
Bunt: Schon an den wenigen schwarzen Kleidungsstücken auf der Bühne sieht man, dass der WIA Summit keine übliche Architekturveranstaltung war.
WIA/Till Budde
Dieser Beitrag ist unter dem Titel „I don’t waste my time“ im Deutschen Architektenblatt 09.2025 erschienen.
Zu viel Zeit von Frauen fließt in die Bekämpfung gesellschaftlicher Widerstände. Auf dem WIA Summit am 8. Juli war das anders. Hier wurde die Architektin, die Ingenieurin, die Landschaftsarchitektin, die Stadtplanerin in ihrer Vielfalt gefördert und gefeiert.

Anupama Kundoo fokussiert sich auf die eigenen inneren Grenzen.
WIA/Till Budde
Planungstipps als Lebensweisheiten
Auf der großen Bühne brillierte die indische Architektin und Professorin an der TU Berlin Anupama Kundoo mit Ratschlägen, die sie zwar auf verpflichtende Bauvorgaben bezog, doch verstand das begeisterte Publikum ihre inspirierenden Botschaften als Lebensweisheiten: „Es ist genug harte Arbeit, die eigenen Ideen zu verwirklichen. Da hilft es nicht, sich mit Grenzen der anderen zu beschäftigen. Ich verschwende meine Zeit nicht. Ich konzentriere mich auf meine inneren Hürden. Entweder gebt ihr den Wunsch auf, eure Idee in die Tat umzusetzen. Oder ihr setzt eure Idee um. Menschen haben die besondere Gabe, Unmögliches möglich zu machen. Also macht es!“

Friederike Landau-Donnelly bekämpft gesellschaftliche Hürden.
WIA/Till Budde
Mittelstädte als Vorbilder
Friederike Landau-Donnellys Stimme mag dem einen oder der anderen aus dem Podcast „Stadt.Raum.Frau*“ bekannt sein. In spielerischen Worten hob die Stadtsoziologin und Gastprofessorin an der HU Berlin die Bedeutung der Ränder hervor: Ohne ein identitätsstiftendes Außen gäbe es kein Innen, erklärte sie. Dann nahm sie die jüngst veröffentlichten Leitlinien zur gendergerechten Stadtentwicklungspolitik des Bundesbauministeriums ins Visier, die sie als zu wenig inklusiv und diskursiv betrachtet.
Einer sechsköpfigen Gesprächsrunde gaben insbesondere Vertreterinnen zweier Mittelstädte Antrieb: Monika Neuhöfer-Avdić, Bürgermeisterin von Lörrach (Baden-Württemberg), und Maike Klesen, Leiterin der Stadtentwicklung in Gifhorn (Niedersachsen), brachten positive Erfahrungen aus ihren Wirkungsstätten ein. Beide transformieren Gewerbeflächen zu gemischten Quartieren – mit lokalen nachhaltigen Baustoffen, Sonnenenergie und möglichst sicheren Straßen für alle – und mithilfe diverser Teams in der Stadtplanung.

Die Lauffenmühle in Lörrach soll ein lebendiges und diverses Quartier werden.
Stadt Lörrach, Fotograf Erich Meyer
Sichtbar in Stadt und Uni
Auch BAK-Präsidentin Andrea Gebhard bestärkte das Miteinander: „Wir brauchen neue Bilder, wir brauchen andere Ziele, und alle, die hier versammelt sind, sind diejenigen, die die Bilder erzeugen können.“ Mit dem Summit in der Berliner Urania endete das von der Architektenkammer Berlin gemeinsam mit der BAK in die Wege geleitete WIA Festival. Eine Auswahl der über 270 Veranstaltungen aus ganz Deutschland, Liechtenstein und der Schweiz wurde im Foyer präsentiert.
Neun Beiträge stellten sich im Pecha-Kucha-Format auf der Bühne vor: Vom BDA, der in einer bundesweiten Plakataktion Werke von Architektinnen im öffentlichen Raum sichtbar macht, bis hin zur studentischen Bewegung Loom, die sich mehr Sichtbarkeit von Architektinnen an Hochschulen wünscht – die Beteiligung war groß und divers, die Atmosphäre dankbar und wertschätzend.
So sehr, dass sich manch eine Frau mehr Männer wünschte. Vielleicht wird ja auf dem nächsten WIA Festival noch mehr Vielfalt gefeiert. Die Stimmung gäbe es her.
Therese Mausbach ist Redakteurin in Elternzeit bei der Bauwelt und freie Autorin in Berlin.
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