Christoph Ingenhoven Architects, Düsseldorf / Rathaus Freiburg im Breisgau
HG Esch
23 innovative gebaute Beispiele aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Belgien und Dänemark hat Werner Sobek als Berater für das DAM zusammengestellt, flankiert von Beiträgen mehrerer Hochschulen zu nachhaltigen Planungstools und Materialien.
In der Ausstellung „Architecture and Energy – Bauen in Zeiten des Klimawandels“ kommt das komplexe Thema multimedial in opulenten Modellen, Plänen, Diagrammen, Fotos und Videos gut rüber. Ergänzend gibt es Interviews mit Machern und Forschern. Bei dieser Ausstellung kommen Fachleute wie Laien auf ihre Kosten. Eine sehr sehenswerte Schau im frisch renovierten Erdgeschoss des Architekturmuseums.

Die Ausstellung befindet sich im Erdgeschoss des frisch sanierten DAM.
Norbert Miguletz
Komplexes gut erklärt
Was nachhaltige Architektur ist, wird heute weit differenzierter betrachtet als noch vor Jahren, als dicke Dämmpakete aus Bauchemie und aufwändige Zwangslüftung der Weisheit letzter Schluss waren. Heute wird vermehrt auf Lebenszyklus-Analysen gesetzt, Low tech-Lüftungskonzepte statt störanfälliger Haustechnik, Recycling, neue oder alte nachwachsende Baustoffe, vernetzte Systeme.
Integration vormals getrennter Funktionen
Auch die Integration vormals getrennter Funktionen kann eine innovative Lösung sein: Eine Fischzucht und Gewächshäuser auf dem Dach eines Supermarkts in Wiesbaden zu platzieren ist jedenfalls ein mutiges Experiment, das hier gezeigt wird (von ACME aus London, von 2021). Man erfährt, wie das Miteinander organisiert ist, doch nicht, ob es sich bewährt und Nachahmer findet.

Das Symbol für die Energiewende und den Streit darum: eine Wärmepumpe
Norbert Miguletz
Eine Schwäche der Schau: keine Auswertung, kein Blick von außen
Zu den bekannteren Beispielen zählen Florian Naglers Forschungshäuser in Bad Aibling, die Bauweisen wissenschaftlich vergleichbar machen. Holzbauten sind indes deutlich in der Mehrzahl: Bildungsbauten, ein Rathaus mit wenig Technik, eine dänische Kita mit vielen Recyclingteilen stehen bunt gewürfelt nebeneinander. Wohnbauten gibt es nur in der kollektiven Form, etwa aus Barcelona. Vieles davon hat man schon anderswo publiziert gesehen, wird hier aber als wegweisend geadelt.
Schade, dass nur Beschreibungstexte aus den Architekturbüros dazu gezeigt werden und niemand sich die Mühe machte, die Bauten einzuordnen oder gar zu bewerten. Im Katalog gibt es gar nur drei unverfängliche Fragen, die die Planer selbst beantworten durften.
Nachdenkliche Kommentare von Fachleuten
Trotzdem: Man wünscht sich, dass sich solche Modelle weiter verbreiten! Die Interviews, etwa mit dem Tübinger Baubürgermeister, zeigen, dass auch Fachleute selbstkritisch sein können und dazulernen. Werner Sobek selbst sieht viele Entscheidungsträger heute überfordert und hofft auf die Menschen, dass sie die unvermeidlichen Zumutungen im Interesse der Nachhaltigkeit akzeptieren. Die hier gezeigte Architektur macht jedenfalls Lust auf neue Wege aus dem Klimawandel.
Architecture and Energy – Bauen in Zeiten des Klimawandels
bis 5. Oktober
Katalog erschienen bei Hirmer
248 Seiten
40 Euro
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