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[ Wettbewerb ]

Bodenwerte

Ein Gewerbepark am neuen Berliner Flughafen erhält ein ambitioniertes Gestaltungskonzept.

Kompakt und urban: Nordöstlich des künfti­gen Berliner Flughafens soll ein Areal kompakt mit Büros und Hotels, ein zweites lockeres mit Gewerbeimmobilien bebaut werden.

Ulf Meyer

Früher galten Grundstücke rund um große Flughäfen als nahezu unbrauchbar. Doch in den jüngsten beiden Jahrzehnten haben sie sich zu begehrten Immobilien entwickelt, die verstärkt städtische Funktionen übernehmen. Schon verwenden diverse Flughäfen den Begriff „Airport City“ für das Konglomerat von Hotels, Bahnhof, Bürohäusern, großen Logistik- und Gewerbeflächen.

Im Südosten von Berlin, wo derzeit der Großflughafen „Berlin Brandenburg International“ (BBI) gebaut wird, soll am Nordostrand mit dem „BBI Business Park Berlin“ der größte Gewerbepark der Hauptstadt entwickelt werden. Ein Gutachterverfahren für die ersten beiden Baufelder des über hundert Hektar großen Areals hat das Berliner Büro Pysall Ruge Architekten gewonnen. Die beiden Baufelder bieten Hunderttausende von Quadratmetern Geschossflächen für Büros, Hotels und Läden. Pysall Ruge Architekten gliedern das Gelände in zwei Felder: ein „Business-“ und ein „Service-Quartier“, die durch unterschiedliche Dichten verschiedene Atmosphären bekommen sollen. Im „Business-Quartier“ können acht- bis zehngeschossige Hotels mit Restaurants, Bürohäusern und Läden gebaut werden, während im „Service-Quartier“ nur bis zu fünfgeschossige Büros und Lagerhallen zugelassen werden. Beide Quartiere sollen eine städtische Identität bekommen und durch „spannungsvolle öffentliche Räume“ geprägt werden. Vorgegebene Baumaterialien, besonders für den Bodenbelag, sollen dem Viertel ein einheitliches Bild geben. Der Eingang des neuen Gewerbeparks liegt östlich des heutigen Flughafens direkt an der Bundesstraße 96a. In dem Entwurf erkannte die Jury ein „strategisches Vorbild für die Entwicklung weiterer Baufelder“.

Hoffnung: Die beiden Areale (grün und rot) sollen Anfang einer weit größeren Entwicklung sein.

Der Entwurf für das ambitionierte Berliner Gewerbeprojekt entspricht im Verhältnis von Verkehrsbauten und Stadt dem Trend: Als in Europa das Zeitalter der Eisenbahnen begann, konnten die meisten großen Bahnhöfe nur vor den Toren der Städte gebaut werden. Es dauerte nicht lange, bis um sie herum großstädtische Bahnhofsviertel entstanden, die die neuen Verkehrsknoten mit den Stadtzentren verknüpften. Nicht anders verhält es sich heute mit den großen Flughäfen, die noch deutlich weiter vor den Toren der Stadt liegen, aber längst über ihre reine Funk­tion und Bedeutung für den Flugverkehr hinausgewachsen sind: erst zum intermodalen Verkehrsknoten, an dem man auch bequem auf S- und Regionalbahn und in Fernzüge umsteigen oder auf Schnellstraßen davonfahren kann, dann zum urbanen Wachstumsmotor und Stadtteil eigenen Gewichts. Ihre „neue Zentralität“ außerhalb des Stadtzentrums zieht oft Mieter und Nutzer aus aller Welt an.

Licht: Nachts können landende Fluggäste sie am Licht erkennen

Wenige Minuten vom Gate entfernt sind die geplanten Berliner Gewerbebauten gut für Gäste und Lieferungen zu erreichen. Einst war das Areal unter der Bezeichnung „Baufeld Ost“ östlich des Flughafens Schönefeld Inbegriff der Fehlspekulation. Denn Anfang der 90er-Jahre hatte die öffentliche Hand hier Ackerland als potenzielle Erweiterungsfläche für den Flughafen gekauft. Der Preis erwies sich als völlig überhöht und der neue Flughafen entsteht weiter südlich. Die Berliner Flughafengesellschaft wird das Gelände, das ihr zu 87 Prozent gehört, nun selbst vermarkten. Zwei Drittel der Flächen sind für Gewerbe- und der Rest für Industrieansiedlungen vorgesehen. Um das Gelände nicht dem architektonischen Wildwuchs zu überlassen, hat die Flughafengesellschaft das Gutachterverfahren unabhängig von dem noch ausstehenden Bebauungsplan durchgeführt.

Das Areal wird sogar in die Luft hinein beworben: Nachts wird es besonders beleuchtet, damit im Dunkeln den Alt-Airport Schönefeld anfliegende Passagiere als erstes Stück Stadt den Gewerbepark wahrnehmen.

Dipl.-Ing. Ulf Meyer ist Fachjournalist in Berlin.

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