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Es ist viel zu tun!

Foto: Till Budde
Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer. Foto: Till Budde

In Deutschland wird kräftig gebaut. Unserem Berufsstand geht es nach allen vorliegenden Daten und Umfragen besser als in den vergangenen zwanzig Jahren. Viele haben wieder gut zu tun. Auch berufspolitisch stehen wir in Kammern und Verbänden vor großen Herausforderungen. Quantität beim Bau bedeutet nicht automatisch Qualität, sondern oft das Gegenteil: Wenn in Boomzeiten die Käufer oder Mieter Schlange stehen, dann drohen Pfusch und hektische Billig-Produktion. Deshalb werden wir gerade jetzt gebraucht – auch als Wächter der Baukultur. Wir propagieren Qualitätsmaßstäbe bei Bauherren und in der Politik, beim breiten Publikum am Tag der Architektur sowie unter dem Stichwort „Architektur und Schule“ bei den Baukultur-Trägern von morgen.

Zentrale Bestandteile von Baukultur sind ein lebendiges Wettbewerbswesen und faire Vergaben. Eine Studie, beauftragt von der Bundesregierung, über „Aufwendungen bei der Vergabe von Planungsleistungen“ widerlegt das Vorurteil mancher Bauherren, Wettbewerbe würden vor allem Zeit und Geld kosten. Die Untersuchung zeigt: Wettbewerbe bringen viel an Einfällen und Auswahlmöglichkeiten – und es lässt sich kein negativer Effekt auf Planungszeiten und Baukosten nachweisen. Der Anteil der Wettbewerbe an allen Vergaben muss erhöht werden, insbesondere die Zahl offener Wettbewerbe. Auch die VOF-Verfahren brauchen mehr Fairness und weniger Bürokratie. Wir setzen uns für einfachere, chancengerechtere VOF-Verfahren ein, in denen nicht in erster Linie die Zahl der bereits geplanten Bauten gleicher Art oder die Jahre der Büroerfahrung abgefragt werden, sondern jedes kreative Büro eine Chance erhält. Ein wachsendes Problem gerade für weniger umsatzstarke Büros sind auch die kletternden Prämien der Haftpflichtversicherung. Hier liegt ein grundsätzlicher Fehler im System: Architekten sind die einzigen Beteiligten am Bau, die eine solche Versicherung abschließen und vorweisen müssen. Also versuchen sich manche Bauherren für echte oder angebliche Schäden vorzugsweise bei uns schadlos zu halten. Über Lösungen wird diskutiert: zum Beispiel eine Versicherung aller Beteiligten. Dagegen gibt es zwar Widerstand aus der Bauwirtschaft und auch Vorbehalte bei Versicherern. Aber unter neutralen Experten sind Problem und Lösung unstrittig (siehe auch Architektur als Risikogeschäft ). Ein Dauerthema ist die Honorierung unserer Leistungen. Der Novellierung der HOAI vor einem Jahr ging ein mehrjähriger Kraftakt voraus, um der hohen Komplexität und wirtschaftlichen Bedeutung gerecht zu werden. Mit der neuen HOAI sind Leistungsanforderungen und Honorare parallel gestiegen. Jetzt ist eine genaue Beobachtung der Praxis und der Rechtsprechung gefragt.

All das erfordert viel Fachkunde, Zeit und Kapazitäten. Wir können es nur leisten, weil wir mit den Architektenkammern ein starkes System der beruflichen Selbstverwaltung besitzen. Dieses wird von Ihnen, den Kammermitgliedern, getragen – ganz besonders von denen, die sich neben der Berufsarbeit auch noch aktiv für unseren Stand engagieren. Sei es in lokalen Kammergruppen, in Ausschüssen oder Projektgruppen, der Vertreterversammlung, im Vorstand der Kammer Ihres Landes oder in einem Gremium der Bundesarchitektenkammer. Ein knappes Jahr nach der Wahl zur Präsidentin der Bundesarchitektenkammer möchte ich allen Engagierten in Bund und Ländern herzlich für ihre Arbeit danken. Sie beweisen, dass auch bei starker beruflicher Belastung der Einsatz für Baukultur und Berufsstand möglich und bereichernd ist. Das ist die beste Absicherung, die wir uns für die Zukunft selbst geben können.

Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer.

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