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[ Nachwuchs-Kolumne #107 ]

Flexibilität? Hab ich drauf. Mein:e Arbeitgeber:in auch?

„Flexibilität ist...“ LinkedIn hat dieses angefangene Statement in den digitalen Raum gestellt. Wir sollen den Hashtag im Hinblick auf unseren Arbeitsplatz vervollständigen. Wer ein Büro führt, dem empfehle ich, sich dort mal durch die Kommentare zu scrollen. Hier kommt meiner

Frau liegt mit Laptop am Strand
Win-win-Situation: Flexibilität ist…, die optimale Umgebung für kreatives Arbeiten nutzen zu können.

Von Johanna Naara Ziebart

Mit dem sich rasch nähernden Ende meines Studiums stellt sich mir nun zwangsläufig die Frage, wie und wo ich arbeiten möchte. Flexibilität ist dabei auch für mich ein Schlagwort, ohne das ich mir ein Berufsleben nicht vorstellen kann. Wenn ich von Freund:innen höre, wie sie so arbeiten, bin ich manchmal sprachlos. Eine Freundin hat mir letztens erzählt, dass bei ihr auf der Arbeit Angestellte kündigen müssen, wenn sie – aus welchem Grund auch immer – weniger als 40 Stunden die Woche arbeiten wollen. Dieses Büro hält so sehr an einer 40-Stunden-Woche fest, dass es gute Arbeitnehmer:innen gehen lässt, auch wenn sie eine für das Büro unverzichtbare Tätigkeit am besten ausführen.

Nine to five war gestern

Mein ideales Anstellungsverhältnis hält für alle Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität bereit. So etwas wie nine to five gibt es nicht. Auch nicht eight to six oder eight to two, sondern einfach gar keine festgelegten Zeiten. Ich will nicht um zwölf Uhr Mittag essen, nur damit das alle zusammen machen können. Manchmal habe ich erst um zwei Hunger, manchmal schon um zehn. In dem Büro einer Freundin gibt es sogar um neun eine vorgeschriebene Frühstückspause. Nein danke, ich hätte diese Zeit lieber, um morgens auszuschlafen.

Ich möchte gehen dürfen, wenn ich mit der Arbeit fertig bin und nicht bis fünf Uhr so tun müssen, als würde ich noch arbeiten, nur damit ich meine Stunden voll bekomme. Andererseits möchte ich auch mal abends ins Büro kommen, wenn mir danach ist. Flexibilität kann viele Facetten haben: Für private Termine möchte ich keinen Urlaub nehmen müssen, sondern einfach mal zwei Stunden weg dürfen.

An Tagen mit Periode, an denen ich eigentlich nicht krank bin, sondern mich einfach nur nicht in ein tageslichttaugliches Outfit quälen kann, möchte ich gerne von zu Hause aus arbeiten können – in Jogginghose, Kuschelpulli und mit Wärmflasche. In Spanien sollen Frauen mit Regelschmerzen künftig sogar Extrakrankentage erhalten.

Die jeweils optimale Umgebung, um kreativ zu arbeiten

Dass ausgerechnet Architekturbüros nicht unbedingt mit der optimalen Umgebung für kreatives Arbeiten punkten, war schon Thema in der Nachwuchs-Kolumne. Aber auch abgesehen davon möchte ich die Möglichkeit haben, mit einem Laptop in einem Café zu arbeiten oder auch mal auf dem Balkon die Sonne dabei genießen dürfen. Die Arbeitsumgebung wechseln zu können, verhilft zu neuen Blickweisen und kann Blockaden zu lockern, oder auch einfach zu einem besseren Büroklima. Manchmal ist der Weg in ein Café besser als der Wurf mit dem Tacker.

Wenn ich das meinen Freund:innen erzähle, antworten die mir auf meine Wünsche und Vorstellungen immer, dass ich mich dafür selbstständig machen muss. Mit dieser Antwort bin ich aber nicht zufrieden. Denn wie man so schön sagt, bedeutet selbstständig zu sein, selbst und ständig zu arbeiten – und den zweiten Teil von „selbstständig“ möchte ich nun wirklich gar nicht. Der klingt auch nicht nach Flexibilität. Diese sollte zumindest in einem guten Angestelltenverhältnis möglich sein.

Statt Fließbandarbeit ist heute Flexibilität gefragt

Während der Recherche zu meiner Masterarbeit bin ich auf den Ursprung der 40-Stunden-Woche gestoßen: die Industrialisierung mit ihren Fließbandarbeiten. Wenn die Fließbänder den ganzen Tag arbeiten können, dann müssen das auch die Menschen tun, die diese (in drei achtstündigen Schichten) bedienen. Alle anderen an den Prozessen Beteiligten wurden dann ebenso eingetaktet. Dass wir uns daran tot oder mindestens in den Burnout arbeiten, ist nun auch nicht mehr neu und dass Fließbandarbeit das Gegenteil von menschengerecht ist, wissen wir auch.

Das Innen:Architekturbüro von heute ist in meiner Vorstellung kein Fließbandbetrieb und Human-centered design sollten wir nicht nur planen, sondern auch selbst erleben dürfen.


Johanna Naara Ziebart studiert Innenarchitektur an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold und setzt sich auch bei nexture+ für Innenarchitektur ein.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Lentzkow und Lorenz Hahnheiser.

Wie sind Eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder Berufseinsteiger? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@handelsblattgroup.com.

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