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[ Mitgliederbefragung ]

Trotz Auftragsrückgang wenig Personalabbau in Architekturbüros

Sind Architekturbüros in der Krise? Jein, ergibt die Mitgliederbefragung der Architektenkammern, denn nicht alle Planungsbüros sind gleich betroffen. Die Probleme sind 2024 andere als im Vorjahr und einige Ergebnisse lassen hoffen

Diagramm zur wirtschaftlichen Lage von Architekturbüros
Grafik: Reiß & Hommerich / BAK

Von Heiko Haberle

Wer das Gefühl hat, dass sich die Stimmung in deutschen Planungsbüros verschlechtert hat, liegt nicht falsch: Im Vergleich zum letzten Jahr hat die Zahl der Büroinhaberinnen und Büroinhaber, die ihre Geschäftslage als schlecht bewerten, um neun Prozentpunkte zugenommen. Insgesamt sind es allerdings trotzdem nur erfreuliche 23 Prozent.

Das erstaunt durchaus, denn etwa die Hälfte der Büros klagt über Projektpausen oder -absagen. Aber offensichtlich gibt es ausreichend Reserven, denn nur 7 Prozent der Befragten sehen die Existenz des eigenen Büros in Gefahr (2023: 10 Prozent).

In etwa einem Drittel der Planungsbüros herrscht sogar weiterhin Überlastung (31 Prozent) statt Unterauslastung, was fast dem Vorjahresniveau entspricht (33 Prozent).

In welchen Bereichen kriselt es?

Insbesondere bei privaten Auftraggebern und beim Wohnungsbau (Mehrfamilienhäuser ebenso wie Einfamilienhäuser) beobachten die Befragten einen Auftragsrückgang. Besonders betroffen ist auch die Innenarchitektur, wo die Büros mit ausbleibenden Planungsaufträgen für den Einzelhandel, beim Messebau und in der Hotellerie zu kämpfen haben.

In welchen Bereichen läuft es besser?

In einer besseren Lage ist, wer in den Bereichen Industrie, Freizeit, Tourismus, Kultur, Gesundheit oder Bildung plant. Außerdem sind die Auftragsrückgänge bei Sanierungen oder Umbauten weniger gravierend als beim Neubau.

Büros aus den Bereichen Stadtplanung und Landschaftsarchitektur sind in einer besseren Situation als die (Hochbau-)Architektur und die Innenarchitektur. So sehen sich in der Landschaftsarchitektur 65 Prozent in einer guten Lage (26 Prozent befriedigend, 9 Prozent schlecht).

Diagramm zur wirtschaftlichen Lage von Architekturbüros
Grafik: Reiß & Hommerich / BAK

Unterschiede zwischen kleinen und großen Büros

Tendenziell lässt sich feststellen: Je kleiner das Büro, desto schlechter die wirtschaftliche Lage. Während 28 Prozent der Einzelselbstständigen ihre Lage als schlecht bezeichnen, sind es bei Inhabern von großen Büros (mehr als 25 Personen) nur 10 Prozent. Diese großen Büros wiederum sehen zu 54 Prozent in steigenden Personalkosten das mit Abstand größte Problem für die nächsten 12 Monate. Über alle Bürogrößen hinweg werden steigende Personalkosten nur von 23 Prozent als Problem genannt.

Gründe für eine schlechte wirtschaftliche Lage von Architekturbüros

Die meistgenannten Risikofaktoren sind über alle Bürogrößen hinweg:

  • gestiegene Materialkosten
  • lange Genehmigungsprozesse
  • gestiegene Zinsen
  • veränderte oder gestoppte Förderprogramme
  • Projektpausen
  • Steigende Baukosten wegen hoher Nachhaltigkeitsstandards

BAK-Präsidentin Andrea Gebhard appelliert vor dem Hintergrund der angestrebten Bauwende an die Politik: „Jetzt geht es um Beständigkeit und Klarheit in einer Förderlandschaft, die Nachhaltigkeit und Innovation in die Breite tragen kann.“ Und mit Blick auf den von den Architektenkammern vorgeschlagenen Gebäudetyp-e für einfacheres Bauen ergänzt sie: „Die Reduzierung von Normen und Standards kann gerade bei der Senkung von Baukosten einen Beitrag leisten. Innovative Ideen müssen im Mittelpunkt stehen, damit wir die Bauwende voranbringen.“

Hier hat sich die Situation verbessert

Seltener als 2023 wurden als Problem genannt:

  • fehlende Verfügbarkeit von Handwerkern und bauausführenden Betrieben
  • steigende Bürokosten (Energiekosten, Reisekosten, Transportkosten)
  • Verzögerungen auf der Baustelle durch Personalengpässe ausführender Betriebe
  • Lieferengpässe von Baumaterial
Diagramm zur wirtschaftlichen Lage von Architekturbüros
Grafik: Reiß & Hommerich / BAK

Positive Erkenntnis: kaum Personalabbau

Nur ein kleiner Anteil der Befragten erwartet einen Personalabbau (2024: 15 Prozent / 2023: 11 Prozent) und auch über Kurzarbeit denken nur wenige Inhaber nach (2024: 13 Prozent / 2023: 11 Prozent). 16 Prozent wollen sogar neues Personal einstellen, sofern sie überhaupt welches finden.

Für BAK-Präsidentin Andrea Gebhard ist das ein positives Signal: „Dass die Architektenschaft im Gegensatz zu anderen Branchen keine Freisetzung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern plant, heißt für mich, dass der Berufsstand sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst ist.“

Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage mit den genauen Zahlen (oft aufgeschlüsselt nach Bürogrößen) sowie Zusammenfassungen für die einzelnen Bundesländer finden Sie auf der Website der BAK.


Die Befragung fand vom 15. bis 21. Januar 2024 online unter selbstständigen Mitgliedern der Architektenkammern statt. Insgesamt 3.981 Personen beteiligten sich an der Befragung.

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