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[ Umfrage der Kammern ]

Viel mehr Licht

Architekturbüros verdienen besser als vor Jahren; der wirtschaftliche Erfolg wächst mit der Größe des Büros. Dies und viel mehr ergibt die jüngste Umfrage der Kammern.

Text: Roland Stimpel

Den selbständigen Architekten in Deutschland geht es besser als vor einigen Jahren. Aber manchen geht es trotz hohen Arbeitseinsatzes nach wie vor nicht gut. Das sind Ergebnisse der Online-Befragung von Mitgliedern aller Architektenkammern, von denen in diesem Jahr genau 6.919 teilgenommen haben. Sie alle haben mit ihren Antworten eine aktuelle und differenzierte Analyse möglich gemacht. Damit haben sie nicht zuletzt ihren Kammern wertvolle Hinweise zur Ausrichtung der Berufspolitik gegeben.

Am wichtigsten ist die gute Nachricht: Die Umsätze und Gewinne der Büros sind in den vergangenen Jahren fast durchweg gestiegen. Umgerechnet auf Vollzeitstellen nahmen sie pro Mitarbeiter im Jahr 2015 im Mittel 61.019 Euro ein. Der Mittelwert ist hier nicht der Durchschnitt, sondern der Median: Die Hälfte der Büros nahm mehr, die andere Hälfte weniger ein. 2013 waren es nur 56.196 Euro gewesen. Besonders deutlich wird der Anstieg in Bundesländern, die eine solche Befragung schon seit 2006 organisieren. Drei Beispiele: In Baden-Württemberg stieg der mittlere Umsatz von 50.902 auf 68.016 Euro, in Berlin von 35.000 auf 51.452 Euro und am stärksten in Niedersachsen – nämlich von 45.971 auf 66.806 Euro.

Die Überschüsse pro Inhaber oder Partner sind im Verlauf von neun Jahren teils noch stärker gestiegen: Der bundesweite Mittelwert lag 2015 bei 53.995 Euro pro Inhaber oder Partner. 2013 waren es noch rund 47.000 Euro gewesen. Achtung: Inhabergehälter sind nicht gesondert berücksichtigt, sondern müssen aus diesem Überschuss gezahlt werden. In Baden-Württemberg stieg der mittlere Inhaber-Überschuss von 37.950 auf 65.000 Euro, in Berlin von 20.140 auf 40.000 Euro und in Rheinland-Pfalz von 30.000 auf 48.000 Euro.

Überschüsse wie Pro-Kopf-Umsätze hängen deutlich mit der Bürogröße zusammen. Solisten ohne Mitarbeiter erzielten im Mittel 35.000 Euro, Büros mit zwei bis vier Beschäftigten (Chefs eingerechnet) schon 55.000 Euro und die Inhaber von Büros mit mehr als neun Personen sogar 152.540 Euro. Der Anteil der Büros mit geringem Umsatz unter 30.000 Euro jährlich ist deutlich gesunken.

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Kleinere und größere Büros unterscheiden sich auch im Hinblick auf ihre Bauaufgaben und Bauherren: Einzelkämpfer erwirtschafteten zuletzt 57 Prozent ihrer Umsätze im Bestand, Büros mit bis zu vier Köpfen noch 53 Prozent. Dagegen verdienten größere Büros mehr Geld im Neubau: bei denen mit fünf bis neun Beschäftigten sind es 53 Prozent der Mittel, bei den Büros mit mindestens zehn Köpfen sogar 61 Prozent.

Als Bauherren dominieren bei den kleineren Büros Privatleute. Sie hatten bei Einzelkämpfern einen Anteil von 59 Prozent am Umsatz, bei den nächstgrößeren Büros noch von 43 Prozent. Bei den größten Büros waren es dagegen nur noch 23 Prozent. Letztere erhielten 69 Prozent ihres Geldes von gewerblichen und öffentlichen Auftraggebern, bei denen die Kleinbüros weit weniger erwirtschafteten – prozentual und erst recht in Euro pro Kopf.

Die Unterschiede zwischen Groß und Klein werden auch bei den Stundensätzen deutlich. Einzelkämpfer kamen hier auf einen Mittelwert (Median) von 65 Euro, Inhaber der relativ größten Büros auf 87 Euro. Auch die Stundensätze der Angestellten waren in größeren Büros höher.

Architekten arbeiten meist in der eigenen Region: 85 Prozent ihrer Umsätze erwirtschaften sie im eigenen Bundesland, 13 Prozent im restlichen Deutschland und nur zwei Prozent jenseits der Grenzen. Größere Büros sind stärker bundesweit und international orientiert, aber auch sie kommen über einen Auslandsanteil von drei Prozent nicht hinaus. Große Büros finden sich eher in Städten, und sie werden am häufigsten von Männern geführt. Drei der vier Bundesländer mit den höchsten Anteilen großer Büros sind die Stadtstaaten Berlin, Bremen und Hamburg; als einziges Flächenland liegt das Saarland dazwischen. Die höchsten Anteile an kleineren Büros haben Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg und Hessen.

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Nach wie vor gibt es eine Kluft zwischen den Geschlechtern. Die Inhaber der Großbüros sind zu 90 Prozent Männer, die Einzelkämpfer dagegen nur zu 75 Prozent. Insgesamt sind 21 Prozent aller Büro-Inhaber Frauen. Doch deren Anteil steigt von Generation zu Generation: Nur vier Prozent der über 70-jährigen Büroinhaber sind Frauen, mit jeder jüngeren Altersgruppe nimmt ihr Anteil zu. Bei den noch nicht 41-Jährigen beträgt er 36 Prozent. Aber nach wie vor sind die allein von Frauen geführten Büros deutlich kleiner: An den Ein-Personen-Unternehmen haben sie einen 25-Prozent-Anteil, an den großen Büros mit mindestens zehn Köpfen dagegen nur zwei Prozent. Doch gibt es hier in 17 Prozent der Büros unter mehreren Inhabern zumindest eine Frau.

In allen Büro-Größenordnungen wurden im Jahr 2015 häufiger neue Mitarbeiter eingestellt als Stellen abgebaut. Insgesamt wuchsen 28 Prozent aller Büros, nur acht Prozent schrumpften – und 63 Prozent behielten ihre Personalstärke bei. Das geschah teils unfreiwillig, denn die Suche nach geeigneten Mitarbeitern ist immer schwieriger geworden: 62 Prozent der Büros bekundeten Probleme damit. 45 Prozent hatten offene Architekten- und Planer-Stellen, die sie nicht besetzen konnten.

Den meisten Büros gelang es, ihre Aufträge direkt oder per Bewerbung zu akquirieren. Nur 21 Prozent haben 2015 an einem Wettbewerb teilgenommen – große Büros viel häufiger als kleine. Im Mittel haben sie darin 125 Arbeitsstunden und 5.800 Euro Personalkosten investiert, und 34 Prozent der Büros hatten Erfolg (acht Prozent warteten noch auf das Ergebnis). Bei Gewinn und Auftragserteilung rechneten die Büros im Mittel mit 125.000 Euro Honorar. Fast genau zwei Drittel aller Wettbewerbe lobten öffentliche Bauherren aus, ein Drittel private.

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