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„Die Wohnungsnot unter Studenten ist groß“, schrieb die „Zeit“ zu Beginn des Winters. Und besuchte in Göttingen ein Zeltlager, in dem sich Studienanfänger auf Feldbetten notdürftig für das Wintersemester 2014/15 rüsteten. In vielen Bundesländern gibt es lebhafte Diskussionen über die Frage, ob die Enge auf den Wohnungsmärkten in unseren Ballungsräumen und insbesondere in den Wachstumsregionen als Engpass oder gar Notstand bezeichnet werden muss. Letzten Endes wird die Antwort darauf immer eine politische sein. Unstrittig ist aber, dass wir zusätzlichen Wohnraum in erheblichem Umfang schaffen müssen.
Die Richtung stimmt ja: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden von Januar bis September vergangenen Jahres 5,2 Prozent mehr Wohnungsbauten genehmigt als im Vorjahr, insgesamt 212.600 Wohnungseinheiten. Der im Jahr 2010 begonnene Aufwärtstrend bei den Baugenehmigungen im Wohnungsbau setzte sich damit weiter fort. Erfreulich ist dabei auch, dass das Wachstum vor allem im Bereich der Mehrfamilienhäuser stattfindet.
Wer mit offenen Augen durch unser Land fährt, kommt allerdings an der Feststellung nicht vorbei, dass wir unsere Einschätzung des Wohnungsbaus in Deutschland nicht allein an der Mengenfrage festmachen dürfen. „Masse statt Klasse“ kann nicht die Antwort sein auf die Mietpreissprünge, die in einigen Großstädten den Bürgerinnen und Bürgern existenzielle Sorgen bereiten und die dazu führen, dass sich Studentinnen und Studenten selbst in Mittelstädten mit Notmaßnahmen behelfen müssen. Gerade wenn der Ausbau der Infrastruktur zu Beginn des Jahres 2015 immer mehr in den Fokus der Politik rückt (siehe das „Juncker-Programm“ der EU), ist es an uns, Zukunftsfähigkeit auch für den Wohnungsbau zu reklamieren und unsere Kompetenz in diesem gesellschaftlich sensiblen Aufgabenfeld immer wieder mit qualitätvollen Beispielen zu beweisen. Die Erfahrung in einem Ballungsraum wie Nordrhein-Westfalen zeigt, dass auch im Wohnungsbau die Standardlösung nicht mehr den Königsweg darstellt.
Differenzierte Angebote für eine immer heterogener werdende Nachfrageseite sind notwendig, und zwar auf hohem funktionalem und gestalterischem Niveau. Der Architektenwettbewerb bleibt dabei das Mittel der Wahl, das im Wohnungsbau leider noch immer zu selten genutzt wird. Die jüngsten „Landeswettbewerbe“, die wir in NRW gemeinsam mit unserem Bauministerium durchgeführt haben, belegen, dass sowohl im Neubaubereich als auch bei Rückbaumaßnahmen hervorragende Qualitäten entwickelt werden konnten.
Münster ist eine der beliebtesten Universitätsstädte; entsprechend eng ist der Wohnungsmarkt in diesem Segment. In einem Landeswettbewerb haben wir vor fünf Jahren genau dieses Thema aufgegriffen und „Innovative Wohnformen für Studierende“ gesucht. Das Ergebnis – ein Bauwerk von Kresing Architektur – ist am Aasee zu besichtigen: Statt der zuvor dort anzutreffenden Ballung kleiner Studentenzimmer in der zeittypischen Verdichtung der 1960er-Jahre findet sich hier nun ein aufgelockerter Campus aus vier Baukörpern, der immerhin 500 Wohneinheiten umfasst und sich städtebaulich einladend in die Nachbarschaft öffnet.
Es darf beim Wohnungsbau heute keineswegs um die Entscheidung gehen, entweder viel oder anspruchsvoll zu planen und zu bauen. Im Gegenteil: Die neuen Erfolgsquartiere bieten Masse und Klasse!
Ernst Uhing, Präsident der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
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