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[ Nachwuchs-Kolumne #167 ]

Was ist Intersektionalität? Diskriminierung entsteht im Raum

Architektur ist Teil des öffentlichen und politischen Lebens und hat damit eine große gesellschaftliche Verantwortung. Sie schafft also auch die Räume für doppelte oder mehrfache Diskriminierung, zum Beispiel wegen Geschlecht, Hautfarbe oder Behinderung

Uni-Veranstaltung mit Transparent: "MORE SPACE für BIPoC WOMEN LGBTQIA+"
Die soziale Frage steht im Raum: Wie hier an der TU München muss sie auch im Architekturstudium thematisiert werden.

Architektur hört nicht bei der formalen Gestaltung, der Konstruktion oder Materialität auf. Sie ist Teil des öffentlichen und politischen Raumes. Damit wirkt sich unser Schaffen darauf aus, inwiefern verschiedene Diskriminierungsformen verstärkt oder abgeschwächt werden. In diesem Zusammenhang spricht man von Intersektionalität (hier eine Erklärung des Begriffs). Auch im ZDF wurde kürzlich thematisiert, dass im Städtebau einiges schiefläuft.

Wirft man einen Blick auf die Lehrpläne, scheinen sich die Universitäten der Problematik von Intersektionalität nur in Teilen bewusst zu sein. Es gibt aber auch positive Beispiele: „Was haben Kolonialismus, Sexismus und andere Formen der Unterdrückung mit der Lehre und Ausübung von Architektur zu tun?“ So stand es auf einem Plakat, welches im Rahmen der Architekturjahresausstellung 2022 der TU München zu einer Gesprächsrunde zum Thema „Intersektionale Architektur“ einlud.

Uni-Initiativen machen auf Intersektionalität aufmerksam

Dieser Einladung bin ich neugierig gefolgt. Kopfschüttelnd und zugleich euphorisiert kam ich aus der Veranstaltung: Das intersektional-feministische Kollektiv SOFT – School of Transformation hatte mir in selten erlebter Deutlichkeit vor Augen geführt, dass unser Beruf hochpolitisch ist. Hinsichtlich Intersektionalität tragen wir als (angehende) Planende weit mehr Verantwortung als zum Beispiel durch rein formale Gestaltung von Architektur.

Auch an anderen Universitäten wurden bereits Initiativen ins Leben gerufen, die für doppelte oder mehrfache Diskrimierungen in der Architektur und Stadtplanung sensibilisieren wollen. Beispielsweise gründete sich an der TU Berlin am Institut für Architektur die ifa_diaspora. Sie besteht hauptsächlich aus postmigrantischen und PoC-Studierenden und verfolgt das Ziel, strukturellen und institutionellen Rassismus in der Architektur und der gebauten Umwelt aufzudecken, kritisch zu hinterfragen und abzubauen.

Die TU Wien setzt sich mit ihrem 2019 gegründeten CLAIMING*SPACES Kollektiv, bestehend aus Studierenden, Absolvent:innen, Lehrenden und Forschenden, dafür ein, intersektional-feministische Perspektiven in Architektur und Raumplanung zu fördern. Konferenzen, Wahlseminare und Summer Schools klären über die unsichtbaren Machstrukturen auf und erarbeiten Konzepte für Veränderung.

Intersektionalität verstehen und sich engagieren

Aus der Motivation heraus, noch mehr über die Zusammenhänge zu lernen, die Hintergründe zu verstehen und diese Themen in die Lehre zu bringen, habe ich mich dem intersektional-feministischen Kollektiv SOFT angeschlossen.

Was genau dahinter steckt und wieso unsere eurozentristisch und klassistisch geprägte Lehre problematisch ist, darüber habe ich mit meiner Kommilitonin Elena Spatz geredet. Sie hat sich bereits in ihrer Bachelorarbeit dem Thema „feministisch intersektionale Raumpraxis“ gewidmet, ist Gründungsmitglied von SOFT und arbeitet am Chair of Unlearning. Das Interview mit Ihr findet ihr in meiner nächsten Kolumne.


Johanna Lentzkow absolvierte ihren Bachelor an der Hochschule Darmstadt und setzt nun ihr Architekturstudium an der Technischen Universität in München fort.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Luisa Richter und Lorenz Hahnheiser.

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