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[ Glosse ]

Nur hoch hinaus ist voll daneben – Brauchen wir mehr Hochhäuser?

Die Frage ist unsinnig, gehört aber wieder zum hippen Partygeplauder über urbanen Lifestyle und Zeitgeist.

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Text: Wolfgang Bachmann

Hochhäuser, vulgo Wolkenkratzer: Früher fand ich sie toll. Das Friedrich-Engelhorn-Haus der BASF in Ludwigshafen (jetzt isses weg) entstand nicht weit von meinem Elternhaus. Das war Stadt, es gehörte zu meiner neugierigen Bubenwelt wie amerikanische Straßenkreuzer und Coca-Cola. Natürlich Hochhäuser! Warum wohnten wir nicht in einem? Im Studium hörte ich, dass Hochhäuser Abstände einhalten müssen, dass man mit einer vier- bis fünfgeschossigen Wohnbebauung die größte Dichte erreichen kann und dass Kinder aus Hochhäusern seltener draußen spielen. Die Linken erläuterten am Beispiel des Märkischen Viertels das Profitstreben des Kapitalismus, und die Grünen beschrieben die stadtklimatischen und verkehrsträchtigen Nachteile dieser Bauform. So war ich präpariert, als ich mich später in den USA umsehen durfte. Dort standen sie, die Wolkenkratzer als „gewaltiger Schauplatz von Habsucht und Chaos“ (Ada Louise Huxtable).

Nun kehren die Hochhäuser zurück wie Langspielplatten und Hawaii-Toast. Nicht auszuschließen, dass ein Zusammenhang besteht. Christoph Langhof, der mit der neuen Prächtigkeit seiner Entwürfe zuletzt etwas aus dem Blick geraten ist, hat sich dafür starkgemacht mit fünf investorenfreundlichen Thesen, die die Zeitschrift „Baumeister“ mit einem sechsten Merksatz ergänzte: Hochhäuser seien unvermeidliche Indizien des Städtischen.

Aber kann man denn eine Bautypologie als immer gültige Regel ausgeben? Das Dortmunder Syndikat für Stadtbaukunst versucht das zwar regelmäßig, doch auch die hier gepriesenen roten Ziegeldächer sind keine Garantie für Urbanität. Natürlich soll man Hochhäuser bauen, wenn es Funktion, Semantik und Ästhetik an einem bestimmten Ort nahelegen. Thomas Sieverts hat einmal in einem Vortrag schlüssig ausgeführt, dass Hochhäuser richtige und falsche Stadtbausteine sein können. Das muss man im Einzelfall entscheiden – unterschiedlich für Bamberg, Cottbus und Düsseldorf. Sie mit kurzen Wegen, Lebensqualität, grünem Ausblick und Lifestyle zu verkaufen, da lockt Langhof mit dem Jargon der Makler. Und die betrachten Architektur eben wie Hawaii-Toast.

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