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Schöner wohnen im Bunker

Wie die Luftschutz-Klötze mit Wohnungen, Museen und Aquarien befriedet werden.

31.07.20166 Min. Kommentar schreiben

Text: Stefan Kreitewolf

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Bilker Bunker: Der Bunker an der Aachener Straße harrt noch des Umbaus. Auf dem Dach des Betonriesen sollen ein bis zwei Wohnungen entstehen. Darunter sollen Kunst und Kultur den ehemaligen Schutzraum mit Leben füllen.

Grauer Beton, wuchtige Kanten, verschlossene Türen: In vielen Städten finden sich noch Luftschutzbunker. Lange Zeit galten sie als Stein gewordene Zeugen einer fürchterlichen Vergangenheit. Jetzt erfreuen sie sich wachsender Beliebtheit. Auf den ersten Blick sind sie nicht unbedingt das, was man sich unter schönem Wohnen vorstellt. „Dunkle Wohnungen mit kleinen Öffnungsschlitzen, das sind die größten Bedenken bei Bunkern“, sagt der Bremer Architekt Rainer Mielke. Dennoch bieten Bunker viele Vorteile. „Bunker sind denkmalgeschützte Gebäude in Top-Lagen, bei der Innengestaltung ist man relativ frei, außerdem hat man ein Haus mit Vorgeschichte, das speziell und anders ist“, sagt Mielke. Er erläutert das auf seiner Website „bunkerwohnen.de“.

Mielke hat sich mit seinem Partner Claus Freudenberg auf den Ausbau alter Bunker spezialisiert. „Bunker haben keinerlei tragende Innenwände“, sagt Mielke mit einem verschmitzten Lächeln. Deswegen könne er die Räume ganz den Wünschen seiner Kunden entsprechend aufteilen und gestalten. Und ihm sind keine Grenzen gesetzt. Mittlerweile beherbergen ehemalige Bunker Wohnungen, Restaurants, Galerien, Party- und Proberäume. In Berlin gibt es hinter Bunkermauern zeitgenössische Kunst zu sehen, in München wird in Loft-Wohnungen schick gewohnt. In Wien leben Haie und Riesenschildkröten in einem Bunker-Aquarium und in Hamburg soll gleich ein ganzer Park auf dem Dach des viel diskutierten Flakturms auf dem Heiligengeistfeld wachsen. Das Buch „Bunker beleben“ von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben listet zahlreiche umgebaute Fallbeispiele. „Die Nutzungsmöglichkeiten sind unbegrenzt und wir sind noch lange nicht am Ende“ merkt Mielke an.

Doch die Betonkerne und -wände sind dick. „Der Umbau eines Bunkers in ein modernes Wohndomizil ist alles andere als einfach und günstig“, sagt Mielke. Allein die Fenster treiben die Baukosten in die Höhe. Sie müssen buchstäblich aus dem Bunker herausgesägt werden, und das bei einer Wandstärke von zweieinhalb Metern. „Das erfordert Spezialgerät“, erklärt der Bremer Architekt, der für sich selbst eine Penthouse-Wohnung auf ein Bunkerdach gesetzt hat. Für ein aktuelles Projekt in Hamburg schnitt er Panoramafenster in einen Kriegsklotz, um extravagante Wohnungen einzubauen. „Ein Fensterausschnitt kann da schon mal zwei bis drei Tage dauern und einen fünfstelligen Betrag kosten“, berichtet Mielke. Denn oft sind die Wände mit besonders harten Splintsteinen und Stahlstäben durchsetzt. Da helfen nur diamantbesetzte Seilsägen und verstärkte Lastenkräne, die Tonnen von Stahlbeton aus dem Gebäude schaffen.

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Wohnbunker Eilbek: In Hamburg zeigt ein komplett entkernter Bunkerumbau, was im Beton möglich ist.

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