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[ Glosse ]

Zu viele Mensch

Berliner dürfen telefonisch die Stadt planen – wie einst in „Wetten, dass“ und beim Dschungelcamp. Ihr Senat greift jeden Quatsch auf

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TED: Roland Stimpel

Haben Sie schon mal bei einer TED-Umfrage mitgemacht? Sie wissen schon: Man hockt vor dem Fernseher, ruft in einem bestimmten Moment eine bestimmte Nummer an, stimmt damit für ein Schlagersternchen oder gegen einen Dschungelcamp-Masochisten und bildet sich ein: So geht Medien-Demokratie. Jetzt gibt es das endlich auch in der Planungs-Partizipation. Berlins Senat rief neulich jeden, der sich das antun wollte, für einen langen Samstagnachmittag in ein „Halbzeitforum“ zur Diskussion um den leeren Stadtraum am Fernsehturm. Um 14 Uhr ging es los, und nach einem „Einstieg“, einem „Thesenrundgang“ und einer halbstündigen Halbzeitforums-Pause war es um 16.45 endlich so weit: Per Handy-TED durften die Partizipierenden kundtun, „zu welchen Thesen bislang eher Zustimmung (Konsens) oder eher konfliktäre Meinungen (Dissens) herrschen“.

Direkt erhellend war es nicht, denn schon vorher war klar: Ob man da bauen soll oder nicht, ist ein konfliktäres Berliner Dauer- und Grundsatzthema. Aber wer am TED-Tag nach weiteren drei Forums-Stunden in die Nacht wankte, tat das mit dem schönen Bewusstsein: In der Bärenstadt Berlin bestimmen wir partizipierende TEDdys. Die Metropole gönnt sich zwar auch ein Parlament, aber das liegt devot im Staub und küsst Tatzen. Die Stadtentwicklungs-Sprecher aller fünf Fraktionen hatten schon vor einem halben Jahr zu Beginn des Partizipations-Marathons eine Kapitulationserklärung namens „Dialogversprechen“ unterzeichnet: Die Volksvertretung fällt keine Grundsatzentscheidungen mehr, sondern macht bloß Kleinarbeit. Sie „konkretisiert, wie die Ergebnisse des Dialogprozesses in den weiteren Planungsprozess aufgenommen worden sein“. So haben sie das signiert, mit den letzten zwei Wörtern.

Da wird ziemlich viel aufgenommen zu worden sein. Gleich am ersten Verfahrenstag kamen 499 mitgeschriebene Dialogfetzen zusammen, vorzugsweise natürlich Unmut – über „zu viel Gewalt“, „zu viele neue Geschäfte“, „zu viele Kinder“ und gegen (auch das genau so aufgeschrieben) „zu viele Mensch und zu viele Touristen“. Aber es gibt auch Tiefgründiges wie das amtlich protokollierte Dialog-Votum Nummer A 274: „Keine finanziellen anwendungen zur Konferierung der Fischerdorfs“.

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