereits offen darüber nachgedacht, Öl und Gas als Heizenergie für Wohnhäuser ganz zu verbieten.

Karl-Ulrich Kuhlo (64) ist Journalist und Gründer des Nachrichten- und Wirtschaftssenders n-tv. Seit 2009 ist er im professionellen Hausbau tätig und hat zusammen mit der Heinz von Heiden GmbH die  „Jesteburger Sonnenhäuser“  errichtet.

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